Bad Bramstedt. Zwei Investoren sollten den Akut- und Rehabereich übernehmen. Doch der Plan könnte an der Finanzierung scheitern.
Das insolvente Klinikum Bad Bramstedt ist gerettet, die Arbeitsplätze bleiben erhalten, und die Versorgung der Patienten wird sichergestellt. Das jedenfalls wurde den Beschäftigten im Dezember des vergangenen Jahres während einer Mitarbeiterversammlung mitgeteilt. Dort war von einer wegweisenden Vereinbarung die Rede, die den Fortbestand des Klinikums sichere. Doch nun könnte der ursprüngliche Plan noch platzen.
Zwei Investoren sollen künftig den Akut- und den Reha-Bereich übernehmen. Die Akutversorgung mit 146 Betten und 380 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern soll das städtische Friedrich-Ebert-Krankenhaus (FEK) in Neumünster übernehmen. Das FEK hatte schon vor Monaten Interesse an der Übernahme signalisiert. Die entscheidende Sitzung fand am 19. Dezember in der Ratsversammlung in Neumünster statt. Die Stadt beschloss als Träger des Krankenhauses die Fortführung des Bramstedter Akutbetriebs unter der Regie des FEK.
Klinikum Bad Bramstedt: Verkauf könnte an Finanzierung scheitern
Auch für den Reha-Bereich mit 450 Betten sowie die Liegenschaften und die zugehörigen Tochtergesellschaften wurde eine Lösung gefunden. Die Verantwortung dafür liegt künftig bei der IGPmed GmbH aus Düsseldorf, Betreiberin von medizinischen Einrichtungen und Projektentwicklerin. Die Leitung des Rehabilitationsbereichs bleibt im Klinikum beim jetzigen Geschäftsführer Jens Ritter. Die Verantwortung für den Akut-Bereich muss er abgeben.
So war es zumindest angedacht. Und bisher schien alles in trockenen Tüchern und nur noch eine Frage der Formalitäten zu sein. Allerdings tauchten nun Gerüchte auf, dass das FEK doch noch abgesprungen sei. Schon im Februar ist bekannt geworden, dass sich die Finanzierung schwerer als gedacht darstellt und die Kreditinstitute neue Anforderungen erhoben haben.
FEK Neumünster will sich nicht an Spekulationen beteiligen
Von einem geplatzten Deal weiß der Generalbevollmächtigte des Insolvenzverwalters, Michael Schütte, auf Anfrage des Abendblattes allerdings nichts: „Die Finanzierung ist noch nicht gesichert, es finden weiterhin enge Gespräche mit den Kreditinstituten statt“, sagte der Wirtschaftsjurist.
Auch das FEK selbst wollte sich an den Spekulationen nicht beteiligen: „Die Gremien des FEK befassen sich intensiv mit dem Vorgang Klinikum Bad Bramstedt (KBB). Gegenwärtig ist eine Gremienentscheidung mit einer Empfehlung an den Gesellschafter, der Stadt Neumünster, noch nicht getroffen worden“, teilte Unternehmenssprecherin Maren von Dollen schriftlich mit.
Der zweite Investor, die IGPmed GmbH hingegen soll laut Michael Schütte die Finanzierung bereits sichergestellt haben. „Das ist ein großer Schritt“, kommentierte er den Vorgang. Das Klinikum Bad Bramstedt äußerte sich zu den aktuellen Vorgängen bisher nicht.
Bad Bramstedt: 100 Gläubiger warten auf ihr Geld
Investoren und Insolvenzverwalter zeigten sich im Dezember noch hochzufrieden mit dem angedachten Vorgehen. „Mit dem Konzept können am Standort Bad Bramstedt alle Gesellschaften und Geschäftsbereiche auf dem vorhandenen Klinikareal in der Patientenversorgung unter Erhalt sämtlicher Arbeitsplätze in vollem Umfang fortgeführt werden“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Die unterzeichnete Investoren-Vereinbarung bildete die Grundlage für einen gerichtlichen Vergleich mit den Gläubigern des Klinikums.
Bis Ende Januar 2024 sollte ein Insolvenzplan vorliegen, in dem die Ansprüche ans Klinikum definiert werden. Die Zahl der Gläubiger liegt bei etwa 100 mit unterschiedlich hohen Forderungen. Dazu gehören zwei Sparkassen. Die Gesamtforderung der Gläubiger soll bei etwa 90 Millionen Euro liegen. Das Klinikum genießt bundesweit einen guten Ruf als großes Fachkrankenhaus für Erkrankungen des Bewegungsapparats.
Jens Ritter sagte im Dezember über die Einigung mit dem FEK: „Die Entscheidung, unseren Akut-Bereich an Neumünster abzugeben, beruht auf zahlreichen überzeugenden Gesprächen und der sehr guten Zusammenarbeit im 6K-Verbund und war gut überlegt.“ Im 6K-Verbund arbeiten seit Jahren mehrere Kliniken aus Schleswig-Holstein zusammen. Die Entscheidung sei richtungsweisend für die kommenden Gesundheitsreformbemühungen.
Die Vereinbarung sei außerdem eine wichtige Voraussetzung für die Entwicklung eines Gesundheitsquartiers in Bad Bramstedt. Dahinter verbirgt sich der Plan, die weit verstreuten Gebäude und Anlagen auf dem Komplex des Klinikums in einem Gebäude zusammenzufassen. Dafür werden weiter Investoren gesucht.
Jetzt kann das Klinikum ökonomisch saniert werden
„Es war für die Geschäftsführung und uns von höchster Priorität, den Mitarbeitern wie auch den Patienten eine nachhaltige und langfristig wirtschaftlich tragfähige Lösung für die Zukunft der Behandlungs- und Geschäftsbereiche des Klinikums vorzulegen“, sagte Rechtsanwalt Rainer Eckert, Generalhandlungsbevollmächtigter im Verfahren des Klinikums Bad Bramstedt. „Wir sind davon überzeugt, nun gemeinsam das bestmögliche Ergebnis für die ökonomische Sanierung und zur Sicherung des Fortbestands des Hauses erreicht zu haben.“
Kerstin Ganskopf, Geschäftsführerin des FEK, lobte vor einigen Monaten noch die Synergien, die sich aus der künftigen Zusammenarbeit ergeben. Die Spezialisierung in Bad Bramstedt lasse sich hervorragend mit den Kompetenzen des FEK verbinden, speziell in den Bereichen der Radiologie, Orthopädie, Unfallchirurgie, Geriatrie, Rheumatologie und der inneren Medizin. Auch bei Stefan Engels, Geschäftsführer der IGPmed, war die Freude groß: „Nach intensiven Gesprächen mit den verantwortlichen Akteuren im Klinikum und FEK sind wir von der erfolgreichen Zusammenarbeit überzeugt.“
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Mit einer Einigung würde sich die Gesellschafterstruktur des Klinikums verändern. Bislang war die Deutsche Rentenversicherung Nord größte Gesellschafterin. Sie hatte bereits vor Jahren angekündigt, ihre Anteile abzugeben. Weitere Gesellschafter sind die Stadt Bad Bramstedt und das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE). Beim Klinikum handelt es sich um einen gemeinnützigen Konzern mit elf Fachkliniken unter einem Dach. Jährlich lassen sich über 13.000 Patienten im Klinikum behandeln, davon etwa 7000 im Rehabilitationsbereich und 6000 im Klinikbereich.