Kisdorf. Die Querfeldeinfahrerin siegt in Namur in der Altersklasse 50 bis 54 Jahre – warum sie mit komfortablem Vorsprung triumphierte.
Dieser Sieg ist der größte Erfolg in der Karriere der Cordula Neudörffer. Im belgischen Namur wurde die 51 Jahre alte Radsportlerin Cyclocross-Europameisterin in der Altersklasse 50 bis 54.
Es ist der erste internationale Titel für die Querfeldeinfahrerin, die in Einzelwettbewerben für den RSC Kattenberg startet und in der Bundesliga-Straßensaison für den Kieler RV fährt.
Cyclocross: Regen weicht eh schon schwierige Strecke auf
Durch den am Vortag einsetzenden Regen war die Strecke in Namur sehr anspruchsvoll geworden. Da die Festungsanlage der Hauptstadt der belgischen Region Wallonien auf einem Hügel liegt, mussten auf dem abwechslungsreichen Rundkurs mit Straßen-, Wiesen- und Kopfsteinpflasterabschnitten viele Höhenmeter absolviert werden. Außerdem wurde für die EM eigens eine Treppe errichtet, die es mit geschultertem Crossrad laufend zu bewältigen galt.
„Der Kurs war hart, technisch anspruchsvoll und konditionell herausfordernd“, sagte Cordula Neudörffer. Mit ihrem Rennen in der Mastersklasse begann die dreitägige Europameisterschaft. Für die Ü-50-Fahrerinnen, die zusammen mit den Ü-65-Herren starteten, war das kein Nachteil, denn der Untergrund wurde mit jedem Rennen schlammiger.
Im Ziel hat Neudörffer fast zwei Minuten Vorsprung
Zum Abschluss der EM landeten die Teilnehmer am Eliterennen ein ums andere Mal auf dem gepolsterten Hosenboden und machten unfreiwillig mit dem belgischen Morast Bekanntschaft.
Auch wenn Neudörffer im Ziel fast zwei Minuten Vorsprung vor der Engländerin Lucy Siddle hatte, war der Sieg der Kisdorferin doch kein Selbstläufer. „Ich musste während meines 32:39 Minuten dauernden Rennens die ganze Zeit wachsam sein und arbeiten“, sagte sie, „geschenkt wurde mir absolut nichts. Und ich wollte unbedingt eine Unachtsamkeit oder einen Defekt vermeiden.“
Der Kommentar des Vereinschefs: „Wahnsinn!“
Das Vorhaben gelang. „Es hat geklappt, ich wurde mit dem Titel belohnt“, sagte Cordula Neudörffer, deren Sieg der Vereinsvorsitzende des RSC Kattenberg, Dirk Ehling mit nur einem Wort kommentierte: „Wahnsinn!“
Die Doping-Kontrolle nach dem Rennen bestand die neue Europameisterin mit Bravour. Sie hatte sich zuvor ihren Leistungsschub auf legalem Weg verschafft, fuhr in Namur mit der neuen Rennmaschine LIV Brava, einem speziell für Cyclocross-Rennen entworfenen Rad. Dieses hatte Cordula Neudörffer am
24. Oktober beim „Cross im Park“ in Kaltenkirchen eingefahren. Beim Event in Belgien war sie demzufolge bestens vertraut mit dem Hightech-Sportgerät.
Die 51 Jahre alte Kisdorferin startet mit neuem Rad
Besonders zwei Dinge gefallen ihr an dem Rad. Zum einen ist da der Lenker, der die Handgelenke und Schultern schont. Und dann sind da auch noch die Scheibenbremsen, die gerade bei schwierigen Bedingungen wie in Namur deutliche Vorteile gegenüber den klassischen Felgenbremsen haben.
Auf dem Rad ist der Sieg bei der Europameisterschaft Cordula Neudörffers bislang größter Triumph. Doch sie hat auch schon in der Vergangenheit immer wieder überragende Erfolge eingeheimst. Beispielsweise wurde sie 2013 bei der Deutschen Meisterschaft im Cross-Duathlon, einer Mischung aus Querfeldeinlaufen und -fahren, Zweite. Außerdem ist sie eine vorzügliche Marathonläuferin und sehr stolz auf ihre persönliche Bestzeit von 2:59:41 Stunden, auf die sie besonders stolz ist, weil sie lange und intensiv auf dieses Resultat hingearbeitet hat.
Cyclocross: Nächster Höhepunkt ist die Querfeldein-WM in Ipswich
Bei der Cross-Triathlon-WM 2014 in Zittau gab es Bronze für die Angestellte eines Norderstedter Wohnungsbauunternehmens. Der Weg zu Europas bester Ü-50-Cyclocross-Fahrerin war also kein geradliniger. „Ich würde mich selbst nicht als Titeljägerin bezeichnen. Stattdessen versuche ich, mir ein Umfeld auszusuchen, in dem ich mich wohlfühle.“
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Jetzt bereitet sie sich auf die Querfeldein-WM der Senioren im englischen Ipswich vor. Die Titelkämpfe in der 135.000-Einwohner-Stadt in Suffolk finden vom1. bis 4. Dezember statt. „Das ist aber auch nur eine Durchgangsstation auf dem Weg zur Deutschen Meisterschaft im Januar 2023 in München“, verrät Cordula Neudörffer.