Norderstedt. Planungen für großes Quartier im Süden von Norderstedt in nächster Phase. Eine Fraktion warnt vor erheblichen Belastungen für Anwohner.
Keine Frage: Wenn irgendwann, mittel- bis langfristig, das riesige geplante Neubaugebiet „7 Eichen“ im Süden von Norderstedt realisiert wird mit seinen Hunderten Häusern oder Wohnungen, wartet auf die Nachbarschaft rund um den Glashütter Damm ein deutlicher Zuwachs an täglichem Verkehr.
Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Verkehr hat den Rahmenplan, also die Vorstufe für die eigentlichen Bauleitverfahren, zwar weiter vorangebracht. Doch bei der Beratung wurde deutlich: Die Anbindung des Quartiers ist nur aus einer Richtung möglich, und das sorgt weiterhin für Kritik.
Neubaugebiet 7 Eichen in Norderstedt: Starke Kritik an Verkehrskonzept
Es war die Fraktion von Wir in Norderstedt/Freie Wähler, die es ein weiteres Mal versuchte, die Schleswig-Holstein-Straße ins Spiel zu bringen. „Es ist uns wichtig, den Anschluss an die Schleswig-Holstein-Straße nicht aus den Augen zu verlieren“, sagte Stadtvertreterin Julia Glagau. Daher, so die Forderung, solle die Stadt weiterhin regelmäßig beim zuständigen Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr in dieser Frage vorstellig werden und das Ziel, „7 Eichen“ in nördlicher Richtung anzuschließen, ebenso angestrebt werden.
Der Antrag wurde (erwartungsgemäß) abgelehnt, sämtliche andere Fraktionen stimmten dagegen. Nicolai Steinhau-Kühl (SPD), Vorsitzender des Ausschusses, verdeutlichte die Position, die viele teilen: Mehr Straßen bedeuten mehr Verkehr, eine Anbindung würde dazu führen, dass die Route durch das Wohngebiet eine willkommene Abkürzung sei, wenn zwischen Schleswig-Holstein-Straße, Segeberger Chaussee und Poppenbütteler Straße Rush-Hour und Stau herrschen.
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Dennoch war es Baudezernent Christoph Magazowski ein Anliegen, einige Dinge klarzustellen. „Der LBV ist Straßenbaulastträger für die Schleswig-Holstein-Straße. Diese hat eine überörtliche Bedeutung und soll möglichst kreuzungsfrei gehalten werden.“ Die Idee, den Verkehr von Süden vom Glashütter Damm über den Kreuzweg zu leiten, ist aus Sicht der Verwaltung nicht realistisch. Das habe das Land zuletzt 2023 schriftlich mitgeteilt. „Wir haben keine Rechtsmittel“, so Magazowski. Die eine Sonderregelung betrifft bekanntlich den erwarteten Baustellenverkehr.
WiN/Freie Wähler warnt: Glashütter Damm wird „verkehrlich überfrachtet“
Nach der Sitzung erneuerte die WiN ihre Kritik. „Wenn wir den Verkehr ausschließlich über die stadteigenen Straßen im Wohngebiet leiten, überlasten wir diese und erzeugen prekäre Situationen“, so das bürgerliche Ausschussmitglied Gunnar Löwe. „Momentan weiß das Land genau, dass es die SH-Straße eigentlich ertüchtigen müsste, dies geschieht aber nicht. Da wir aber auf der Achse liegen, für welche weiteres Wachstum ausgerufen und zulässig ist, glauben wir an die Möglichkeit, dass das Land zukünftig hier anders verfahren muss.“ Daher sollte, so die Fraktion, Norderstedt die Forderung weiterhin stellen.
Es sei sehr schade, heißt es, „dass alle anderen Parteien nicht mal bereit sind, über ein bürgerfreundliches, belastungsarmes Verkehrskonzept für den Glashütter Damm und das Baugebiet 7-Eichen differenziert unter Zuhilfenahme von Experten nachzudenken. Für ein Baugebiet dieser Größenordnung wäre die Einschaltung eines externen Fachplaners für Verkehr sicher sinnvoll und von den Kosten her vertretbar.“ Man sei davon überzeugt, dass das Neubaugebiet den Glashütter Damm „verkehrlich überfrachten werde“, daher lehnt die Fraktion die Pläne ab.
Norderstedt: Im Herbst soll Rahmenplanverfahren für das Gebiet abgeschlossen sein
Es ist nicht der erste Fall, bei dem eine Kommune im der Diskussion mit dem LBV auf Granit beißt. In der Vergangenheit hatte Henstedt-Ulzburg immer wieder versucht, beim Land etwas zu erwirken, als es darum ging, für die Paracelsus-Klinik eine Verbindung mit der Schleswig-Holstein-Straße zu schaffen. Doch selbst für das Krankenhaus gab es keine Ausnahme, immer mit Verweis auf den „Verkehrsfluss“, der Vorrang habe. Da war es auch egal, welche Parteien gerade in Kiel an der Macht waren, der LBV hat vielerorts den Ruf einer relativ sturköpfigen Institution.
Wie es jetzt mit dem Neubaugebiet weitergeht? CDU, Grüne und SPD beschlossen mit ihrer Mehrheit, das vorliegende Konzept mit unterschiedlichen Wohnformen in den Rahmenplan mit aufzunehmen (Gegenstimmen: WiN, FDP, AfD). Das gesamte Verfahren könnte dann im Herbst abgeschlossen sein, sodass Ende 2024/Anfang 2025 die ersten Bebauungspläne aufgestellt werden könnten. Hierfür soll dann mit der Immobilienfirma Schilling als Eigentümerin des Areals sowie weiteren Kooperationspartnern, also Wohnungsbauunternehmen, zusammengearbeitet werden.