Quickborn. Nach einer Komplettsanierung erstrahlt der Reiterhof in neuem Glanz. Das Konzept – und warum es die Hofkatzen besonders gut haben.
Seit einer kompletten Renovierung erstrahlt der Reitstall am Himmelmoor in neuem Glanz, gewann dafür sogar schon einen Preis. Ein Besuch vor Ort.
Mausi ist fotogen, das weiß sie. Auch wenn sie noch etwas Heu am Maul hängen hat. Dafür trägt sie die Ohren schön nach vorne und schaut direkt in die Kamera. Sie ist eines der 43 Pferde, die im Reitstall am Himmelmoor in Quickborn ein neues Zuhause gefunden haben.
Reiterhof: Der einjährige Umbau wird zum Kraftakt
Als Anika Urbach und ihre Familie 2019 den großen Reiterhof kauften, bauten sie ihn komplett um und sanierten ihn. „Der Vorbesitzer hatte den Einstellern damals schon gekündigt“, erinnert sich Urbach. „Der Umbau dauerte gut ein Jahr, das gesamte Dach wurde entfernt und durch ein komplett isoliertes ersetzt. Man hätte also in der Zeit dort gar kein Pferd mehr unterstellen können.“
Nur die eigenen fünf Pferde und das ihrer stellvertretenden Betriebsleiterin Kathrin Wellhöfer erhielten in einem Stall abseits der Baustelle ein provisorisches Zuhause und verbrachten die meiste Zeit auf der Weide.
Auszeichnung von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung
Der Umbau war ein Kraftakt, was die während dieser Zeit ausbrechende Corona-Pandemie nicht besser machte. Doch das Ergebnis ist dermaßen neu, frisch und lichtdurchflutet, dass es heraussticht – und auch gleich einen Preis bekam.
Im vergangenen Jahr wurde der Reitstall am Himmelmoor von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) und dem Fachmagazin Reiter Revue International beim bundesweiten Wettbewerb „Unser Stall soll besser werden“ wegen des Gesamtkonzepts, einer artgerechten Haltung mit zugleich idealen Trainingsbedingungen, ausgezeichnet.
Ein komplexes Brandschutzkonzept sorgt für Sicherheit
Steht man in den drei lichtdurchfluteten Stallgassen, kann man an den Decken schwarze Leitungen erkennen, die zu einem sehr komplexen Brandschutzkonzept gehören und die Luft ständig prüfen, dabei Staub, Dampf und Rauch unterscheiden und sofort die Feuerwehr alarmieren, wenn es Alarmzeichen für einen Brand gibt.
Die Türen öffnen nach außen, die Gänge sind breit. Doch nicht nur für den Fall eines Feuers ist der Stall optimal vorbereitet, generell wird Sicherheit groß geschrieben. Auch die Böden der insgesamt 43 riesigen, hellen Boxen – aufgeteilt in sieben Innen-, 22 Fenster- und 14 Paddockboxen mit drainiertem Sandpaddock – sind aus einem speziellen Gummi-Estrich, damit die Tiere nicht wegrutschen, und verfügen außerdem über frostsichere Selbsttränken und neue Heu-Raufen.
Reitstall am Himmelmoor: So groß war alles gar nicht geplant
Außerdem gibt es ein Solarium für die Pferde, geräumige Waschboxen mit warmen Wasser und Außenwaschplätze.
„So groß hatten wir das alles gar nicht geplant“, erinnert sich Anika Urbach, die ursprünglich in der Immobilienbranche gearbeitet hatte und für die die Leitung eines Reiterhofes komplettes Neuland war, „aber wann immer es in den letzten gut drei Jahren anstrengend wurde, standen wir vor dem nächsten abgeschlossenen Bauabschnitt und sagten: Ist das nicht schön? Das war irgendwann unser Running Gag. Und dann haben wir eben immer weitergemacht.“
Corona-Pandemie und Herpes-Virus sorgen für Probleme
Als dann alles fertig war und die ersten Einsteller neu hinzukamen, war es auf einmal nicht mehr alleine die Corona-Pandemie, die die Situation erschwerte.
„Es war im April 2021“, erinnert sich Anika Urbach, „da brach in Valencia auf einem Reitturnier ein Herpes-Virus aus. Wir waren sofort alarmiert und haben es zur Auflage gemacht, dass die Pferde aller neuen Einsteller gegen Herpes geimpft sein müssen. Um Schlimmeres zu verhindern, mussten wir also nicht mehr nur Listen für die Menschen führen, wir mussten auch zusätzlich noch genau darauf achten, welches der Pferde bereits gegen Herpes geimpft war.“
„Langsam entsteht bei uns eine richtig gute Gemeinschaft“
Dass bei all den Sicherheitsvorkehrungen und Impfungen kaum die Chance bestand, dass sich die Menschen untereinander kennenlernen, war also kein Wunder. „Aber das holen wir jetzt alles nach“, sagt Anika Urbach und öffnet die Tür zum Reiter-Stübchen. Ein heller Raum. Eine Mischung aus gemütlicher Wohnküche und Restaurant.
„Viele unserer Einsteller sitzen hier und arbeiten im Home-Office oder schauen sich gemeinsam Turniere auf ‚Clip my Horse-TV‘ an Langsam entsteht bei uns eine richtig gute Gemeinschaft.“ Zu der gehören auch Veranstaltungen wie Osterfeuer, Adventsquadrille oder Weihnachtsfeier.
Die 22 Hektar Weidefläche befinden sich direkt am Hof
Außerdem gemeinsame Ausritte und Trainingseinheiten. Was in den drei Reithallen modernste Böden in Form eines Ebbe-Flut-Reitbodensystems und ein perfektes Raumklima sind, sind auf der Anlage draußen neue Flutlichtanlagen und ganzjährig bereitbare Böden mit verbauten Drainagen.
Und dann ist da ja auch noch die Größe der Koppeln! Insgesamt liegen die 22 Hektar Weidefläche direkt am Hof, was zu kurzen Wegen führt. „Die Pferde sind bis zu acht Stunden am Tag auf der Weide. Wir schauen genau, wer sich mit wem gut versteht und bilden dann kleine, überschaubare Herden“, erklärt Anika Urbach.
Hofkatzen haben es komfortabel und wohnen in einer eigenen „Villa“
Stuten und Wallache stehen getrennt, Hengste und Fohlen gibt es keine auf der Anlage. Direkt gegenüber der Weiden wohnen die Hofkatzen – und zwar in einem eigenen kleinen Holzhäuschen, der „Katzen-Villa“.
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Für Anika Urbach fühlt sich die große Entscheidung von 2019 inzwischen absolut richtig an. Und wenn am Abend Mann und Töchter aus Hamburg zum Himmelmoor kommen, sie alle vier nach getaner Arbeit gemeinsam reiten und den Sonnenuntergang sehen, ist er wieder da, dieser Satz: „Ist das nicht schön?“
Reiterhof: Ebbe-Flut-Boden, viel Auslauf, große und helle Boxen
Die Anlage verfügt über eine große Reithalle (60 x 20 Meter) mit einem Ebbe-Flut-Reitbodensystem, eine kleine Halle (20 x 20 Meter) und eine Bewegungshalle (30 x 15 Meter) sowie im Außenbereich über ein Dressurviereck(60 x 20 Meter), einen Sandspringplatz (30 x 40 Meter), einen Gras-Springplatz sowie eine Galoppbahn.
In drei Stallgassen gibt es 43 große, helle Boxen. Davon sind sieben Innenboxen,
22 Fensterboxen und 14 Paddockboxen.
Die Preise variieren je nach Kategorie inklusive zahlreicher Serviceleistungen zwischen 790 bis 890 Euro im Monat.
Am Tag stehen die Pferde in kleinen Herdenverbänden auf der insgesamt 22 Hektar großen Weide. Auch Trainerstunden sind bei Daniel Booker (Dressur und Beritt), Johann Philipp Bechstein (Springen) und Britta König (Dressur) buchbar.
Informationen: Reitstall am Himmelmoor, Heinrich-Hertz-Str. 18, 25451 Quickborn. Internet: www.reitstall-himmelmoor.de