Norderstedt. Es müssen nicht immer Walzer und Cha-Cha-Cha sein. Norderstedts Tanzschulen und Vereine bieten mehr als nur die Klassiker.

  • In Norderstedt können Interessierte die unterschiedlichsten Tänze erlernen.
  • Poledance hat nichts mit dem Rotlichtmilieu zu tun, sonst ist schweißtreibender Sport an der Stange.
  • TanzCentrum Die 3 ist eine Institution unter den Tanzschulen in Norderstedt.

Von Salsa bis Sirtaki – Tanzen ist längst viel mehr, als sich mit einem Partner oder einer Partnerin nach bestimmten Schritten und Figuren über den Tanzboden zu bewegen. Natürlich gibt es noch den Klassiker, den Kursus mit Standard- und Lateintänzen wie Walzer, Cha-Cha-Cha und Rumba. Aber die Tanzlandschaft in Norderstedt bietet viel mehr, spricht ambitionierte Sportlerinnen und Sportler genauso an wie Ältere, die in ihren Tanzkreisen die Geselligkeit schätzen.

„Wir sind modern, urban und bunt“, sagt Janine Prill, Inhaberin der AJ Dance Company in Norderstedt selbstbewusst. Standardkurse sucht man bei ihr vergeblich, in den Räumen an der Mittelstraße treffen sich viele, die Tanzen abseits ausgetretener Pfade erleben wollen. Im Angebot finden sich beispielsweise „Burlesque“ und „Poledance“ – beides Begriffe mit vermeintlich hohem Erotikfaktor.

Pole-Dance: Raus aus dem Rotlicht-Milieu, rein in den Fitnessbereich

Performen wie Burlesque-Künsterlin Elektriss de la Vega? In Norderstedt können Interessierte auch das lernen.
Performen wie Burlesque-Künsterlin Elektriss de la Vega? In Norderstedt können Interessierte auch das lernen. © Reto Klar | Reto Klar

„Bei Burlesque denkt jeder sofort an die sinnlich-erotische Ikone dieser Ausdrucksform, Dita von Teese, mit viel Haut in einem überdimensionierten Martini-Glas. Der Burlesque-Tanz ist aber viel mehr, er bedient sich einer Vielzahl an Stilrichtungen“, sagt Janine Prill, staatlich geprüfte Gymnastiklehrerin und Sporttherapeutin. Der Poledance, der Tanz an der Stange, ist dem Rotlicht-Milieu längst entwachsen und hat es als Körpertraining in die Sport- und Fitnessstudios geschafft.

„So gut wie jeder Muskel wird bei dem Sport beansprucht, auch der Kopf“, sagt Corinna Schatz, die das Poledance-Studio CSS in Norderstedt leitet. Sie bezeichnet das Tanzen an der Stange als „Ganzkörper-Workout, vor allem am Anfang“. Die Studioleiterin betont zwar den Fitness-Aspekt, aber: „Wenn eine Frau sich gerne sexy fühlen und so tanzen möchte, dann soll sie das tun können. Niemand sollte sich dafür rechtfertigen müssen.“

Sentimiento Cubano – die Musik fühlen, sich ihr ganz hingeben

Szenenwechsel: Wer sich einem speziellen lateinamerikanischen Tanzgefühl hingeben will, kann sich zum „Sentimiento Cubano“ anmelden. Adriano, Sohn von Janine Prill und Halbkubaner, leitet den Kursus mit einem ganz eigenen Stil und lässt sich dabei selbst von der jeweiligen Musik inspirieren. „Andere Kulturen wie die Süd- und Mittelamerikaner haben ein ganz anderes Verhältnis zum Tanzen als wir hier. Sie sind locker, geben sich der Musik hin, es ist nicht so wichtig, wie es aussieht“, sagt die Chefin der AJ Dance Company.

Ihre Tanzschule, in der Gesundheit und Fitness eine große Rolle spielen, ist eher wie ein Verein organisiert. Die 150 bis 200 Mitglieder zahlen einen monatlichen Beitrag. „Wir sind froh, dass wir nach der schwierigen Corona-Zeit nun wieder neu durchstarten können.“

Standardtänze, noch immer ein beliebter Klassiker

Jussof Khadjeh-Nouri korrigiert und lobt die Paare bei den Latein- und Standardtänzen im „Tanzcentrum Die 3“ in Norderstedt.
Jussof Khadjeh-Nouri korrigiert und lobt die Paare bei den Latein- und Standardtänzen im „Tanzcentrum Die 3“ in Norderstedt. © Tanzcentrum Die 3, David Reineke, AJ Dance Company | Tanzcentrum Die 3, David Reineke, AJ Dance Company

Jussof Khadjeh-Nouri hat sich unter die Paare gemischt. Der Tanzlehrer guckt sich genau an, wie die Paare die Musik in Bewegung umsetzen. Sie lobt und korrigiert, schließlich sollen und wollen die Tänzer und Tänzerinnen Schrittfolgen lernen und verinnerlichen, wie sie sich zu Walzerklängen oder Rumbarhythmen möglichst fehlerfrei und ausdrucksstark bewegen.

Standardtänze gehören zum Standardrepertoire im „TanzCentrum Die 3“ – in Norderstedt längst eine Institution, wenn es ums Tanzen geht. „Die Stadt war schon immer eine Tanzhochburg“, sagt Jussof Khadjeh-Nouri, der das Tanzzentrum am Harksheider Markt zusammen mit seiner Frau Janet Kadjeh-Nouri betreibt. Er hat die Tanzschule 1995 von Weltmeistern übernommen, Ingrid und Werner Führer sowie Madeleine und Peter Beinhauer hatten sie 1986 im Untergeschoss des Hochhauses eröffnet.

Große und kleine Turniertänzer stellen sich den Kampfrichtern

Joshua und Jadzia Khadjeh-Nouri (TSC Astoria Norderstedt) haben sich dem Turniersport verschrieben und arbeiten im „Tanzcentrum Die 3“ als Tanzlehrer.
Joshua und Jadzia Khadjeh-Nouri (TSC Astoria Norderstedt) haben sich dem Turniersport verschrieben und arbeiten im „Tanzcentrum Die 3“ als Tanzlehrer. © Anne Pamperin

Auf den Namen „Die 3“ sei seine Schwester Iran gekommen, selbst erfolgreiche Tänzerin, deutsche Serienmeisterin in den Standardtänzen und zusammen mit ihrem Bruder Asis Khadjeh-Nouri 10-Tänze-Europameisterin. Und die Meisterschaftstradition setzt sich fort: „Unsere Kinder Joshua und Jadzia arbeiten am Weltmeistertitel“, sagt Jussof Khadjeh-Nouri schmunzelnd. Die beiden tanzen seit ihrer Kindheit und arbeiten als Tanzlehrer. Ohnehin ist die ganze Familie immer in Bewegung, tänzerisch natürlich.

Joshua und Jadzia tanzen beim TSC Astoria, der Verein ist die Leistungssparte unter dem Dach des Tanzzentrums. Doch nicht nur am Harksheider Markt wird intensiv trainiert, auch beim TTC Savoy, bei der TSG Creativ, bei den Tanzsportabteilungen des 1. SC Norderstedt oder des HSV bereiten sich Turnierpaare auf Wettbewerbe vor. Doch nicht nur die Erwachsenen stellen sich den Kampfrichtern, auch Kinder und Jugendliche zeigen, was sie drauf haben.

Hip Hop: Norddeutsche Meisterschaften in der Moorbekhalle

Hip Hop in der Moorbekhalle: Seit Jahren richtet das „Tanzcentrum Die 3“ Deutsche und Norddeutsche Meisterschaften aus, am 20. und 21. April ist es wieder so weit.
Hip Hop in der Moorbekhalle: Seit Jahren richtet das „Tanzcentrum Die 3“ Deutsche und Norddeutsche Meisterschaften aus, am 20. und 21. April ist es wieder so weit. © Thomas Maibom | Thomas Maibom

Und da sind wir wieder bei den Khadjeh-Nouris. Seit 20 Jahren richten sie regelmäßig Deutsche oder Norddeutsche Meisterschaften im Hip Hop aus. 2022 kamen 1500 Teilnehmer aus 47 deutschen Tanzschulen für zwei Tage in die Moorbekhalle, um in den unterschiedlichen Kategorien ihre Besten zu ermitteln. Typische Moves zu den einschlägigen Rhythmen können Interessierte wieder am 20. und 21. April in der Moorbekhalle erleben. Dann bittet das „TanzCentrum Die 3“ mal wieder zu den Norddeutschen Meisterschaften.

Alle Tanzsportvereine und Tanzschulen bieten Hip-Hop-Kurse für unterschiedliche Altersstufen an, los geht‘s ab sechs Jahren. „Am liebsten würde die Eltern schon Dreijährige zu uns bringen, aber die Kinder sollten erst mal vernünftig laufen lernen“, sagt Khadjeh-Nouri, der auch Tänze außerhalb der Standardkurse im Programm hat: Discofox, Bachata und Salsa, zwei lateinamerikanische Tänze mit Erotikfaktor, Gymnastik und Tanz und Line Dance.

Norderstedt: 2500 Tänzer und Tänzerinnen gleiten jede Woche übers Parkett

„Tanzen läuft“, sagt der Tanzschulchef. Rund 1000 Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleiten und springen in den drei Räumen am Harksheider Markt übers Parkett. Fünf festangestellte und zwei frei arbeitende Tanzlehrer und insgesamt, so schätzt Khadjeh-Nouri, gehen in Norderstedt bis zu 2500 Tänzer und Tänzerinnen jede Woche ihrem Hobby nach. Überlaufen seien die Kurse allerdings nicht, dafür sei die Konkurrenz im Freizeitsektor zu groß.

Menschen im gemeinsamen Tanz zusammenbringen, auf spielerische Weise – das möchte das Projekt „tanzlab“. Das kostenlose Angebot der Stadt geht in die dritte Runde und richtet sich an alle tanzinteressierten Menschen, unabhängig von ihren körperlichen Fähigkeiten, Vorkenntnissen und ihrer Herkunft.

Alle machen mit – Tanzen bringt die Menschen zusammen

Sich mit anderen frei zur Musik ausprobieren – das können die Teilnehmer und Teilnehmerinnen im Norderstedter „tanzlab“.
Sich mit anderen frei zur Musik ausprobieren – das können die Teilnehmer und Teilnehmerinnen im Norderstedter „tanzlab“. © Tanzcentrum Die 3, David Reineke, AJ Dance Company | Tanzcentrum Die 3, David Reineke, AJ Dance Company

„In Zeiten, in denen die Gesellschaft gefühlt auseinanderklafft, wollen wir Begegnungsräume schaffen“, sagt Projektleiterin Maria Stabel. „Wir wollen daher den Menschen in Norderstedt den Community Dance näherbringen, und in diesem Jahr noch mehr Menschen zum Mitmachen bewegen.“ Daher gibt es in den kommenden Monaten erstmals mehrere Workshops. „Egal ob müde von der Arbeit oder hibbelig vor Aufregung – jede und jeder ist bei uns herzlich willkommen“, sagt Maria Stabel. Community Dance mache einfach Spaß und tue Körper und Seele gut.

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Getanzt wird am Mittwoch, 6. März, von 18-20 Uhr, am Freitag, 31. Mai, von 17-20 Uhr, am Sonnabend, 8. Juni, und Sonntag, 9. Juni, jeweils von 10.30-13.30 Uhr und am Sonntag, 14. Juli, von 10.30-13.30 Uhr im barrierefreien Festsaal am Falkenberg (Langenharmer Weg 90) und in Kooperation mit dem Verein „sense the steps“. Anmeldungen unter 040/ 535 95 957, E-Mail tanzlab@norderstedt.de.

Ein Tanzangebot für alle, die keinen Partner oder keine Partnerin haben

Das aus den vergangenen Jahren bekannte zweiwöchige „tanzlab Norderstedt“-Projekt mit Werkschau findet von Sonntag, 1. September, bis Sonnabend, 14. September, und in Kooperation mit den Vereinen „sense the steps“ und „Chaverim – Freundschaft mit Israel“ statt.

Sie tanzen gern, haben aber keinen Partner oder keine Partnerin? Dann wäre ein Angebot des TTC Savoy vielleicht das richtige für Sie: Am Donnerstag, 7. März, startet von 18.30 bis 20 Uhr ein neuer Kursus mit internationalen Folkloretänzen im großen Saal des TTC Savoy, Am Exerzierplatz 16.

Durch Europa tanzen, vom Norden bis zum griechischen Sirtaki

Sirtaki am Strand – eine Szene aus dem Film „Alexis Sorbas“ mit Anthony Quinn und Alan Bates (links).
Sirtaki am Strand – eine Szene aus dem Film „Alexis Sorbas“ mit Anthony Quinn und Alan Bates (links). © Alamy | Alamy

„In vielen Ländern gibt es Tanztraditionen, die vor allem die Gemeinschaft im Blick haben: Getanzt wird nicht paarweise, sondern gemeinsam im (Halb-)Kreis, und die bunte Runde macht richtig gute Laune“, sagt Kursleiterin Ines Elker. Ganz nebenbei würden Herz, Kreislauf, Koordination und Gedächtnis trainiert.

Tänzerisch geht es durch verschiedene Länder und Tanzkulturen, vom Norden Europas über den Balkan bis ans Mittelmeer und nach Griechenland mit seinem wohl bekanntesten Tanz, dem Sirtaki. Jede und jeder kann mitmachen, unabhängig vom Alter. Nötig sind Schuhe mit hellen, sauberen Sohlen, bequeme, leichte Kleidung erleichtert die Bewegung. Der Kurs läuft über zehn Abende. Weitere Infos und Anmeldung unter www.ttc-savoy.de.