Norderstedt. Am ZOB in Norderstedt-Mitte haben Busse und Autos Vorrang. Das ist umstritten. Doch die Verkehrsaufsicht wird hieran nichts ändern.
Wer in Norderstedt-Mitte die Rathausallee auf Höhe des ZOB zu Fuß oder mit dem Fahrrad überqueren möchte, muss oft sehr viel Zeit mitbringen. Denn hier steht eine Ampel, die in der Stadt berüchtigt ist. Und zwar, weil der motorisierte Verkehr nach dem Empfinden vieler Menschen deutlich bevorzugt wird gegenüber allen anderen, die hier unterwegs sind. 169 Sekunden sind es maximal, hat die Verwaltung ausgerechnet, also mehr als zwei Minuten.
Das ist, zum Vergleich, ungefähr so lang wie der Megahit „Cruel Summer“ von Taylor Swift, den man also problemlos beim Warten hören könnte. Der Nachteil: Der Bus könnte einem dann direkt vor der Nase wegfahren. Kein Wunder, dass immer wieder Menschen über Rot gehen, aller Gefahr zum Trotz. Theoretisch wäre es auch möglich, den Durchgang unter der Straße, also über den Bahnsteig, zu nehmen. Doch uneingeschränkt barrierefrei ist das nicht, und eigentlich auch nicht schneller.
Rathausallee: 169 Sekunden warten – die nervigste Ampel in Norderstedt
Die Grünen kritisierten diesen Zustand kürzlich im Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr scharf, die Rede war vom „schlechtesten Beispiel einer Bettelampel“. Die Verkehrsaufsicht als zuständige Behörde hat nun darauf geantwortet. Und will am Status quo nicht rütteln, so viel sei gesagt.
Kompliziert ist die Verkehrsregelung, da gerade tagsüber alle paar Minuten Busse von der Haltestelle ab- oder diese anfahren. Gleich zehn Linien sind es an dem wichtigen Knotenpunkt. Und der ÖPNV genießt einen Sonderstatus, schließlich sollen die Fahrpläne eingehalten werden. Die Ampel sei „mit einer Busbeeinflussung ausgestattet, weshalb sich in Ausnahmefällen die Wartezeit verlängern kann“, heißt es.
Ampeln sind aufeinander abgestimmt – im Sinne des Verkehrsflusses
Übersetzt: Für Busse wird es vorrangig grün, wenn diese hier fahren. Und nicht nur das: Generell sei das Ziel, so die Stadt, „die Reisezeiten der Kraftfahrzeuge im Straßennetz zu verringern und damit den Kraftstoffverbrauch und die Emissionen zu senken“. Und deswegen sind die Ampeln hier aufeinander abgestimmt, im Sinne des Verkehrsflusses. Das bedeutet etwa auch: Wer mit dem Auto aus der Tiefgarage unter dem Fahrradparkhaus kommt oder vom Parkplatz bei der TriBühne, löst einen Detektor aus, und erst dann wird diese Ampel „scharf“.
Die Mutmaßung, dass die Ampel am ZOB nicht ordnungsgemäß funktionieren würde und deswegen die Wartezeiten so lang seien, ist falsch. „Nach intensiver Überprüfung der obenstehenden Ampel [...] konnte kein Defekt festgestellt werden.“
Wichtig sei allerdings: Wer die Rathausallee überqueren möchte, sollte den Taster an der Ampel drücken. „Sollte der Fußgängerverkehr den Anforderungstaster nicht betätigen oder in bestimmten Fällen neben dem Mast warten und dann später erst anfordern, muss er eine zusätzliche komplette Umlaufzeit (90 Sekunden) warten bis eine neue Phase angefordert wird.“ Nur, wer hier schon einmal stand, weiß: Auch der Taster sorgt nicht immer dafür, dass es schneller geht.
Immerhin: Diese Technik soll etwas verbessert werden, und zwar durch neue Vorrichtungen, die das von anderen Straßen bekannte „Signal kommt“ anzeigen können. Ein „Countdown“, auch das gibt es in anderen Städten, ist dagegen offenbar nicht geplant.
Berliner Allee: Am Birkenhof „Wartezeit von bis zu 76 Sekunden“
Ein weiterer neuralgischer Bereich kam in der Politik zur Sprache. Am Herold-Center, direkt bei der Zufahrt zum ZOB Garstedt, gibt es eine Ampel an der Einmündung Berliner Allee/Birkenhof. Auch hier seien die Wartelisten für Passanten sehr lang, hatte die CDU moniert. Hier erwidert die Verkehrsaufsicht in ähnlicher Form: „Der Fußgängerverkehr kann in bestimmten Fällen eine maximale Wartezeit von bis zu 76 Sekunden bekommen.“
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Der Grund ist ebenfalls die Koordinierung mit den weiteren Ampeln und dem Busverkehr, der gleichermaßen Priorität hat. Genauso solle wie an der Rathausallee der Anforderungstaster gedrückt werden, ansonsten würde eine Ampelphase ausfallen.
Ansonsten gilt aus Sicht der Stadt Norderstedt wie bei der Rathausallee: Es bestehe „kein weiterer Handlungsbedarf“. Allerdings könnte sich das mittelfristig dann doch verändern. Für vermutlich 2026 ist nämlich die Umgestaltung der Berliner Allee vorgesehen, dann mit separaten Radstreifen, denn die Verkehrsführung für Radfahrer ist am Herold-Center längst nicht mehr zeitgemäß. Wie das dann mit Bussen, Autos und Fußgängern abgestimmt wird, ist, Stand heute, nicht absehbar.