Kreis Segeberg. Irgendwo im südlichen Schleswig-Holstein: Veranstaltungsort bleibt noch geheim. Parteienbündnis verurteilt Pläne scharf.

Was kommt da auf den Süden von Schleswig-Holstein zu? Nachdem in den letzten Tagen eine Nachricht die Runde gemacht hat, wonach die AfD mit ihrem Landesverband am Sonnabend, 20. Juli, ein Netzwerktreffen rechter Organisationen in der Region veranstalten will, wächst die Unruhe. Denn der Ort ist nicht öffentlich bekannt, sondern bislang geheim geblieben. Theoretisch kämen also die Kreise Pinneberg, Stormarn und Segeberg in Frage. Und aus dem Kreis Segeberg regt sich nun deutlicher Widerstand. Fünf der Fraktionen aus dem Kreistag melden sich gemeinsam zu Wort – ein ungewöhnliches Vorgehen.

Unterschrieben ist die Mitteilung von den Fraktionschefs Torsten Kowitz (CDU), Martin Ahrens (SPD), Denise Kreissl und Arne Hansen (Bündnis 90/Die Grünen), Klaus-Joachim Scheunert (FDP) sowie Rainer Schuchardt (Freie Wähler). Sie alle „verurteilen aufs Schärfste die geplante Veranstaltung „Tag des Vorfelds“ der AfD Schleswig-Holstein“, die an besagtem Datum stattfinden solle. „Bei dieser Veranstaltung werden verschiedene mutmaßlich neofaschistische und nachweislich rechtsextremistische Redner erwartet.“

Unruhe im Norden: AfD plant großes rechtes Netzwerk-Treffen

Antifaschistische Organisationen werden konkreter, online kursiert ein Flyer der AfD. Darauf vertreten sind insbesondere Vertreter von Verlagen und Publikationen, die eindeutig dem rechten Spektrum zugeordnet werden, etwa das Compact-Magazin, die Deutsche Militärzeitschrift, ebenso ein Verein, der Verbindungen zu den Terroristen vom NSU gehabt haben soll. Auch eine Zeitschrift, die der österreichischen Schwesterpartei der AfD, also der FPÖ, nahesteht, soll bei dem Treffen anwesend sein, dazu rechte Politiker wie der Bundestagsabgeordnete Matthias Helferich, der sich einst als „freundliches Gesicht des Nationalsozialismus“ bezeichnete.

Dass die AfD öffentlich keine Details nennt zum Ort, ist keine Überraschung. Denn mit erheblichem Widerstand und Demonstrationen wäre sowieso zu rechnen. Je länger nichts bekannt wird, desto schwieriger ist eine Mobilisierung, weswegen im Internet von Antifa-Gruppen bereits aufgerufen, sich den Tag frei zu halten, um kurzfristig agieren zu können.

„Kein Zufall“, dass AfD den 20. Juli missbrauchen will

Der 20. Juli ist bekanntlich geschichtsträchtig, darauf verweisen auch die Segeberger Parteien. „An diesem Tag im Jahr 1944 versuchte Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Adolf Hitler durch ein Attentat zu töten und einen Staatsstreich gegen das NS-Regime durchzuführen. Obwohl das Attentat scheiterte und Stauffenberg sowie viele seiner Mitverschwörer hingerichtet wurden, steht dieser Tag heute als Symbol für den mutigen Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur.“

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Es sei „kein Zufall“, dass die AfD dieses Datum nutze, sondern „aus unserer Sicht ein bewusster Versuch, die Bedeutung dieses Tages zu verdrehen und für konspirative Zwecke zu missbrauchen. Wir verurteilen den Missbrauch dieses historischen Datums und werden uns weiterhin gegen jegliche Form von Extremismus stellen“. Daher rufe man alle Bürgerinnen und Bürger auf, „sich klar gegen diese Veranstaltung zu positionieren und die Werte der Demokratie und Menschenrechte hochzuhalten. Wir müssen gemeinsam ein starkes Zeichen gegen Extremismus und für eine offene, pluralistische Gesellschaft setzen“.

Henstedt-Ulzburg: Bürgerhaus diesmal nicht Tagungsort – Gebäude ist schon gebucht

Naheliegend ist die Vermutung, dass die AfD wieder nach Henstedt-Ulzburg kommt, also ins dortige Bürgerhaus. Dort fanden in den letzten Jahren viele Treffen statt, darunter auch Parteitage, stets mit großem Protest vor der Tür. Doch die Bevölkerung in der Großgemeinde darf aufatmen. Denn das Bürgerhaus ist bereits gebucht, und zwar für eine Line-Dance-Veranstaltung. Zudem finden rund um das benachbarte Naturbad Beckersberg am kommenden Wochenende die „Becks Days“ statt.

Nach Abendblatt-Informationen bekommen Personen, die sich für den „Tag des Vorfelds“ anmelden, erst 48 Stunden vor Beginn den Veranstaltungsort per Mail mitgeteilt. Ebenso wird angekündigt, dass Gäste auf ihre „Echtheit“ überprüft würden. Der Absender ist Kevin Dorow, der für die AfD unter anderem im Kreistag Rendsburg-Eckernförde sitzt und Beisitzer im Landesvorstand ist.