Norderstedt. Rücksichtlose Radfahrer und pöbelnde Spaziergänger: Rund um den Stadtparksee schwelt der Streit um die korrekte Nutzung der Wege.

Noch ist das Wetter sommerlich – und für viele Norderstedter gibt es keinen schöneren Aufenthaltsort als den Stadtpark. Aber für manche Besucher wird die Freude getrübt, und zwar durch einen Konflikt zwischen unterschiedlichen Nutzergruppen. Zwischen Fußgängern und Radfahrern gibt es immer wieder Ärger.

Besonders auf dem großen Rundweg um den Stadtparksee fragen sich die Besucherinnen und Besucher: Wer hat hier eigentlich welche Rechte? Ist der betonierte „Loop“, der rund um den See einen Teil des Weges ausmacht, ein Radweg? Kann hier jeder in die Pedale treten, wie er will?

Stadtpark Norderstedt: Radler und Fußgänger im Dauerkonflikt

Ein Ortsbesuch zeigt, dass das Problem offenbar viele bewegt, besonders ältere Menschen. Etwa den Norderstedter Günter Szymkowiak, der auf der Seepromenade unterwegs ist: „Ja, das ist ein Problem!“, sagt der Rentner, der mehrmals in der Woche im Stadtpark spazieren geht. „Die Disziplin der Radfahrer ist äußerst mäßig. Viele überholen mich, ohne zu klingeln. Da funktioniert die Rücksichtnahme einfach nicht.“ Manche seien sehr schnell unterwegs, würden „mit Rennrädern um den See herumfauchen.“

Ähnlich denkt die Norderstedterin Franziska Hug, die an diesem Tag mit ihrem Hund an der Seepromenade Gassi geht. „Es ist leider überall hier ein Problem mit den Radfahrern. Ich bin schon von einem umgenietet worden, entschuldigt hat er sich natürlich nicht.“ Anastasia Kortshagen aus Poppenbüttel, die uns kurze Zeit später entgegen kommt, pflichtet bei: „Ohne E-Bikes und Roller wäre es vielleicht besser im Park.“

„Man sieht oft nicht genau, was der Radweg und was der Fußweg ist“

Klartext zur Situation findet man auch im Internet. Nutzerinnen und Nutzer des Stadtparks Norderstedt sprechen in sozialen Medien über Radfahrer, die einen im Stadtpark „gnadenlos umnieten“. Fahrradfahrer hingegen kritisieren Fußgänger, die den ganzen Weg für sich beanspruchen würden oder über solche, die mit dem Smartphone in der Hand telefonieren und „nix mitbekommen.“

Birthe Gerdau und Manuela Kopp sind an diesem Tag mit ihrem Rädern in den Norderstedter Stadtpark gekommen. Um den See rasen sie nicht, vielmehr sitzen sie sehr entspannt am Ufer. Aber dass es Konflikte gibt, haben sie auch mitbekommen: „Die Leute sind unentspannter als früher, das merkt man auch im Straßenverkehr“, sagt Birthe Gerdau, die in Henstedt-Ulzburg wohnt. Kopp, sie ist aus Kisdorf, führt die Probleme im Stadtpark auch auf eine aus ihrer Sicht unklare Regelung zurück: „Man sieht oft nicht genau, was eigentlich der Radweg und was der Fußweg ist.“ Gerdau pflichtet bei: „Das ist nicht eindeutig.“

Stadtpark-Manager: „Wir haben nur geteilte Wege im Park“

Tatsächlich gibt es gar keine ausgewiesenen Rad- und Fußwege im Stadtpark. „Wir haben nur geteilte Wege im Park“, stellt Kai Jörg Evers klar, Geschäftsführer der Stadtpark Norderstedt GmbH. In der Parkordnung ist klar geregelt, dass auch „Inline-Skates, Skateboards und Fahrräder“ auf den „befestigten Wegen und Flächen“ benutzt werden dürfen. Allerdings sind die Parkwege auch „vorrangig für Fußgänger bestimmt.“ Diesen Vorrang unterstreicht Kai Jörg Evers, es ist also zunächst einmal an den Radfahrern, Rücksicht zu nehmen.

Das Problem, dass es immer wieder mal Ärger gibt, ist ihm natürlich bekannt. „Das ist seit Jahren konstant gleichbleibend, im Sommer gibt es natürlich etwas mehr Streits, weil mehr Leute den Park nutzen.“ Beschwerden über rücksichtslose oder zu schnelle Radler gebe es immer wieder, und auch er selbst sei kürzlich von einem E-Bike-Fahrer fast umgerast worden. Ein Problem: „Viele Radfahrer identifizieren den Betonweg um den See als Radweg. Das ist er aber nicht.“

Stadtpark Norderstedt: Ordnungsdienst kann Parkverbote aussprechen

Der Ordnungsdienst spreche zum Teil Radfahrer an, ermahne sie auch. Und in bestimmten Wiederholungsfällen könne er auch Parkverbote aussprechen. Das sei allerdings, zumindest bei Fahrradfahrern, noch nie vorgekommen. Anders bei „Hundehaltern, die sich partout nicht an den Leinenzwang halten wollen.“

Von einem allgemeinen Radfahrverbot, wie das zum Beispiel im Hamburger Park „Planten un Blomen“ gilt, hält Evers indes nichts. „Teile der öffentlichen Radwege-Infrastruktur führen durch den Park“, sagt er. Nur bei Veranstaltungen werde das Radfahren in bestimmten Bereichen verboten, das werde für diese Zeit dann auch ausgeschildert.

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Für überlegenswert hält Evers es, dauerhafte, feste Schilder aufzustellen, die die Nutzungsregeln verdeutlichen und alle zu gegenseitigem „Respekt“ aufrufen. Solche Schilder gibt es zum Beispiel in Hamburg-Hoheluft am Kaiser-Friedrich-Ufer, wo sich auch nicht selten Radfahrer und Fußgänger in die Quere kommen. Über den konkreten Erfolg der Beschilderung ist allerdings nichts bekannt. Und Evers sagt dann auch: „Eigentlich bin ich kein Freund von Überbeschilderung.“

Stattdessen hat er einen „Wunsch“, wie er sagt: „Wenn alle Menschen ein bisschen gelassener und rücksichtsvoller wären, wäre allen geholfen.“