Norderstedt. Der Regionalliga-Fußballer arbeitet nach seinem Schlüsselbeinbruch am Comeback – und hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt.
Mit dem Fußball und der Logik ist das so eine Sache. Nach dem Wechsel von Topscorer Elias Saad (23) ins Profilager zum Zweitligisten FC St. Pauli verpflichtete Regionalligist Eintracht Norderstedt Anfang Januar Nick Gutmann. Ein Deal, der großen Sinn ergibt: Gutmann läuft wie Saad hauptsächlich als Außenstürmer auf, ist schnell und torgefährlich. Und er kennt sich beim Club von der Ochsenzoller Straße gut aus.
Mission erfüllt, Saad-Lücke auf gutem Niveau geschlossen – die Verantwortlichen bei der Eintracht durften sich auf die Schulter klopfen. Bis zum ersten Training im neuen Jahr, als sich Gutmann das rechte Schlüsselbein brach. „Yannik Nuxoll und ich sind zum Ball gesprintet und zusammengekracht. Ich bin nach vorne geprallt und konnte mich nicht mehr abstützen. Es hat sofort Knack gemacht, ich hatte große Schmerzen“, erinnert sich der Pechvogel.
Eintracht Norderstedt: Gutmann hatte schon einmal lange Pause
Alles, was sich vorher auf dem Papier so schön las, war nun Makulatur. Das Kuriose: Gutmann erlebte Ähnliches bei der Eintracht schon einmal. Nicht durch eine Verletzung, sondern in Form eines Saisonabbruchs. Die Spielzeit 2020/2021, in der er bereits das Trikot der Eintracht trug, wurde wegen der Corona-Pandemie vorzeitig beendet.
Nur neun Pflichtspiele in der Regionalliga Nord (ein Tor) bestritt Gutmann, dazu vier Partien im Lotto-Pokal (darunter die beiden Finalsiege mit 5:1 gegen Oberligist TSV Sasel und 1:0 gegen den Regionalliga-KonkurrentenFC Teutonia 05) sowie das DFB-Pokalmatch bei Bundesligist Bayer 04 Leverkusen (0:7).
Der dritte Versuch soll erfolgreich verlaufen
Zwei Titel mit der Eintracht gewonnen, aber nun zum zweiten Mal durch die äußeren Umstände ausgebremst: So unlogisch kann Fußball sein. Dennoch spricht viel dafür, dass die Verbindung zwischen Gutmann und Eintracht Norderstedt im dritten Anlauf von dauerhaftem Erfolg gekrönt sein wird.
Die Pandemie ist jetzt eine Endemie, Gutmann selbst war in seiner Karriere nicht verletzungsanfällig, ein starker Wille zeichnet ihn seit jeher aus. Die Operation ist gut verlaufen, eine implantierte Platte stützt sein Schlüsselbein. Die Reha hat der Flügelflitzer in Bremen begonnen; er wohnt dort wegen seiner kurzzeitig eingeschränkten Beweglichkeit bei seinen Eltern anstatt in Norderstedt.
Nick Gutmanns letzte Station waren die Kentucky Wildcats
Schon jetzt scharrt er mit den Hufen. „Es heißt, so eine Verletzung dauert drei Monate. Ich hoffe, es geht vielleicht doch schneller. Ich habe keine Schmerzen mehr und werde alles dafür geben, um bald wieder auf dem Platz zu stehen“, sagt Gutmann.
Alles gegeben hat er zuletzt für die Kentucky Wildcats, einem Collegeteam in den Südstaaten der USA. „Dorthin zu gehen war die beste Entscheidung, die ich hätte treffen können. Ich habe meinen Master in Sports Leadership gemacht und durfte sportlich unter extrem professionellen Bedingungen spielen.“
In den USA hat der 26-Jährige positive Eindrücke gesammelt
Der 26-Jährige sammelte fern der Heimat viele positive Eindrücke. „Die Menschen waren zwar etwas konservativer als bei uns, aber dafür sehr offen und freundlich. Sportlich haben wir einmal unsere reguläre Saison und zweimal den Conference-Titel gewonnen. Bei mir persönlich kam der Durchbruch in der zweiten Serie mit fünf Treffern und 19 Vorlagen. Es war eine großartige Erfahrung, gegen Mannschaften mit vielen jungen Spielern in einer sehr hohen Intensität anzutreten.“
Immer wieder in Verbindung stand er in den USA mit dem früheren Eintracht-Spieler Johann von Knebel (25), der zeitgleich mit Gutmann zu den Wildcats der Universität in New Hampshire im Nordosten der Vereinigten Staaten wechselte. „Wir waren ständig in Kontakt. Treffen konnten wir uns jetzt wegen meiner Verletzung leider noch nicht.“
Doppelpack-Transfer mit Johann von Knebel ist geplatzt
Das Traumpaar Gutmann/von Knebel als Doppelpack-Neuverpflichtung von Eintracht Norderstedt zerschlug sich allerdings, da von Knebel sich für einen Wechsel zum abstiegsbedrohten Regionalliga-Konkurrenten FC St. Pauli II entschieden hat.
Alte Erinnerungen auffrischen will Gutmann, der am 7. Februar ein Praktikum bei der Sportmarketing-Agentur Sportfive beginnt, übrigens nicht nur auf dem Platz, sondern auch in der Kabine der Eintracht. Schon bei seinem ersten Engagement war er teilverantwortlicher Kabinen-DJ. „Die Jungs können sich darauf einstellen: Wenn ich Musik auflege, dann läuft auf jeden Fall ausschließlich Hip-Hop“, sagt er lachend.
Der Flügelflitzer ist ehrgeizig, hat aber auch eine lockere Seite
Seine lockere Seite zeigte Nick Gutmann damals auch bei einer Aktion des Norddeutschen Rundfunks vor dem Pokalfinale 2020. „Wir schlagen den TSV Sasel. Wenn ihr mal ein Spiel gewinnen wollt, dann geht lieber zu Takeshi’s Castle“, sagte er kess vor der Kamera.
Jedoch in Unkenntnis darüber, dass Sasel keinen ähnlichen Clip produzierte, so wie es der NDR den Spielern laut Stürmer Jan Lüneburg versprochen hatte.
Eintracht Norderstedt: Nick Gutmann will mit dem Team Erfolg haben
Entscheidend bleibt aber für Gutmann, der einen Vertag bis Sommer 2024 unterschrieben hat, das Geschehen auf dem Rasen.
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„Ich hatte das Gefühl, dass das Kapitel Eintracht Norderstedt für mich noch nicht abgeschlossen ist. Das Verhältnis zu den Verantwortlichen war immer top, die Truppe hat mir mega-gut gefallen und tollen Fußball gespielt. Auch jetzt habe ich mich sofort wohlgefühlt. Bald will ich in alter Stärke wieder zurückkehren und zusammen mit den Jungs Erfolg haben.“ Und das wäre angesichts seiner fußballerischen Qualitäten nur logisch...