Tangstedt. Lindenhof-Besitzerin Tanja van den Eijnde-Pieper verfolgt bei der Haltung der Pferde eine spezielle Philosophie. Wem sie nacheifert.

Es ist die ganz große Freiheit: Wenn Tanja van den Eijnde-Pieper die riesige Pferdeherde in die Weite galoppieren sieht, geht ihr jedes Mal aufs Neue das Herz auf – und dann weiß sie, dass die Philosophie hinter ihrem Konzept richtig ist und beiden gut tut: Mensch und Tier.

Eine schmale Straße an Feldern entlang führt zur Pferdesportanlage Lindenhof am Ortseingang von Tangstedt. Einmal abbiegen, dann tut sich eine Welt auf. Eine Welt aus Weite. Koppeln bis zum Horizont. Und ein aus einer ehemaligen Scheune gebautes Landhaus, vor dem sich eine riesige, von alten Bäumen gesäumte Wiese erstreckt.

Pferdehof: Die Tiere stehen das ganze Jahr tagsüber auf der Weide

„Unser Schwerpunkt ist die artgerechte Haltung“, sagt Tanja van den Eijnde-Pieper, die den Hof 2012 von ihren Eltern übernommen hat. „Die Pferde stehen das ganze Jahr tagsüber auf der Weide. Das ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich.“

Gemeinsam mit ihrem Ehemann Rob van den Eijnde, der in Hamburg einem Beruf im Personalbereich nachgeht, ihren fünf Töchtern im Alter von zwölf bis 21 und drei langjährigen Mitarbeitern, die jedes Pferd kennen, lebt sie auf dem Hof, dessen rund 90 Boxen momentan Platz für 25 Ponys und 60 Pferde haben.

Auf dem Lindenhof ist alles weit, offen, hell und von großer Klarheit

Im Inneren des Landhauses ist ebenfalls alles weit und offen, hell und von großer Klarheit. Van den Eijnde-Pieper brennt für ihren Hof und die Philosophie, die dahintersteckt: dass man nur dann ausgeglichene und auch leistungsfähige Tiere hat, wenn sie artgerecht miteinander leben.

Zwischen Mensch und Tier herrscht Harmonie: Besitzerin Tanja van den Eijnde-Pieper auf der riesigen Weide der Pferdeherde.
Zwischen Mensch und Tier herrscht Harmonie: Besitzerin Tanja van den Eijnde-Pieper auf der riesigen Weide der Pferdeherde. © Unbekannt | Tanja Breukelchen

Herdenmanagement nennt sie die Arbeit, die zwar nur eine Aufgabe von vielen bei der Leitung eines Hofes ist, ihr aber besonders am Herzen liegt und unter anderem den Überblick über die Herde und deren Verhalten beinhaltet.

Die große Gemeinschaft bietet den Pferden Schutz und Sicherheit

„Es ist faszinierend, wenn man die Tiere dabei beobachtet, wie sie über die Weide galoppieren. Das ist Freiheit und pure Lebensfreude. Die Tiere sind dann viel ausgeglichener und klar im Kopf.“

Auf dem Weg zur Herde erklärt sie, warum keine andere Haltung artgerechter sein kann: „Pferde sind Herdentiere und fühlen sich in der großen Gemeinschaft am wohlsten, sie bietet ihnen Schutz und Sicherheit.“ Wichtig sei auch ein täglich gleicher Ablauf, denn Pferde mögen Routine. Innerhalb der Herde bilden sich dann wieder kleine Teams, und das auf ganz natürliche Weise.“

In der Herde gibt’s diverse Liebesbeziehungen

So gibt es eine kleine Gruppe älterer Tiere, die eine oder andere Liebesbeziehung. Und „ausgerechnet die kleine Pony-Scheck-Stute dort hinten hat sich den großen Holsteiner als festen Freund ausgesucht“, sagt Tanja van den Eijnde-Pieper und zeigt in Richtung des ungleichen Paares, während sich einige Tiere langsam aus ihrem Pulk lösen und zur Begrüßung auf sie zugehen. Es folgen ein Stupsen und Schnauben – und eine große Ruhe.

Ein Teil des großen Außenbereichs der Pferdesportanlage – im Hintergrund das Wohnhaus.
Ein Teil des großen Außenbereichs der Pferdesportanlage – im Hintergrund das Wohnhaus. © Unbekannt | Tanja Breukelchen

Wenn ein neues Pferd in die Herde kommt, dauert es nur knapp eine Woche, bis auch dieses fest integriert ist. Stuten und Wallache stehen bunt gemischt. Und es ist völlig egal, ob die Tiere zum Freizeitreiten dienen oder regelmäßig bei Turniere starten – aufgehoben sind sie am besten in der Herde, da ist sich Tanja van den Eijnde-Pieper sicher.

Die Besitzerin bleibt dem Konzept ihres Vaters treu

Zur großen Pferdeherde gibt es noch eine kleinere Ponyherde auf der anderen Seite des insgesamt gut 50 Hektar großen Anwesens. In den 1970er-Jahren hatte Hans-Reinhard Pieper, der Vater der heutigen Besitzerin, damit begonnen, die Pferdesportanlage immer weiter auszubauen: „Er ist ein Macher-Typ mit Visionen, der damals viele Sachen in die Tat umgesetzt hat, die wir weiterführen.“

So gibt es unter anderem zwei Reithallen und eine 30 x 100 Meter große überdachte Reit- und Fahrhalle. Das Außengelände ist außergewöhnlich mit einem 70 x 100 Meter großen Spring- und Turnierplatz inklusive gemauertem Richterturm, Wall sowie Wassergraben.

Was der Lindenhof mit dem Derby-Parcours gemeinsam hat

Und „Pulvermanns Grab“, einem Nachbau des legendären und nach dem Parcoursbauer Eduard Pulvermann erbauten Hindernis auf dem Derby-Parcours von Klein Flottbek. Hinzu kommen ein
40 x 100 Meter großer Fahrplatz, eine 300 Meter lange Galoppbahn und ein Teich. Das 70 x 100 Meter große Dressurviereck wurde gerade erst mit neuem Wattboden und – genau wie der Sand-Springplatz – mit Flutlicht ausgestattet.

Der Lindenhof befindet sich am Ortseingang von Tangstedt.
Der Lindenhof befindet sich am Ortseingang von Tangstedt. © Unbekannt | Frank Hasse

Es gibt 35 Paddock- und 55 Innenboxen, einige davon sogar mit einem Fenster. Der Rundgang über den Hof führt am Turnierplatz vorbei, wo Lisa Arminger, Kristiane Hartwig und Sabine Diercks stehen. Sie sind das Reitlehrerinnen-Team des Lindenhofs, mit jeweils eigenem Schwerpunkt vom Kinder- und Jugendtraining über die Dressur bis zum Springen.

Überall sind kleine Sitzecken; da ist ein Platz mit einem Grill und irgendwo wendet gerade jemand Heu, denn auch das Futter wird auf dem Lindenhof selbst gemacht. Ein Gefühl, wie in einer Familie, aber eben eine mit klaren Regeln statt starrer Strukturen. Und mit ganz viel Freiheit.

Pferdesportanlage Lindenhof: Die wichtigsten Informationen

Die Pferdesportanlage Lindenhof verfügt über drei Reithallen (20 x 80, 20 x 35 und 30 x 100 Meter) und drei Außenplätze (Dressurviereck: 20 x 60, Sand-Springplatz: 30 x 70, Spring- und Turnierplatz: 70 x 100) sowie einen Fahrplatz (40 x 100) und eine Galoppbahn.

Es gibt 35 Paddockboxen, 55 Innenboxen, Solarium und Waschmöglichkeiten, 40 Hektar Weideland und öffentliche Reitwege.

Die Fütterung erfolgt zwei- bis dreimal täglich mit Hafer/Pellets, zusätzlich erhalten die Pferde zwei- bis dreimal täglich Heulage aus überwiegend eigener Ernte.

Preise: Eine Ponybox kostet 500 Euro, Innenboxen 550 Euro, eine Paddockbox 600 Euro. Im Preis enthalten sind unter anderem Fütterung und Heulage, täglich frische Stroheinstreu, regelmäßiges Ausmisten, die Nutzung der Anlage sowie der Weidegang.

Infos: Pferdesportanlage Lindenhof, Familie van den Eijnde-Pieper, Lindenallee 17, 22889 Tangstedt, Telefon 0176/ 62 34 67 93; Internet: www.pferdesport-lindenhof.de