Norderstedt. Am Sonntag öffnet das Restaurant „Zum Griechen“ zum letzten Mal. Warum die Inhaber aufhören – und was mit dem Lokal passiert.
- Das Traditionslokal „Zum Griechen“ in Norderstedt schließt nach 34 Jahren
- Viele Gäste von Kostas sind überrascht und traurig
- Das Gastronomiegeschäft sei schwer geworden, sagen die Inhaber
Drei Stunden, bevor sie ihre Gäste empfangen, putzen Maria Tsirtsaki und Kostantinos Sotirakis am Sonntagmittag die Räume ihres Restaurants „Zum Griechen“. Die Tische sind bereits eingedeckt, das Essen in der Küche müssen sie noch vorbereiten. Die Abläufe sitzen. Die Handgriffe sind routiniert. Schließlich betreiben sie ihre Gastronomie schon seit mehreren Jahrzehnten. Aber langsam stellt sich ein komisches Gefühl bei ihnen ein. Denn vor ihnen liegen nur noch wenige Tage. Nach 34 Jahren, drei Monaten und 18 Tagen – Sotirakis hat genau nachgerechnet – schließt das Ehepaar sein Traditionslokal an der Ochsenzoller Straße in Norderstedt. Am Sonntag, 28. Juli, öffnet es ein letztes Mal. Dann geht eine Ära zu Ende.
„Man soll gehen, wenn es am schönsten ist. Der Zeitpunkt ist gekommen“, sagt Kostantinos Sotirakis, der von seinen Stammgästen nur „Kostas“ genannt wird. Für sie bricht nicht nur ein griechisches Restaurant mit leckerem Essen weg. Vielmehr fühlt es sich für viele an, als würden sie ihr zweites Zuhause verlieren. „Unsere Gäste sind sehr traurig. Einige können es gar nicht glauben und haben sogar geweint, als sie erfahren haben, dass wir schließen“, berichtet der 63-Jährige.
Restaurant „Zum Griechen“ in Norderstedt schließt – Nachfolger bereits gefunden
Die meisten seiner Kunden, von denen er viele zu seinen Freunden zählt, kennt er mit Namen. Sie teilen ihre Lebensgeschichten mit ihm, Höhen und Tiefen. Kostas ist nicht einfach nur ein Wirt, der Essen und Getränke an den Tisch bringt. Er hört zu, nimmt Anteil, ist manchmal auch Seelsorger. Vor allem möchte er seinen Gästen aber eine unbeschwerte Zeit bescheren, ihnen Freude bereiten. „Wir hatten immer sehr viel Spaß miteinander“, erinnert sich der Grieche, der in einem kleinen Ort nahe der türkischen Grenze aufgewachsen und vor mehr als 40 Jahren nach Norderstedt gekommen ist.
Die Räumlichkeiten des Restaurants bleiben. Eine indische Familie wird sie zum 1. August übernehmen und weiterhin griechische Spezialitäten anbieten. Aber Kostas und seine Ehefrau Maria gehen. Und damit auch ein Stück weit die Seele des Lokals. Es wird an den Nachfolgern liegen, eine neue Tradition zu etablieren.
Kostas: „Das Gastronomiegeschäft ist schwer geworden“
Während des Gesprächs mit dem Abendblatt klopft eine Stammkundin an das noch geschlossene Restaurant. Natürlich öffnet Maria Tsirtsaki die Tür. „Es war immer schön bei dir“, sagt die 90-Jährige und nimmt Kostas in den Arm. Mit seinem Abschied ist sie nicht einverstanden. Aber für ihn war er unausweichlich.
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„Das Gastronomiegeschäft ist schwer geworden“, sagt er, „nach Corona hat sich vieles verändert. Die Menschen sind zurückhaltender geworden und alles ist teurer. Aber das größte Problem ist, Personal zu finden.“ Kostas fürchtet, dass noch weitere Restaurants in Not geraten werden. Seine Frau Maria arbeite seit sechseinhalb Jahren ohne Chefkoch in der Küche. „Wir müssen auf unsere Gesundheit achten. Wir beschäftigen uns schon seit zwei Jahren mit dem Gedanken aufzuhören, weil ich nicht mehr so fit bin“, sagt Kostas.
Ehepaar betreibt Hotel in Griechenland
Nach der Übergabe des Ladens reist das Paar erst einmal nach Griechenland. Auf der Halbinsel Chalkidiki betreibt es schon seit vielen Jahren ein Hotel. Etliche Norderstedter verbringen in der Appartment-Anlage ihren Sommerurlaub. Wenn die Saison Ende Oktober vorbei ist, kommt es zurück nach Deutschland. „Wir bleiben natürlich hier“, sagt Kostas.
All die Jahre, die er sein Restaurant aufgebaut und mit Leben gefüllt hat, bezeichnet er als „die schönste Zeit meines Lebens“. „Wir haben alles erreicht, was wir wollten. Ich habe mir gewünscht, eine Existenz aufzubauen und eine Familie zu gründen. Das habe ich geschafft“, sagt Kostas, der emotionale Worte wählt, sich nach außen aber trotzdem cool gibt.
Für Sonntag, den Tag des Abschiedes, hat er nichts Besonderes geplant. „Es läuft alles normal. Alle bekommen ihren Ouzo“, sagt er und lacht. „Wir sind am Ende eines Abends immer mit Freude und einem Lächeln nach Hause gegangen.“ Und genau das wünscht er sich auch für seinen letzten Arbeitstag in seinem Restaurant.