Norderstedt. Rotary Club zeichnete die besten Absolventinnen und Absolventen der weiterführenden Schulen aus. Wer sie sind und was sie denken.
Diesmal haben die naturwissenschaftlichen Fächer Konjunktur. Die acht besten Abiturientinnen und Abiturienten von Norderstedts Schulen wollen Geodäsie, Informatik, Physik und Mathematik studieren. Aber auch Medizin und Rechtswissenschaften. Auf jeden Fall haben die Besten der Besten feste Pläne und Ziele. Der Rotary Club Norderstedt zeichnete sie jetzt mit Urkunden und je 250 Euro aus.
„... erhält als Auszeichnung für ihre Leistung als beste Abiturientin ihrer Schule den Jahrespreis 2024 des Rotary Clubs Norderstedt“, steht auf der Urkunde. Das Geld gab es in einem roten Briefumschlag. Bei einem Essen im Garstedter Hof stellten sich die Elite-Schülerinnen und -Schüler vor. Zu ihnen gehört Madita Reinke. Sie schloss die Willy-Brandt-Schule mit der Note 1,3 ab, startete sofort in die Ferien und war bei der Feier nicht dabei.
Abitur 2024: Norderstedts beste Abiturienten und ihre Zukunftspläne
Ebenfalls von der Willy-Brandt-Schule, die eine Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe ist, kommt Lotte Schreiber, die auch 1,3 erzielte. „Wenn es zwei Beste auf einer Schule gibt, zeichnen wir beide aus“, erklärte Ina Bogalski, Past-Präsidentin der Rotarier.
Lotte Schreiber will Rechtswissenschaften an der Universität Hamburg studieren, plant aber eventuell vorher ein Freiwilliges Ökologisches Jahr ein. „Ich möchte mich auf Umweltrecht spezialisieren und Umweltsünden von Wirtschaft und Industrie aufdecken“, sagt die 18-Jährige aus Henstedt-Ulzburg. Zur Entspannung liest sie gern Fantasy-Romane und historische Sachbücher. Jetzt will sie ein Buch für einen Schreibwettbewerb der Thalia-Buchhandlung schreiben.
Lotte Schreiber: „Es gibt zu viel Polarisierung in der Gesellschaft“
Wenn sie Bundeskanzlerin wäre, würde sie die Energiebranche verändern und den Verbrauch fossiler Brennstoffe stoppen, auch, um im Bereich erneuerbarer Energien neue Arbeitsplätze zu schaffen. „Ich würde auch für mehr Individualität und Freiheit sorgen, denn es gibt zu viel Polarisierung in der Gesellschaft, die Menschen fühlen sich nicht mehr verstanden, das macht ihnen Angst, sie werden unsicher und orientieren sich an Extremen“, beobachtet Lotte Schreiber.
Mit der Abiturnote 1,3 schloss auch Bastian Schiller seine Schulzeit am Beruflichen Gymnasium Norderstedt ab, das Teil des Berufsbildungszentrums (BBZ) ist. Der 19-Jährige will Informatik und Geodäsie an der Hafencity-Universität studieren. „Geodäsie ist Vermessungstechnik“, erklärte Bastian Schiller. Das Studium böte ein großes Spektrum beruflicher Möglichkeiten. „Ich habe schon als Kind davon geträumt, die Welt zu vermessen“, sagte der Abiturient aus Schmalfeld. Seit sieben Jahren spielt er beim Verein Kaltenkirchener Turnerschaft Tischtennis und trainiert dort Kinder und Jugendliche. Ehrenamtlich.
Bastian Schiller: Mehr Geld für Bildung, damit Jugendliche nicht nach rechts abdriften
Hätte er soviel zu sagen wie der Bundeskanzler, würde er mehr Geld in die Bildung der Jugend investieren, vor allem in die politische Bildung, damit die Jugendlichen nicht nach rechts abdriften. Außerdem würde er den Ausbau der Bahn forcieren. Jetzt will er aber erst einmal mit Freunden durch Spanien reisen. Mit der Bahn.
Fünf der „Best of“ erarbeiteten sich ein glattes Einser-Abitur. Zongheng Yin ist der beste Abiturient des Coppernius-Gymnasiums. Der Norderstedter hat ein klares Ziel: Medizin studieren. Das war ihm schon als Achtjähriger klar, als er in der Kieler Universitätsklinik behandelt wurde und der ihn behandelnde Professor den kleinen Jungen mit in den Hörsaal nahm: „Das hat mich fasziniert.“
Zongheng Yin schreibt Gedichte, ist Turniertänzer, möchte Medizin studieren
Er will an der Berliner Charité studieren und sich aufs Fach Chirurgie spezialisieren. In seiner Freizeit spielt er Klavier, komponiert auch selbst. Beim Festessen spielte einen Ausschnitt seines romantisch geprägten Stücks „Birds in the Sky“ vor. Außerdem schreibt er Gedichte und Geschichten und ist Turniertänzer in Standard und Latein. Hätte er etwas zu entscheiden, würde er das Rentensystem reformieren, denn „das ist für junge Leute ein Problem“.
Svenja und Caja Sonnemann: Zwillingsschwestern mit Abi 1,0
Sie sind unzertrennlich. Jedenfalls nahezu. Auch ihr Abitur schlossen sie mit der gleichen Note ab. 1,0. Svenja und Caja Sonnemann sahnten nach dem G8-System, der um ein Jahr verkürzten Schulzeit, die Bestnote am Gymnasium Harksheide ab. Ihre Profilfächer waren Physik, Mathe, Englisch, Musik und Geschichte. Eine sieht aus wie die andere, doch sie achten darauf, durch Frisur und Kleidung unterscheidbar zu sein. Auch durch ihre Art strahlt jede für sich viel Individualität aus. Caja sagt beispielsweise über ihre Schwester Svenja: „Sie redet gern mehr als ich und schneller.“
Ihre beruflichen Ziele indes zeigen, wie ähnlich beide „ticken“. Beide wollen im Bereich Physik, Mathematik und Informatik studieren. Jetzt nehmen sie sich erst einmal ein halbes Jahr Zeit, gemeinsam durch Kanada zu reisen, um nach dem Motto „Work and Travel“ Land und Leute kennenzulernen. Sie spielen Fußball beim Glashütter SV. Svenja würde als Bundeskanzlerin für verschärfte Klimamaßnahmen sorgen, „damit wir das Klimaziel auch erreichen“. Caja will zudem ein halbes Jahr Freiwilligendienst im Wattenmeer leisten: „Natur- und Umweltschutz waren mir schon immer sehr wichtig.“
Demzufolge würde sie sich als Kanzlerin ebenfalls für eine bessere Klimapolitik einsetzen, für den Erhalt der Demokratie und gegen rechtspopulistische Parteien. Beide sind auch auf Demos dabei, bei Friday for Future und bei Demos für die Demokratie: „Wir wollen Einfluss nehmen, vor allem gegen Rechts.“
Ben-Luca Grupe filmt, fotografiert und reist jetzt erst einmal durch die USA
Ben-Luca Grupe schloss das Lessing-Gymnasium mit 1,0 ab. Der Norderstedter will Maschinenbau als dualen Studiengang absolvieren und bei der Lufthansa lernen. Doch erst einmal reist er drei Wochen durch die USA – Westküste. Stress baut er, wie Zonghen Yin, mit Turniertanz und Klavierspielen ab. Wäre er Kanzler, würde er sich für den Schutz der Demokratie einsetzen, denn das würde auch die Wirtschaft stärken. Ben-Luca Grupe sammelte Auslandserfahrungen in Gastfamilien in Frankreich und in England. Er filmt und fotografiert und möchte jetzt Saxofon spielen lernen.
Emily Spincke: „Ich möchte zu einer stabilen Gesellschaft beitragen“
Auch Emely Spincke vom Lise-Meitner-Gymnasium erarbeitete sich eine 1,0. Gut genug, um sich an der Hamburger Bucerius Law School für ein Studium der Rechtswissenschaften zu bewerben. Sie möchte sich auf Internationales Recht, Diplomatie und Wirtschaftsrecht spezialisieren. Am Gymnasium wählte sie als Profilfach Geschichte und als Kernfächer Mathe und Deutsch, wobei sie im Fach Deutsch die gesellschaftspolitischen Themen am meisten interessierten.
„Ich möchte zu einer stabilen Gesellschaft beitragen“, sagte Emily Spincke. Dafür könne man auch die Sozialen Medien nutzen, denn „sie bieten ein großes Maß an Selbstbildung und das kostenlos, man muss aber auch die negativen Aspekte erkennen können.“
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Als Ventil macht sie Yoga, Kraft- und Ausgleichssport, liest Sachbücher und hört Podcasts, vorzugsweise politische Diskussionen. Als Kanzlerin würde sie „massiv in die Digitalisierung investieren“, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, soziale Probleme zu beheben und damit die Demokratie stärken. „Vor allem der Zusammenhalt in der EU muss gestärkt werden, damit alle Mitgliedsstaaten von einem wirtschaftlichen Aufschwung profitieren“, sagte Emily Spincke.