Bornhöved. Braukeller Gotthilf Bier: Jörg Wöllhaf-Züllich machte sein Hobby zum Beruf. Alles begann in einer Gartenlaube in Berlin.
Jörg Wöllhaf-Züllich hat das geschafft, wovon viele träumen. Er hat sein Hobby zum Beruf gemacht und braut sei zehn Jahren in einem Zimmer seines Wohnhauses in Bornhöved sein eigenes Bier. Sein Bier verkauft er direkt vor Ort und in einigen Läden im Kreis Segeberg. Der Braumeister möchte Biere brauen, die ein Gegengewicht zu industriell gefertigten Bieren bilden.
Brauerei Gotthilf: Kuriose Biernamen aus Bornhöved
Zum Bierbrauen kam Jörg Wöllhaf-Züllich als er in Berlin wohnte und einen Freund hatte, der in seiner Küche braute. So schwer sah das Ganze nicht aus, also probierte Wöllhaf-Züllich es einfach selbst mal aus und der erste Sud gelang direkt. Er mietete sich eine Gartenlaube, um seinen Mitbewohner nicht zu stören, bekam von seiner damaligen Freundin und heutigen Frau ein Buch übers Bierbrauen geschenkt und legte mit Kochtopf und selbstgebautem Filter einfach los.
So führte Wöllhaf-Züllich das Bierbrauen erstmal als Hobby weiter. Als seine Frau und er in den Kreis Segeberg nach Bornhöved zogen, um das Ferienhaus ihrer Schwiegereltern zu renovieren, war er gerade sowieso auf der Suche nach einem Job und so kam er auf die Idee das Brauen intensiver zu verfolgen. Er entwickelte mit dem Jobcenter einen Businessplan und gründete 2014 seine eigene Brauerei: den Braukeller Gotthilf.
Jörg Wöllhaf-Züllich machte sein Hobby zum Beruf
Wöllhaf-Züllich erzählt, der es sich bei dem Namen Gotthilf eher um einen Künstlernamen handelt. Er berichtet, dass in seiner schwäbischen Heimat viele ältere Männer Gotthilf hießen. So auch ein Mann namens Gotthilf Fischer aus dem Nachbardorf. Das fand er lustig und sagte sich, wenn er irgendwann mal eine Firma gründe, würde er sie Gotthilf nennen. Gesagt, getan: Seine Brauerei heißt Braukeller Gotthilf.
Zum Sortiment der Brauerei gehören dabei standardmäßig drei Biere, die immer wieder durch saisonale Spezialitäten ergänzt werden. Die Klassiker sind dabei Kurt ein elegantes Stout mit einem signifikantem Malzkörper, Hilde ein Red Ale mit ausgeprägtem, blumigen Malzkörper und einem dezent fruchtigen Hopfenaroma und Bert ein Indian Pale Ale mit ausgeprägtem Hopfenaroma - insbesondere nach Zitrusfrüchten. Die Biere sind nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut, enthalten also nur Hopfen, Malz, Hefe und Wasser.
Drei ganzjährige Biere werden von saisonalen Spezialitäten ergänzt
Im Frühling gibt es ein Fruchtbier mit einer Kirschnote, das offiziell aber nicht Bier heißen darf, da es nicht nach dem deutschen Reinheitsgebot gebraut wurde. Im Sommer braut Jörg Wöllhaf-Züllich eines mit Himbeernote dazu, im Herbst zählt ein Bock zum Sortiment des Braukellers Gotthilf und zu Weihnachten gibt es eine Spezialität namens Heiliger Bimbam.
In einem ungefähr 20 Quadratmeter großen Zimmer seines Hauses einen Braukeller zu haben, ist dabei gar nicht so einfach. Denn um auf so einer kleinen Fläche brauen zu können, muss der gebürtige Schwabe immer wieder umbauen, um die einzelnen Arbeitsschritte durchführen zu können. Denn neben dem Brauen an sich, muss auch zum Lagern, Abfüllen, Verschließen und Etikettieren der Flaschen noch Platz sein. Der Raum sei mittlerweile aber zu klein, berichtet der Braumeister, deshalb schaue er sich in Bornhöved nach möglichen Räumlichkeiten für seine Brauerei um. „Die Auswahl in Börnhöved ist allerdings begrenzt“, berichtet er.
Braukeller Gotthilf: Alles passiert auf 20 Quadratmetern
Die Namen der Biere wie Kurt, Hilde oder Bert haben dabei keine besondere Bedeutung. Wöllhaf-Züllich erzählt er wollte außergewöhnlihche Namen, aber bloß keine englischen und so kam er auf die Idee Namen zu nehmen, „die man heute seinen Kindern eher nicht mehr geben würde“ und fügt hinzu: „Auch Renate wäre ein guter Name für ein Bier.“
Zum Lebensunterhalt reicht die Brauerei allerdings nicht. „Es ist eher ein Nebenerwerb“, erzählt der Inhaber. Seine Frau hat einen gut dotierten Job und er kümmert sich neben der Brauerei um Haushalt und Kinder. Mitarbeiter hat Jörg Wöllhaf-Züllich dabei keine. Das er alleine entscheiden könne, findet Jörg Wöllhaf-Züllich aber auch „ganz angenehm“.
Braukeller Gotthilf: „Je mehr Alkohol, desto besser“
Auf die Frage, welches sein Lieblingsbier sei, antwortet Wöllhaf-Züllich: „Das kommt drauf an. Je nachdem was man dazu isst.“ Zu herzhaftem und salzigen Essen empfehle er Bert, zu Schokolade und Kaffee passe Kurt und das milde Hilde, „gehe eigentlich immer“, sagt Wöllhaf-Züllich. Dabei kommt es den Gästen oft auf eine Sache an: den Alkoholgehalt. „Je mehr Alkohol, desto besser“, berichtet er.
Vom Ansetzen des Suds im selbstgebauten Kessel bis zur Auslieferung des Biers dauert es ungefähr sechs Wochen. In dieser Zeit muss das Bier vor allem eins: Lagern. Erstmal eine knappe Woche im offenen Fass, da die Glasflasche aufgrund der entstehenden Kohlensäure sonst direkt explodieren wurde und nach der Abfüllung nochmal fünf Wochen in der Flasche. Im Jahr werden so gut 3000 Liter Bier im Braukeller Gotthilf produziert. Das Brauen sei dabei noch echte Handarbeit, erzählt Jörg Wöllhaf-Züllich, das Rühren und Abschöpfen mache er per Hand.
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Eine 0,33l-Flasche kostet dabei 1,75 Euro. Zu kaufen gibt es die Biere direkt vor Ort im Braukeller Gotthilf, Am Schwarzen Berg 5 in Bornhöved oder einigen Läden in der Region, die auf der Internetseite https://www.braukeller-gotthilf.de/ zu finden sind. Auch auf Veranstaltungen schenkt Wöllhaf-Züllich seine Biere immer wieder direkt vom Fass aus. Am 13. und 14. Juli ist er auf dem Mittelaltermarkt vor der Vicelinkirche St. Jacobi in Bornhöved.