Bad Bramstedt/Norderstedt. Norderstedter IGPmedical will Klinikum mit 1000 Beschäftigten erhalten und ausbauen. Jetzt müssen nur noch die Gläubiger zustimmen.

„1000 Arbeitsplätze gerettet!“ Es ist der erste Satz einer Mitteilung von Jens Ritter, dem Geschäftsführer des Klinikums Bad Bramstedt am Donnerstag. Er gab damit bekannt, dass die Norderstedter Firma IGPmedical das insolvente Krankenhaus mit seinen Standorten in Bad Bramstedt und Hamburg gekauft habe. Damit seien der Klinikbetrieb und die Versorgung von 13.000 Patienten pro Jahr gesichert. Auch das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) im Klinkum werde übernommen.

Ritter spricht von einer wegweisenden Investorenvereinbarung. Damit sei der Weg frei für einen Vergleich mit den Gläubigern. Sie müssen dem Deal noch zustimmen. Dazu gehören nach Abendblatt-Informationen die Haspa, die Sparkasse Südholstein und die Sydbank. Dass alle Forderungen der Gläubiger mit der Übernahme erfüllt werden, gilt unter Branchenkennern als nahezu ausgeschlossen.

Gerettet! Norderstedter Firma übernimmt insolventes Klinikum

Geschäftsführer Jens Ritter bleibt im Amt.
Geschäftsführer Jens Ritter bleibt im Amt. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Der Klinik-Geschäftsführer betont, dass unter dem neuen Eigentümer kein Personalabbau vorgesehen sei. Außerdem biete die Übernahme die Voraussetzung für den Neubau eines Gesundheitsquartiers am jetzigen Standort. Die Investoren haben darüber hinaus angekündigt, das Kurhaustheater zu erhalten, das von der Stadt als Mieter für Kulturveranstaltungen genutzt wird.

Das Klinikum hat sich auf die Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparats spezialisiert und konnte sich von den Rückgängen der Einnahmen während der Corona-Pandemie nicht erholen. Hinzu kamen Kosten durch die gestiegenen Energiepreise. Die Höhe der Verbindlichkeiten soll bei knapp 20 Millionen Euro gelegen haben. Zunächst hatte das städtische Friedrich-Ebert-Krankenhaus (FEK) in Neumünster Interesse am Akutbereich des Klinikums mit seinen 146 Betten angemeldet. Den Reha-Bereich mit 450 Betten wollte eine Düsseldorfer Tochtergesellschaft der IGP-Holding übernehmen.

Als sich jedoch das FEK nach einem Beschluss der Ratsversammlung zurückzog, tauchte die neu gegründete Norderstedter IGPmedical auf und legte ein Angebot für beide Bereiche vor, das jetzt akzeptiert wurde.

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„Ich freue mich, dass wir mit der IGPmedical einen so kompetenten und erfahrenen Partner gewinnen konnten, der sich sowohl in der medizinischen als auch baulichen Projektentwicklung hervorragend auskennt. Besonders beeindruckt bin ich von der Loyalität, Treue und Verbundenheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagte Ritter. Er sei stolz darauf, dass das Klinikum während des 17 Monate dauernden Insolvenzverfahrens zu keiner Zeit den Betrieb einzelner Stationen einstellen musste. Ritter und Klinikdirektorin Claudia Meixner behalten ihre Posten.

IGPmedical
Die IGPmedical hat ihren Sitz in einem Gewerbegebiet an der Mühlenstraße in Norderstedt. © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

Für Aufsehen hatten vor wenigen Tagen die Brüder Bill und Tom Kaulitz mit ihrem Podcast „Kaulitz Hills“ gesorgt. Darin hatten sie angedeutet, dem insolventen Klinikum helfen zu wollen. Die Mitglieder der Band Tokio Hotel und ehemalige DSDS-Juroren hatten im Gespräch das Klinikum für seine Arbeit gelobt. Mehrfach hatten die Zwillinge dort inkognito einen rheumakranken Verwandten besucht. Klinik-Direktorin Meixner hat Kontakt mit dem Patienten aufgenommen und begrüßt die Ankündigung der Brüder.

Klinikdirektorin will neues Rheuma-Zentrum gründen

Wenn das Klinikum mit seinen 1000 Beschäftigten und 13.000 Patienten gerettet ist, könnte möglicherweise auch der Ausbau der Rheumatologie folgen. Die Führung der Klinik will dafür ein eigenes Zentrum im Haus aufbauen. „Wir wollen die Versorgung der Patienten sichern“, sagt Claudia Meixner. Sie sorgt sich, dass die Krankenhausreform von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) die Allgemeinkrankenhäuser stärken wird, aber nicht spezialisierte Kliniken wie in Bad Bramstedt. Von einem Rheuma-Zentrum mit medizinischer Kompetenz und Forschung würde vermutlich auch die Verwandte der Kaulitz-Brüder profitieren.

Michael Schütte, Generalhandlungsbevollmächtigter im Insolvenzverfahren des Klinikums Bad Bramstedt, ist sich sicher, nun eine Lösung im Sinne der Mitarbeiter, Patienten und „natürlich der Gläubiger“ vorzulegen. „Wir sind davon überzeugt, nach einer Zustimmung zum Insolvenzplan die Voraussetzungen zur Sicherung des Fortbestands des Hauses erreicht zu haben.“ Dr. Stefan Engels und Yenna Haack, die neuen Gesellschafter der IGP medical, seien bereit, mit der Übernahme der Kliniken und der Liegenschaften ihre Expertise und Ressourcen in Bad Bramstedt „umfassend einzusetzen und die erfolgreiche Zukunft des Klinikums fortan zu unterstützen. Schütte: „Wir freuen uns, nunmehr Teil dieser wichtigen Entwicklung zu sein.“