Norderstedt. Oberbürgermeisterin empfing Austauschschüler des Coppernicus-Gymnasiums. Chinesen fragten sich, wofür man einen Plenarsaal braucht.
Das Land Schleswig-Holstein pflegt gute Kontakte nach China, besonders zur Partnerprovinz Zhejiang mit seiner der Millionenmetropole Hangzhou. Im Jahr 2015 besuchte eine schleswig-holsteinische Delegation die Provinz. Mit dabei auch Claudia Friedrich, die am Coppernicus-Gymnasium Chinesisch unterricht und gleichzeitig auch die Landesfachleitung für Chinesisch innehat. Auf der Reise entstand der Kontakt zur Tonglu High School. Zwei Jahre später wurde ein Partnerschaftsvertrag zwischen dem „Copp“ und der Schule in Tonglu geschlossen.
Das Coppernicus-Gymnasium ist eine der wenigen Schulen in Schleswig-Holstein, an denen Chinesisch als Unterrichtsfach angeboten wird. Meist fehlen die Lehrkräfte, um den Unterricht anzubieten. Im Durchschnitt nehmen 15 Schüler pro Jahrgang die Möglichkeit wahr, sich mit Sprache, Geschichte und Kultur des Reichs der Mitte auseinander zu setzen.
Chinesische Schüler in Norderstedt: Partnerschaft mit Coppernicus-Gymnasium
Einen Schüleraustausch zwischen Norderstedt und Tonglu gibt es alle zwei Jahre. Im Mai waren bereits 16 Schüler des „Copp“ in China. Derzeit sind 32 chinesische Austauschschüler für eine Woche in Norderstedt zu Gast, ehe sie für eine weitere Woche in die Benelux-Staaten weiterfahren.
Es gebe eine große Neugierde, rauszukommen, berichtet Friedrich. Und nach der Zwangspause in der Corona-Pandemie hätten alle Schülerinnen und Schüler großen Nachholbedarf. Umso größer ist die Freude, dass der Schüleraustausch zwischen dem Coppernicus-Gymnasium und der Tonglu High School erstmals seit 2019 wieder stattfinden kann. Im Jahr 2026 steht der nächste Besuch in der Volksrepublik an.
Oberbürgermeisterin wirbt für kulturellen Austausch
Am Freitag empfing Oberbürgermeisterin Katrin Schmieder die chinesischen Austauschschüler im Plenarsaal der Stadt. Begleitet wurde sie von Sozialdezernentin Kathrin Rösel und der Ehrenamtsbeauftragten Elke Köhnke. Die 32 chinesischen Schüler und einige ihrer Norderstedter Gastgeber durften auf den Stühlen der Abgeordneten im Plenarsaal Platz nehmen. Dort lag für die Schüler ein Jojo mit dem Logo der Stadt Norderstedt als Geschenk bereit.
Nach einer kurzen Begrüßung durch die Oberbürgermeisterin übernahm Elke Köhnke Ehrenamtsbeauftragte der Stadt Norderstedt. Sie erzählte den Schülern etwas über die Geschichte der Stadt und ermutigte die Schüler immer wieder neue Kulturen kennenzulernen. Auch über die Beziehungen zu den vier Partnerstädten Norderstedts Maromme (Frankreich), Oadby & Wigston (England), den Zwijndrecht (Niederlanden) und Kohtla-Järve (Estland) wurde geredet. Eine chinesische Stadt ist noch nicht dabei.
Chinesische Schüler: „Die deutschen Straßen sind perfekt!“
Im Anschluss an den kleinen Vortrag von Elke Köhnke bestand die Möglichkeit für die Schüler, Fragen zu stellen. So wollte eine Schülerin wissen, wie viel Geld für Infrastruktur, insbesondere Straßen ausgegeben werde. Denn ihr sei aufgefallen, dass diese „perfekt“ seien. Und es wurde gefragt, wofür der Plenarsaal, denn genutzt werde und wofür die Stühle abseits der Plätze für die Abgeordneten seien. Und so bekamen die Schüler einen Crash-Kurs in Demokratie und deutscher Politik.
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Dass der Plenarsaal als öffentlicher Raum für politische Diskussionen der Stadtvertretung der wichtigste Ort der kommunalen Selbstverwaltung ist, in dem es die Abgeordneten aus der Norderstedter Bürgerschaft seien, die der Verwaltung die nötigen Haushaltsmittel für die Bewältigung ihrer Aufgaben bewilligen, in dem die Öffentlichkeit bei allen Entscheidungen zuschauen kann und sich mit Anfragen jederzeit einbringen darf. Das unterstrichen auch zwei Norderstedter Schülerinnen des Kinder- und Jugendbeirat der Stadt Norderstedt, die den Chinesen das Gremium vorstellten und betonten, wie wichtig ihnen die Partizipation an politischen Entscheidungen sei.
Marzipan ist in China sehr beliebt, deshalb geht es nach Lübeck
Die chinesischen Schülerinnen und Schüler nahmen all das schweigend zur Kenntnis. Eine chinesische Schülerin wollte noch wissen, ob es in Deutschland Gesetze zum Umweltschutz gäbe. Einen Schüler interessierte, ob es in Norderstedt auch einen BMX-Park gibt.
Während der Fragerunde berichteten die chinesischen Austauschschüler aber auch von ihrem stressigen harten Schulalltag in Tonglu, der oft von 9.30 bis 18 Uhr gehe. Außerdem gebe es nur zwei Wochen Ferien und immer sehr viele Hausaufgaben. In Deutschland sind die Austauschschüler seit Mittwoch. Am Donnerstag stand ein Sightseeing-Trip in Hamburg auf dem Programm, bei dem die Plaza der Elbphilharmonie, das Miniaturwunderland und der Michel besucht wurden.
Chinesische Schüler: Ohne Pass zu zeigen herumlaufen? Merkwürdig.
Dabei fanden es die Austauschschüler „merkwürdig, ohne Pass durch die Gegend zu laufen“, erzählt Claudia Friedrich. Das Wochenende verbrachten die Austauschschüler in den Gastfamilien. Claudia Friedrich berichtet, dass es „gar nicht so einfach war, Gastfamilien zu finden“. So leben bei einigen Gastfamilien auch zwei der 32 chinesischen Austauschschüler.
Am Montag stand ein Besuch in Lübeck auf dem Programm. Besonders Marzipan ist in China sehr beliebt, berichtet die Claudia Friedrich, die die Sprache in Taiwan lernte. Am Dienstag besuchen die Chinesen dann den Unterricht am Coppernicus-Gymnasium. Zum Abschluss des Aufenthalts in Norderstedt soll noch ein Drachenfest steigen. In China ist 2024 das Jahr des Drachens, der in der chinesischen Mythologie für Glück, Güte, Intelligenz und Reichtum steht.