Norderstedt. Stadtwerke Norderstedt stellen neue Modelle vor. Bis zu 20 Prozent günstiger. Wie die Bedingungen sind und ob sich ein Wechsel lohnt.
Das kommt überraschend: Die Stadtwerke Norderstedt führen neue Tarife für Strom und Gas ein. Diese gelten ab sofort, also ab dem 1. August. Und: Der kommunale Versorger gibt ein Spar-Versprechen für „20 Prozent Ersparnis pro Kilowattstunde und garantierte Preise bis einschließlich Juli 2025“, wie es in einer Mitteilung heißt.
Die Rede ist von „Aktionstarifen“, diese seien ausschließlich online erhältlich. Und eine Reaktion auf deutlich veränderte Bedingungen am Energiemarkt, die sich für die Verbraucher positiv auswirken. Denn seit Anfang 2024 sind die Beschaffungspreise gesunken. Ein Effekt: Viele sogenannte „Discount-Anbieter“, die während der Energiekrise, die insbesondere der Ukraine-Krieg ausgelöst hatte, aus wirtschaftlichen Gründen verschwunden waren, sind wieder im Geschäft und kaufen fleißig ein. Und zwar kurzfristig.
Strom und Gas der Stadtwerke: Spar-Versprechen – neue Tarife in Norderstedt
Im Gegensatz dazu agiert der kommunale Grundversorger konservativ, der Einkauf ist langfristiger, aber daher auch teurer. Diese Strategie, so das Unternehmen, könne „preislich mit den weniger verlässlichen Discountern nicht mithalten“, was wiederum „Haushalte zu einem Anbieterwechsel veranlasst“.
Dem wird nun versucht, entgegenzuwirken. Und zwar so: Wer nun einen Aktionstarif abschließt, spare besagte bis zu 20 Prozent gegenüber der Grundversorgung, vesichern die Stadtwerke. Diese Zusage gelte bis 31. Juli 2025. Allerdings, und das ist die Bedingung, bis dahin laufen auch die Verträge. Die ansonsten geltenden Kündigungsfristen von zwei Wochen (Grundversorgung) oder ein Monat (FairWatt) greifen hier nicht.
Verträge laufen bis 31. Juli 2025, verlängern sich dann automatisch
„Entscheidet sich ein Haushalt im August 2024 Strom und/oder Gas bis Juli 2025 von uns zu beziehen, können wir die benötigten Energiemengen ziemlich genau planen und einkaufen, was deutliche Preisvorteile mit sich bringt. Wir bleiben unserem Charakter treu und versorgen den Haushalt zuverlässig, aber günstiger“, sagt André Reißweck, Chief Product Officer Energie bei den Stadtwerken. Nach dem 31. Juli 2025 verlängere sich der Vertrag automatisch um einen Monat, „mit der Möglichkeit zur Anpassung der Preise“, heißt es. Ab diesem Zeitpunkt gibt es dann auch eine Kündigungsfrist von vier Wochen.
Ausgenommen von der Garantie seien lediglich „staatlich regulierte Preisbestandteile“, also Steuern, Abgaben und Umlagen, da man diese nicht beeinflussen könne. Und noch eine Einschränkung: Die jeweilige Verbrauchsstelle, die eine Norderstedter Anschrift haben muss, darf pro Jahr nicht mehr als 30.000 Kilowattstunden Strom beziehungsweise 90.000 Kilowattstunden Gas als Verbrauch vorweisen. Gewerbliche Kunden sind also ausgeschlossen.
Stadtwerke haben nicht das Ziel, der günstigste Anbieter zu sein
Auf Abendblatt-Nachfrage präzisiert Stadtwerke-Sprecher Oliver Weiß noch einmal: „Natürlich muss man im Wettbewerb mithalten.“ Preisführer, also der günstigste Versorger, sei man aber in der Vergangenheit nur kurz einmal gewesen. Das sei aber auch nicht das Ziel. Und auch heute zeigt ein Blick in die gängigen Vergleichsportale wie etwa Verivox: Es gibt weiterhin Konkurrenten, die weniger in Rechnung stellen. Allerdings teilweise nur mit eingeschränkten Preisgarantien, oder mit Laufzeiten von bis zu 24 Monaten. Der Blick ins Kleingedruckte ist also unverzichtbar, Vor- und Nachteile finden sich fast immer.
Die Strategie einer weitsichtigeren Beschaffung hat sich dennoch bewährt, das haben die Stadtwerke stets betont. „Wir achten auf eine stabile Versorgung. Was wir jetzt liefern, haben wir vor bis zu zwei Jahren gekauft.“ Und die damaligen Preise werden auf die Endkunden umgelegt.
Viele Haushalte sind in der teuren Grundversorgung
Doch der Markt hat sich verändert und beruhigt. Daher bieten die Stadtwerke nun „großzügige Preise“. Und das für drei Zielgruppen, so Weiß. „Erstens: Diejenigen, die gerade nach Norderstedt gezogen sind und einen neuen Versorger suchen. Zweitens: Sie waren einmal Kunden der Stadtwerke, sind aber zu einem anderen Versorger gegangen, vielleicht aus Preisgründen.“ Und drittens: bestehende Stadtwerke-Kunden.
Mehr als die Hälfte von diesen befindet sich immer noch in der Grundversorgung, und das ist der teuerste Preis. Hier sind die Stadtwerke sogar verpflichtet, langfristig einzukaufen, denn alle Haushalte im Einzugsgebiet haben das Recht, auf diese Weise versorgt zu werden. Etwa, wenn der vorherige Versorger vom Markt verschwunden, was bei Billiganbietern in den letzten Jahren wiederholt vorgekommen ist.
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Vergleich: Die neuen Tarife durchgerechnet – lohnt sich der Wechsel?
Auf der Stadtwerke-Internetseite gibt es einen Vergleichsrechner, um zu prüfen, wie groß die Ersparnis tatsächlich sein kann. Das Abendblatt hat einige repräsentative Verbrauchsmengen testweise durchgerechnet.
Zunächst beim Strom: Da kostet die Kilowattstunde beim neuen Tarif nur noch 34,95 Cent, bei FairWatt 42,88 Euro (bei höherem Verbrauch variierend) und in der Grundversorgung 45,39 Cent.
- 1500 kWh/Jahr: Der Aktionstarif kostet jährlich 680,19 Euro, die Grundversorgung 755,13 Euro, FairWatt 730,74 Euro.
- 2000 kWh/Jahr: Aktionstarif 854,94 Euro, Grundversorgung 982,08 Euro, FairWatt 954,14 Euro.
- 2500 kWh/Jahr: Aktionstarif 1029,69 Euro, Grundversorgung 1209,03 Euro, FairWatt 1159,54 Euro.
- 4000 kWh/Jahr: Aktionstarif 1553,94 Euro, Grundversorgung 1889,88 Euro, FairWatt 1795,81 Euro.
Beim Gas kostet im neuen Tarif die Kilowattstunde 10,95 Cent, in der Grundversorgung 14,91 Cent und bei FairWatt zwischen 14,32 und 14,35 Cent.
- 4000 kWh/Jahr: Aktionstarif 665,91 Euro, Grundversorgung 730,47 Euro, FairWatt 712,28 Euro.
- 8000 kWh/Jahr: Aktionstarif 1103,91 Euro, Grundversorgung 1326,87 Euro, FairWatt 1286,28 Euro.
- 12.000 kWh/Jahr: Aktionstarif 1541,91 Euro, Grundversorgung 1923,27 Euro, FairWatt 1860,25 Euro.
- 15.000 kWh/Jahr: Aktionstarif 1870,41 Euro, Grundversorgung 2370,57 Euro, FairWatt 2289,85 Euro.
- 20.000 kWh/Jahr: Aktionstarif 2417,91 Euro, Grundversorgung 3116,07 Euro, FairWatt 3005,09 Euro.