Kisdorf. Die Europameisterin holt sich auch den WM-Titel in der Altersklasse 50 bis 54. Warum ihr Triumph am seidenen Faden hing.
2022 ist das Jahr der Cordula Neudörffer. Erst im November wurde die Querfeldeinfahrerin Europameisterin der Seniorinnen. Und jetzt setzte sie dem Ganzen noch die Krone auf.
In East Suffolk/England holte sich die 51-Jährige auch bei den Masters Cyclo-Cross World Championships den Titel in der Altersklasse 50 bis 54 Jahre.
Radsport: Cordula Neudörffer bekommt das Regenbogentrikot
„Jetzt, mit etwas Abstand, kann ich endlich fassen, was mir da in England geglückt ist“, sagte die Radsportlerin des RSC Kattenberg. Aber es hat ein Weilchen gedauert. Was dies etwas erleichterte, ist die Tatsache, dass sie nicht nur ein Regenbogentrikot von der britischen Insel mit nach Hause brachte, sondern auch eine Corona-Erkrankung.
Demzufolge hatte sie viel Muße, um den größten Erfolg ihrer Karriere in Gedanken ein ums andere Mal Revue passieren zu lassen. „Man verliert ein wenig das Zeitgefühl, wenn man nur zu Hause rumsitzt.“ Aber andererseits blieb ihr so auch mehr Zeit, um sich über das Erreichte zu freuen.
Kurz nach der WM schlägt das Corona-Virus zu
Cordula Neudörffer: „Glücklicherweise hat mich das Coronavirus nicht vor der Weltmeisterschaft erwischt.“ Das Gegenteil war der Fall: Ihre Vorbereitung verlief perfekt; die Kisdorferin kam ohne Verletzungen und Krankheiten durch die Wochen vor der WM.
Aus Sicherheitsgründen waren sie und ihr Lebensgefährte Andreas Rips mit dem Auto inklusive Anhänger via Fähre von den Niederlanden nach Großbritannien gefahren. „Zum einen hatten wir so viel Material mit dabei, dass wir den Anhänger gebraucht haben. Zum anderen wollten wir uns so kurz vor der Veranstaltung auf keinen Fall irgendwo anstecken“, so die frischgebackene Weltmeisterin. Der Plan des Duos ging auf, das Rennen konnte kommen.
Malheur beim Start lässt bleibt ohne Folgen
Cordula Neudörffer hatte dabei allerdings kein Losglück. Sie zog einen Startplatz in der letzten Reihe. Die Gefahr, sofort von den Konkurrentinnen abgehängt zu werden, war groß. Und dann passierte ihr gleich zu Beginn auf der Geraden auch noch ein Malheur: Sie rutschte aus dem Klickpedal.
Der Schreck war groß, doch nach nur einer Sekunde war die 51-Jährige geistesgegenwärtig erneut im Wettkampfmodus und fixierte den Schuh wieder Die Schramme an der Wade, die das Missgeschick nach sich zog, störte nicht weiter, die Jagd auf die führenden Teilnehmerinnen konnte weitergehen.
Das schnelle Rennen ist eine Gleichung mit 15 Unbekannten
Für Neudörffer glich das Starterfeld einer Gleichung mit 15 Unbekannten. Einzige feste Größe: die Engländerin Lucy Siddle, die bei der Europameisterschaft im belgischen Namur den zweiten Platz belegt hatte. „Da ich so gut wie nie bei internationalen Rennen antrete, wusste ich nichts über die Stärken und Schwächen meiner Mitfahrerinnen“, sagte sie.
Schnell waren Letztere jedenfalls alle, das Tempo des packenden Rennens irre hoch. Zwischendurch kamen Cordula Neudörffer deshalb einige Zweifel, ob sie die Geschwindigkeit und ihre Führung würde halten können.
Radsport: Im Ziel hat die Kisdorferin 74 Sekunden Vorsprung
Am Ende einer Sandpassage warf Neudörffer nach einer 180-Grad-Kurve erstmals einen Blick auf das Verfolgerfeld. Dabei realisierte die Europameisterin, dass sie sich nach knapp einem Drittel der zu absolvierenden Distanz 20 Sekunden Vorsprung herausgearbeitet hatte und mobilisierte alle Reserven.
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Als dann die ersten Überrundungen anstanden, wurde die Lage auf der Strecke unübersichtlich. Aber Neudörffer hielt ihre Konkurrentinnen auf Abstand. Und als sie die Ziellinie überquerte, verkündete der Streckensprecher: „The world champion is Cordula Neudörffer!“
51 Minuten und 27 Sekunden brauchte sie für ihren Weltmeisterschaftsritt. 74 Sekunden danach kam Alison Kinloch aus Großbritannien ins Ziel, weitere 21 Sekunden später die US-Amerikanerin Kristin Weber. Siddle wurde Vierte.