Norderstedt. Weil Gehwagen einen noch älter aussehen lassen, meiden manche die Gehilfe – und vereinsamen. Rollator-Trainerin will das Tabu brechen.
„Eine echte Herzensangelegenheit“ sei es ihr, sagt Renate Degenhardt-Lüdtke, dass Senioren möglichst lange selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben können. Oft scheitert es dabei aber an der mangelnden Mobilität. Abhilfe schaffen könnte dabei der Rollator, der aber oft aus Angst vor Hindernissen im Straßenverkehr oder aus Scham nicht genutzt werde. Deshalb bietet die Norderstedterin einmal in der Woche ein Outdoor-Rollator-Training im Norderstedter Stadtpark an.
Aufmerksam auf das Thema wurde Renate Degenhardt-Lüdtke, als sie als soziale Betreuungskraft in einer Servicewohnen-Einrichtung tätig war und bemerkte, dass viele Senioren sich im Umgang mit dem Rollator unwohl fühlten und ihn deswegen nicht nutzten. Also erarbeitete sich die ausgebildete Senioren-Trainerin mit den Bewohnern der Wohneinrichtung das nötige Wissen rund um den Rollator und machte eine Ausbildung zur Rollator-Trainerin.
Outdoor-Rollator-Training findet einmal wöchentlich statt
Ihre Erfahrung mit dem Rollator gibt sie jetzt jeden Dienstag von 11 bis 13 Uhr im Norderstedter Stadtpark weiter. „Das Training beginnt erst einmal mit der Überprüfung der Rollatoren“, berichtet Degenhardt-Lüdtke. Oft seien diese nämlich falsch eingestellt oder einige Schrauben nicht mehr fest. Nach der Inspektion kann es dann richtig mit dem Training losgehen.
Viele Rollatoren sind falsch eingestellt
Meist starten die Teilnehmenden mit ein paar Dehnübungen zum warm werden. Auf dem Plan stehen dann die Grundlagen wie sicheres Gehen und Hinsetzen. Aber auch Beweglichkeits- und Kräftigungsübungen sind immer wieder Teil des Trainings. Dabei wird der Rollator zum Trainingsgerät. Auch die Ausdauer wird bei Spaziergängen durch den Stadtpark verbessert.
„Jeder ist willkommen“, sagt Degenhardt-Lüdtke. Die Hauptsache sei, dass die Leute vorbeikommen und ihre Scham ablegen. Insbesondere für Menschen, die sich den Rollator neu zugelegt haben, sei es enorm wichtig direkt das richtige Gehen und Hinsetzen zu lernen und keine falschen Gewohnheiten zu entwickeln. Jeder der Teilnehmenden kann entscheiden, welche Trainingsinhalte er mitmachen kann und möchte. Auch wer noch unsicher ist, ob er oder sie sich einen Rollator zulegen soll, ist willkommen und kann sich erstmal einen Rollator ausleihen. „Einfach mal vorbeikommen und ausprobieren“, sagt Renate Degenhardt-Lüdtke. Die Trainerin berät dann auch gerne bei der Anschaffung des richtigen Modells.
Sicherer Umgang mit Stürzen spielt wichtige Rolle
Sturzprophylaxe und vor allem auch der Umgang mit Stürzen ist für die neuen Besitzer eines Rollators von entscheidender Bedeutung. Die Rollator-Trainerin erklärt genau, wie man nach einem Sturz wieder auf die Beine kommt. Viele Senioren berichten ihr, wie froh sie gewesen seien, dass sie nach einem Sturz aus dem Training wussten, wie man wieder auf die Beine kommt.
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Der Rollator bietet die Möglichkeit, sich hinzusetzen, wenn man eine Pause braucht. „Man kann sitzen, wo man will“, sagt Degenhardt-Lüdtke. „Viele ältere Menschen planen ihre Wege anhand von Bänken, auf die sie sich setzen können.“ Der Rollator löse das Problem und ermögliche Pausen, wenn sie gebraucht werden und schaffe so ganz neue Möglichkeiten der Mobilität.
Oft ist das Nutzen des Rollators mit Scham behaftet
Mit dem Trainingsangebot geht es Renate Degenhardt-Lüdtke auch darum, den Senioren das Schamgefühl bei der Nutzung des Gehwagens zu nehmen. „Viele fühlten sich unnötig alt mit einem Rollator“, sagt sie. Das Training soll zeigen, dass die Senioren nicht allein sind und auch andere Menschen Probleme mit dem Gefährt haben.
Aber auch die Geselligkeit soll nicht zu kurz kommen und so endet die Einheit mit einem Besuch im Café und Bistro Spotz Seeterrassen im Norderstedter Stadtpark. Bei einer Tasse Kaffee oder einem Kaltgetränk besteht die Möglichkeit, mit herrlichem Blick auf den Norderstedter Stadtparksee ein bisschen zu klönen. Für Renate Degenhardt-Lüdtke das Highlight des Tages. Da viele Senioren allein leben und so zunehmend immer weniger Kontakt mit anderen Menschen haben. Auch dagegen soll das Rollator-Training mit dem Beisammensein helfen.
Rollator-Training: Fahrdienst dringend benötigt
Sorgen bereitet Degenhardt-Lüdke vor allem, dass die Senioren oft nicht die Möglichkeit haben, vorbeizukommen, da sie nicht mobil genug sind, um alleine zum Training zu fahren. Sie hofft, dass sich engagierte Angehörige finden, die ihre Familienmitglieder vorbeibringen und sich so ein Fahrdienst entwickelt.
Das Rollator-Training findet jeden Dienstag, von 11 bis 13 Uhr, statt. Treffpunkt ist der Haupteingang des Norderstedter Stadtparks. Vor dem ersten Besuch wird um Anmeldung gebeten. Eine Trainingseinheit kostet 10 Euro. Ein Rollator kann bei Bedarf gestellt werden. Ebenso kann bei Bedarf ein Fahrdienst organisiert werden. Renate Degenhardt-Lüdtke ist unter 040/608 14 185 oder unter 0176/72 908 771 zu erreichen. Weitere Informationen unter www.rollator-training.com