Boostedt. Auf den Spuren von Michael Schumacher: Was die modernste Kartbahn Deutschlands bietet – und warum es auch Kritik an dem Projekt gibt.

Die größte Hallen-Kartbahn Deutschlands steht in Dortmund-Barop. Dort können Rennbegeisterte auf einer Gesamtfläche von 10.900 Quadratmetern über die Piste rasen. Doch das ist bald Geschichte: Eine noch größere Cartbahn entsteht demnächst im Kreis Segeberg. Zwei Dänen, ein Lego-Erbe und der Jysk-Eigentümer, wollen Deutschlands größte und modernste Indoor-Kartbahn in Boostedt bauen.

Auf rund 12.000 Quadratmetern Fläche mit einer Seitenlänge von 130 Metern, einer Breite von 75 Metern und einer Höhe von mindestens 15 Metern soll eine mit Gewölbe überdachte Halle entstehen, der ein Steakhouse und eine Konferenzabteilung angeschlossen wird. Das sind die ehrgeizigen Pläne des dänischen Unternehmens Racehall, hinter dem der Lego-Erbe Casper Kirk Johansen und der Jysk-Eigentümer Jacob Brunsborg stehen.

Mega-Kartbahn in Boostedt: Dafür muss ein alter Bauernhof weichen

Warum ausgerechnet in der kleinen Gemeinde Boostedt (7000 Einwohner)? Die Antwort: Eigentlich wollten die Investoren in Neumünster bauen, aber dort gibt es keine geeignete Fläche. Stattdessen kam ein Resthof am Rande des Gewerbegebietes „Springender Hirsch“ an der Neumünstertraße ins Spiel.. In der Gemeindepolitik wird das Projekt nicht unisono begrüßt, aber letztlich setzten sich die Befürworter durch.

Kartbahn in Boostedt
Bis zu 36 Go-Karts können gleichzeitig auf der Piste fahren. 2025 könnte mit dem Bau begonnen werden. © Racehall | Racehall

In der entscheidenden Gemeinderatssitzung votierten 70 Prozent der Ortspolitiker für das Projekt. Und das findet Bürgermeister Hartmut König auch gut so: „Für Boostedt ist das eine ganz tolle Sache.“ Der Grund für seine Euphorie: Es werden Arbeitsplätze im Ort geschaffen, und die dänischen Investoren haben versprochen, den Hauptsitz der Firma Racehall nach Boostedt zu verlagern. Die Gewerbesteuer würde also fließen.

Kritiker bemängeln den Einsatz von Benzinmotoren

Projektentwickler Hans-Christian Mergel, der mit seinem Unternehmen im benachbarten Neumünster sitzt, hat die wohlwollenden Signale aus Boostedt vernommen und hofft jetzt, dass der erforderliche Bebauungsplan zügig bearbeitet und von den politischen Gremien verabschiedet wird. Auch die beiden dänischen Investoren, die noch eine Reihe ähnlicher Hallen in Deutschland bauen wollen, gehen davon aus, dass ihre Pläne verwirklicht werden können. Das Grundstück an der Neumünsterstraße haben sie bereits erworben. Der alte Bauernhof auf dem Gelände müsste abgerissen werden.

Die Gegner des Projekts haben vor allem aus zwei Gründen Bedenken: Sie befürchten, dass eine derartige Kartbahn zu viel Verkehr in den Ort holen könnte. Außerdem bemängeln sie, dass die Go-Karts nicht elektrisch, sondern mit Benzinmotor angetrieben werden sollen. Bürgermeister König glaubt, dass mit Blick auf die Motoren noch nicht das letzte Wort gesprochen ist. Projektentwickler Hans-Christian Mergel hingegen spricht von einem „super energetischem Konzept“, das auch bei Benzinmotoren zum Tragen kommt: Luftfilter und eine moderne Abgasanlage sollen für reine Luft sorgen.

Bis zu 36 Karts sollen gleichzeitig über die Piste rasen

Er gibt den berechneten CO-Ausstoß mit rund 220 Tonnen pro Jahr an – das entspräche einem Kohlenstoffdioxid-Ausstoß von elf Familien. „Man sollte hier den Maßstab wahren“, rät er den Kritikern. Außerdem seien die Verbrennermotoren nicht für alle Zeit festgeschrieben. Sobald es Elektro-Carts mit ähnlich gute Antriebsleistungen gebe, werde umgestellt. Bis zu 36 Go-Karts sollen gleichzeitig über die Piste rasen können.

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Das Projekt könnte sich nach Erfahrungen der dänischen Investoren zu einem Besuchermagneten entwickeln, Anlagen mit ähnlicher Größe in Dänemark zögen jährlich rund 100.000 Besucher an, schilderte der Projektleiter. Mit dem Neumünsteraner Oberbürgermeister Tobias Bergmann hat Hartmut König bereits Kontakt aufgenommen – Steine sollen den Boostedtern demnach nicht in den Weg gelegt werden.

Die Investoren betreiben in Kopenhagen und Aarhus Karthallen

In Boostedt ist ein Rundum-Freizeitpaket geplant. Neben der Kartbahn ist ein integriertes einstöckige Gebäude mit rund 1800 Quadratmetern geplant, in dem ein 160 Gäste fassendes Steakhaus und ein Konferenzbereich unterkommen sollen. Das Steakhouse wird über große Panoramafenster mit Blick auf die Kartbahn und über Fernsehbildschirme verfügen, über die alle Gäste beim Essen das Geschehen auf der Strecke verfolgen können. 

Das Unternehmen Racehall von Kirk Johansen und Jacob Brunsborg betreibt zurzeit in Kopenhagen und Aarhus Karthallen. In Deutschland gibt es aktuell 91 Indoor-, 67 Outdoor- und 23 kombinierte In- und Outdoor-Kartbahnen. Sechs Anlagen werden in Schleswig-Holstein betrieben, eine davon in Norderstedt (Mega-Kart, In de Tarpen 101). In Hamburg gibt es keine Kartbahnen. Auf 23 Anlagen in Deutschland wird mit E-Karts gefahren.

Die Popularität von Kartbahnen hat in Deutschland sprunghaft zugenommen, nachdem bekannt wurde, dass der ehemalige Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher seine Karriere auf einer solchen Bahn begonnen hat. Auch andere berühmte Rennfahrer begannen mit Kart-Rennen. Unter ihnen die Finnen Mika Häkkinen und Mika Salo, Heinz-Harald Frentzen, Michael Schumacher und Nick Heidfeld.