Bad Bramstedt. Tokio-Hotel-Stars sprachen im Podcast „Kaulitz Hills“ über Klinikum Bad Bramstedt. Dort reibt man sich nun verwundert die Augen.

Für das angeschlagene Klinikum Bad Bramstedt, das seit mehr als einem Jahr in einem Insolvenzverfahren steckt, war diese prominente Unterstützung wie ein warmer Regen aus dem Nichts. Die Glamour-Zwillinge Tom und Bill Kaulitz, Sänger der international erfolgreichen Band Tokio Hotel und derzeit Podcast- und Netflix-Stars, sprachen einer Folge des Podcasts „Kaulitz Hills – Senf aus Hollywood“ besorgt über die Probleme der Klinik und bekannten sich als große Freunde der Klinik.

Da die Kaulitz-Twins mit ihrem „Senf“ gerade die Podcast-Charts bei Spotify und in ganz Deutschland anführen, erreichte die Botschaft extrem viele Menschen. Die Begeisterung der beiden für das Klinikum in Bad Bramstedt hat ihren Ursprung in der Familie Kaulitz.

Bill und Tom Kaulitz: Warum ihnen das Klinikum Bad Bramstedt so viel bedeutet

In der Folge „Twister der Verführung“ sagt Bill (ganz am Ende bei 1:06:10), dass er noch in „eigener Sache ´ne kleine Sache“ anbringen wolle. „Und zwar ist es so, dass es bei uns in der engen Familie jemanden gibt, der stark rheumakrank ist und immer in dieses Krankenhaus geht, darum sind wir dem sehr verbunden, und zwar ist es das Fachklinikum Rheumatologie Bad Bramstedt.“

Tom und Bill finden das Fachklinikum „ganz, ganz toll“ und Bill war sogar neulich zu Besuch dort, wie er berichtet. Anscheinend hat er seine Präsenz im kleinen Bad Bramstedt gut geheim gehalten. Denn wäre es publik geworden, dass der Tokio-Hotel-Star im Klinikum abhängt, hätte es bestimmt einen nicht unwesentlichen Fan-Auflauf gegeben.

Tom sagt, das Klinikum habe sich auf Rheumatologie spezialisiert und es gebe einfach nicht viele Krankenhäuser dieser Art in Deutschland. „Das ist ein anerkanntes Kompetenzzentrum, wirklich eine Fachklinik. Und es ist jetzt so, dass die ganz, ganz dringend finanzielle Unterstützung brauchen!“

Klinikum Bad Bramstedt: Insolvenzverfahren seit über einem Jahr

Da spielen die beiden auf das laufende Insolvenzverfahren an, in dem das Klinikum steckt. Nach dem überraschenden Ausstieg des FEK Neumünster als Betreiber der Akutklinik ist die Suche nach möglichen Investoren für das Haus mit 1000 Angestellten und 13.000 Patientinnen und Patienten wieder völlig offen. Der Investor IGP med, der ursprünglich nur den Reha-Bereich des Klinikums übernehmen wollte, bietet nun an, das gesamte Haus zu übernehmen und weiterzuentwickeln.

Doch so tief stecken die beiden Kaulitz-Brüder in den Hollywood-Hills von Los Angeles wahrscheinlich nicht in der Materie. Sie gehen davon aus, dass die Klinik nach wie vor von einer möglichen Schließung betroffen sein könnte und wollen nun helfen. „Da es so ist, das unser Familienmitglied schon seit vielen, vielen Jahren dahin geht und es eines dieser Krankenhäuser ist, in dem sich die Leute wirklich kümmern, sich auskennen, ganz gut betreuen und sich ganz viele erkrankte Menschen darauf verlassen, wollen wir hier einen Aufruf starten“, sagen die Zwillinge in ihrem Podcast.

Tom und Bill Kaulitz rufen Investoren auf, sich zu melden

„Wenn es jemanden gibt, der sich in dem Bereich auskennt, der Medizininvestoren kennt, die Stadt Bad Bramstedt oder was oder wer auch immer – wenn es da Leute gibt, die sich richtig gut auskennen und die helfen wollen, die die Klinik retten, halten und womöglich noch ausbauen wollen, und wenn wir irgendwas dazu beitragen können, dann können wir das hier im Podcast kurz besprechen“, bieten die Zwillinge an. „Es gibt wahnsinnig viele Pläne, die sie in der Klinik in Zukunft umsetzen möchten“, sagt Tom Kaulitz.

Außerdem machen sie auf einen Tag der offenen Tür im Klinikum aufmerksam, am 16. November, an dem man sich das Klinikum ganz genau anschauen könne. Das beste wäre es natürlich, wenn die beiden für den 16. November ein Benefizkonzert von Tokio Hotel in Bad Bramstedt ansetzen würden. Nur so eine Idee.

Reaktionen in Bad Bramstedt

Claudia Meixner, Direktorin des Klinikums Bad Bramstedt kann sich Hilfe in Form von Spenden oder eine Stiftung vorstellen, um die Behandlung von Rheumakranken zu verbessern. Dass die Zwillinge sich einem großen Publikum gegenüber überaus positiv für die Therapie und den freundlichen Umgang der Mitarbeiter mit Patienten geäußert haben, ist nach Meixners Einschätzung „Gold wert“: „Das ist positiv für die Mitarbeiter und die Patienten. Alle fühlen sich mitgenommen.“

Klinik-Direktorin Claudia Meixner freut sich über die Podcast-Folge der Kaulitz-Zwillinge.
Klinik-Direktorin Claudia Meixner freut sich über die Podcast-Folge der Kaulitz-Zwillinge. © Klinikum Bad Bramstedt | Klinikum Bad Bramstedt

Dass die beiden Promis im Klinikum für einen Krankenbesuch zu Gast gewesen sind, erfuhren Claudia Meixner und ihre Kollegen erst durch den Podcast und den Reaktionen in den Medien. „Wir hatten davon keine Kenntnis“, sagt die Klinikdirektorin, die jetzt im Kontakt mit dem Verwandten der Brüder steht, jedoch nicht mit ihnen direkt. „Wir warten jetzt ab, welche Ideen kommen“, sagte sie. „Eine Unterstützung wäre wünschenswert.“

Auch in der Politik stößt die Idee von Bill und Tom Kaulitz auf Interesse. „Mit großer Überraschung haben wir zur Kenntnis genommen, dass Bill und Tom Kaulitz aus privaten und familiären Gründen das Klinikum Bad Bramstedt unterstützen wollen. Da es aber nicht die richtige Zeit für Spekulationen ist, halten wir uns erst einmal zurück“, teilt der CDU-Ortsverband mit.

„Wir werden zur richtigen Zeit von kommunalpolitischer Seite her aus alles in unserer Macht stehende tun, um unser Klinikum nicht nur zur erhalten sondern es gemeinsam mit den Investoren für die Zukunft zu entwickeln. Als Norddeutsche bewahren wir aber erst einmal einen kühlen Kopf und wollen allen Beteiligten die notwendige Ruhe geben, alle wichtigen Gespräche zu führen.“