Norderstedt. Zulauf an Mitgliedern beim Mieterverein Norderstedt: Was man beachten muss, wenn der Vermieter plötzlich mehr Geld will.

500 Euro pro Monat Kaltmiete – die Rentnerin wohnt günstig. Nun verlangt der Vermieter einen kräftigen Aufschlag. Doch der Willkür sind Grenzen gesetzt. Die Kappungsgrenze erlaubt eine Mieterhöhung von 15 Prozent innerhalb von drei Jahren. „Aber auch 75 Euro mehr im Monat wie in diesem Fall, das kann Mietern schon erhebliche Probleme bereiten, vor allem älteren Frauen, die oft mit wenig Rente auskommen müssen und sich scheuen, finanzielle Hilfe zu beantragen“, sagt Anette Schütz-Schreiber, Geschäftsführerin des Mietervereins Norderstedt.

Der hat zurzeit reichlich Zulauf. Die Sorgen der Ratsuchenden, die manchmal bis zu Existenzängsten reichten, seien vielfältig. Mietsteigerungen machten einen großen Teil der Beratung aus. Da weise der Mieterverein immer darauf hin, dass die Miethöhe nach dem Aufschlag grundsätzlich die ortsübliche Vergleichsmiete nicht übersteigen dürfe. Orientieren könnten sich Vermieter am Mietpreis von drei vergleichbaren Mietobjekten, die möglichst in direkter Nähe liegen.

Mieten Norderstedt: Vermieter verlangt mehr Geld – was ist erlaubt?

Zweite Möglichkeit seien Gutachten von Ausschüssen und Sachverständigen. Norderstedt bietet ein Instrument, das selbst vor Gericht Bestand hat: den Norderstedter Mietspiegel. Für die Mietinformation wurden annähernd 8700 Daten von frei finanzierten Wohnungen erfasst, unberücksichtigt blieben Sozialwohnungen. „Dies ist ein hoher Prozentsatz des in Frage kommenden, nicht preisgebundenen Mietwohnungsbestandes“, sagte Bernd-Olaf Struppek, Sprecher der Stadtverwaltung, als die Stadt das aktuelle Zahlenwerk Ende 2023 vorgestellt hat.

Differenziert wird nach Wohnungsgröße und Baualter. Daneben spielen für die Miethöhe auch Ausstattung und Lage eine Rolle. Dargestellt ist eine Preisspanne, innerhalb derer sich Vermieter und Mieter einigen sollten. Für eine Einzimmerwohnung mit bis zu 40 Quadratmeter, die nach 2004 gebaut wurde, wird beispielsweise durchschnittlich eine Nettokaltmiete von 15,05 Euro fällig, für eine Vierzimmerwohnung der gleichen Baualtersklasse mit mehr als 92 Quadratmetern hingegen „nur“ 11,63 Euro – Indiz dafür, dass vor allem Single-Wohnungen fehlen.

Wohnraum ist in Norderstedt knapp, die Mieten sind teuer.

Anette Schütz-Schreiber, Geschäftsführerin des Mietervereins Norderstedt.
Anette Schütz-Schreiber, Geschäftsführerin des Mietervereins Norderstedt. © FMG | Claas Greite

Ohnehin ist in Norderstedt Wohnraum knapp, vor allem günstiger. Die Mieten sind teuer. „Das führt dazu, dass sich Menschen, die erfolglos eine Wohnung suchen, verzweifelt an uns wenden“, sagt die Geschäftsführerin des Norderstedter Mietervereins. Auch Mieter, denen ihr Vermieter wegen Eigenbedarf gekündigt hat, stehen vor dem oft unüberwindbaren Hindernis, ein neues Dach über dem Kopf zu finden. Doch da können sie und ihr Team nicht helfen, der Mieterverein ist kein Wohnungsvermittler.

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Helfen können die Berater bei einem anderen Thema, dem sich die Wohnungsgesellschaften gerade widmen: der Sanierung und Modernisierung. So saniert die Hausverwaltung der Hochhäuser über dem Herold-Center gerade die Aufzüge, die Mülltrennung soll verbessert werden. Die Norderstedter Wohnungsbaugenossenschaft Adlershorst baut nicht nur neu, sie hat in den letzten Jahren auch mehr als 100 Wohnungen energetisch aufgewertet und modernisiert.

Vermieter kann Kosten für eine Modernisierung auf Mieter umlegen

Bei den Begriffen „Modernisieren“ und „Sanieren“ wird Anette Schütz-Schreiber vom Norderstedter Mieterverein hellhörig, denn die Kosten dürfen zum Teil auf die Mieter umgelegt werden. „Dabei muss man genau hinsehen und unterscheiden, welche Maßnahmen zur Modernisierung und welche zur Instandhaltung gehören“, sagt Schütz-Schreiber.

Denn für die Instandhaltung sei der Vermieter zuständig, die acht Prozent der Kosten für eine Modernisierung könnten auf die Mieter umgelegt werden. Nicht immer schafften es Mieter, die einzelnen Maßnahmen zuzuordnen. Da hilft der Mieterverein, der seine Mitglieder auch rechtlich vertritt.

Mieten Norderstedt: Ratgeber der Verbraucherzentrale

Informationen rund um das Mieten bietet auch der Ratgeber „Mietkosten im Griff“, den die Verbraucherzentrale gemeinsam mit dem Deutschen Mieterbund aufgelegt hat. Wie hoch darf meine Miete sein? Welche Klauseln im Mietvertrag können teuer werden? Muss ich hinnehmen, dass die defekte Heizung wochenlang nicht repariert wird? Um wie viel darf die Miete bei einer energetischen Sanierung angehoben werden? Anhand zahlreicher Fallbeispiele wird die Rechtslage praktisch erläutert. 

„Natürlich kommen auch zu uns Mieter mit Fragen und Problemen. Aber da verweisen wir immer auf den Mieterverein als kompetenten Ansprechpartner, der auch eine rechtliche Vertretung von Gericht organisieren kann“, sagt Heike Vogel von der Verbraucherberatung in Norderstedt. Dort gibt es den Ratgeber für 16,99 Euro.