Norderstedt. Lokal in Garstedt gibt es mehr als 30 Jahre. Wirt Eckhardt Nehrig setzt auf Hausmannskost, große Portionen und günstigen Mittagstisch.
- Eckhardt Nehrig hat 2018 das „Papp Satt“ in Norderstedt übernommen.
- Den Kult-Imbiss in Garstedt gibt es schon seit mehr als 30 Jahren.
- Es gibt vor allem deftige Hausmannskost.
Sterneküche? Die Gäste, die im „Papp Satt“ einkehren, haben andere Wünsche. Sie wollen deftige Hausmannskost, große Portionen, faire Preise. Das bekommen sie im Kult-Imbiss im Norderstedter Ortsteil Garstedt, gelegen am Übergang der Niendorfer Straße in den Friedrichsgaber Weg, mit einem kleinen Lattenzaun an der Vorderfront, einer rot-weiß gestreiften Markise sowie einem Wintergarten für etwa 30 Personen – Campingplatz-Charme. An Herd und Pfanne steht Imbiss-Wirt Eckhardt Nehrig, der mit seinem Team ein Angebot bietet, das es so in der Stadt kein zweites Mal gibt.
Der gelernte Fleischer kaufte den Imbiss im Januar 2018 einem guten Bekannten ab. In den Jahren zuvor stand Nehrig in diversen Supermärkten an der Fleischtheke, brachte es bis zum Abteilungsleiter. Irgendwann landete er dann beruflich beim Selgros-Großhandel, wo er immer noch einen Tag in der Woche arbeitet. Hier knüpfte er Kontakte zu Gastronomen.
„Papp Satt“ in Norderstedt: Inhaber erfüllte sich 2018 einen Traum
„Im Prinzip war es schon immer mein Traum, einen eigenen Laden zu haben“, sagt der 58-Jährige. Einmal stand er kurz davor, im Hamburger Hafen einen Imbiss zu übernehmen „Das war allerdings noch zu früh, damals habe ich kalte Füße bekommen. Ich hatte einen sicheren Job, meine Frau Sevim auch – wir haben uns zu diesem Zeitpunkt schlicht und einfach nicht getraut.“
Im Dezember 2017 war das anders. „Ich hatte einen Monat Bedenkzeit, um das ,Papp Satt‘ zu übernehmen.“ Einen Kult-Laden also, der früher „Garstedter Imbiss“ hieß und schon seit 30 Jahren existiert. Nach Abwägung aller Vor- und Nachteile wagte Nehrig den Sprung ins kalte Wasser. Einen Schritt, den er bis heute nicht bereut hat. „Es ist ein harter Job, es gibt sehr viel zu tun, macht aber auch unglaublich viel Spaß“, sagt er. Wenngleich er bekennt: „Reich wird man damit nicht. Aber wir sind zufrieden.“
„Mit einem Asia-Imbiss oder einer Döner-Bude würden wir untergehen“
Die Öffnungszeiten haben sich unter seiner Regie leicht verändert. Statt um 6 Uhr („Es lohnt sich nicht, um diese Zeit den Laden für drei Leute aufzumachen, die nur einen Kaffee trinken wollen!“) gibt es nun zwei Stunden später Frühstück, den täglich wechselnden Mittagstisch ab 11 Uhr. Am meisten los ist von 12 bis 14 Uhr.
Nehrig hat aus guten Gründen das bestehende Hausmannskost-Konzept seines Vorgängers übernommen. „Mit einem Asia-Imbiss oder einer Döner-Bude würde man an diesem Standort gnadenlos untergehen und könnte den Laden sofort dichtmachen.“
Kult-Imbiss Norderstedt: Am Anfang war es eine Achterbahnfahrt
Über ein derartiges Krisenszenario muss sich der Selfmade-Gastronom keine Gedanken machen; die Tücken seiner Branche hat er allerdings schon zur Genüge kennengelernt. Vor allem die Zeit nach der Geschäftsübernahme hat ihn geprägt, sie ähnelte einer Achterbahnfahrt. „Zu Beginn hat es erheblich geruckelt, anschließend ging es deutlich bergauf – doch dann kam Corona, das hat uns hart getroffen“, sagt Eckardt Nehrig, „aber mittlerweile haben wir die Talsohle durchschritten.“
Futtern wie bei Muttern, das trifft in Garstedt den Nerv der Kundschaft. Doch was wird im „Papp Satt“ denn nun eigentlich, gekocht, frittiert und gebrutzelt? Der Imbiss hat zwei Speisekarten: Eine für die Basics: Belegte Brötchen, diverse Currywurst-Sorten (das große Exemplar gibt‘s für nur 4,50 Euro), hausgemachte Frikadellen (je nach Geschmacksrichtung zwischen 3,50 und 5,40 Euro), Schnitzel (5,50 bis 7,40 Euro), Salate, fünf Pommes-Frites-Sorten und Sonstiges.
Schaschlik, Sauerfleisch, Rindergulasch
Unter dieser Überschrift werden Schaschlik, Bratkartoffeln pur (je 4,50 Uhr), Bauernfrühstück (9,50 Euro), drei Spiegeleier oder Sauerfleisch mit Bratkartoffeln (8,90 Euro bzw. 9,50 Euro) und halbe Hähnchen (das Stück für 6 Euro) angepriesen. Nicht fehlen dürfen natürlich die Getränke, Hochprozentiges wird allerdings nicht ausgeschenkt.
Das Mittagessen variiert von Tag zu Tag, von Woche zu Woche, kalkuliert wird mit 20 bis 30 Portionen. Der Firmenchef ist um Abwechslung im Speiseplan bemüht und achtet auf saisonale Besonderheiten, wie etwa die demnächst beginnenden Dithmarscher Kohltage.
Auf den Tisch kommen Klassiker wie Königsberger Klopse, Schweinshaxe, Putenschnitzel- und Geschnetzeltes, Hack- und Schweinebraten, Nackensteaks, Kasseler, Kohlrouladen, Grünkohl, Labskaus. Aber auch Spaghetti Carbonara und Bolognese oder Gyros. Ebenso Rinderrouladen, Kalbsschnitzel und Roastbeef. Diese aber nur selten, weil das Fleisch im Einkauf vergleichsweise teuer ist. Auf die Frage nach dem Renner im Verkauf muss Eckhardt Nehrig nicht lange überlegen: „Das ist unser Rindergulasch!“
Eckhardt Nehrig beginnt um 5 Uhr
Der Inhaber wickelt das Geschäft (geöffnet ist von Montag bis Freitag) zusammen mit seiner Frau und zwei Aushilfskräften ab. Er ist dabei das Mädchen für alles, steht um 5 Uhr auf, schmiert belegte Brötchen, schnippelt Gemüse und Kartoffeln, kocht und brät, kümmert sich um die Vorbereitungen für den restlichen Arbeitstag und legt bei all seinen Tätigkeiten immer großen Wert auf Qualität sowie Quantität auf dem Teller. „Wir machen alles selber, es wird kaum was zugekauft, deshalb kommen die Leute auch“, betont Nehrig. Und ergänzt: „Kein Kunde soll hungrig nach Hause gehen, wenn er bei uns gegessen hat.“
Das Publikum im „Papp Satt“ ist bunt gemischt, die volle Bandbreite. Viele Gäste kennen sich, man isst und klönt. „Es kommen viele Handwerker, Lehrer von der Grundschule Niendorfer Straße, Rentnerinnen und Rentner aus der Nachbarschaft, die keine Lust zum Kochen haben. Aber auch ein Bauunternehmer mit seinem Maybach.“ Und wenn es mal eng werden sollte – im Winter stehen wegen der niedrigen Außentemperaturen wesentlich weniger Sitzplätze als in den anderen Jahreszeiten zur Verfügung, wird wie in einem bayerischen Wirtshaus, ohne zu murren, zusammengerückt. Nehrig: „Das ist fast wie bei einer großen Familie.“
Kult-Imbiss Norderstedt: „Der Chef hat immer ein Lächeln im Gesicht“
Ralf Peters von der Wohnungsbaugesellschaft Adlershorst gehört seit vielen Jahren zu den Stammgästen im „Papp Satt“, macht am Morgen zusammen mit seinem Kollegen Jannik Dabronz gern mal eine kurze Frühstückspause im Imbiss und möchte diesen auf keinen Fall missen. Doch warum eigentlich nicht? „Die Preise hier sind sehr human, außerdem hat der Chef immer ein Lächeln im Gesicht“, sagt er – und beißt genüsslich in sein nur für ihn frisch zubereitetes Mettbrötchen...
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Alle Gerichte im „Papp satt“ gibt es übrigens nicht nur vor Ort im Imbiss, sondern auch „to go“. Auf Wunsch wird zudem nach Bestellung unter 040/528 26 70 an Firmen in der Umgebung geliefert.