Norderstedt. Das Mittelfeldtalent von Regionalligist Eintracht Norderstedt hat ehrgeizige Pläne. Welche Rolle dabei der FC Hansa Rostock spielt.
Die Regionalliga-Kicker von Eintracht Norderstedt haben noch noch bis zum 5. Januar 2023 fußballfrei. Sie sollen den Kopf freibekommen, regenerieren, Zeit mit Freunden und im Kreis der Familie verbringen – aber auf keinen Fall exzessiv faulenzen und Fett ansetzen.
Deshalb hat das Trainerteam des Tabellenfünften für die Spieler, auch in deren eigenem Interesse, individuell zugeschnittene Laufpläne erstellt, die es zu Hause oder im Kurzurlaub diszipliniert abzuarbeiten gilt.
Eintracht Norderstedt: Winter-Vorbereitung beginnt am 5. Januar
Eines ist klar: Jedes Gramm Übergewicht erschwert den Einstieg in die knackige Vorbereitung auf die zweite Saisonhälfte. Bei Mittelfeldspieler Marc Bölter, einer der positiven Überraschungen der Hinrunde, ist allerdings nicht zu befürchten, dass er über die Stränge schlägt
Zum einen achtet der 19-Jährige sehr auf seine Ernährung; um gar nicht erst in Versuchung zu geraten, hat er beispielsweise Schokolade von seiner Einkaufsliste gestrichen. „Die mag ich zwar sehr gern, aber was gar nicht erst da ist, kann man auch nicht essen“, sagt er schmunzelnd.
Das Beispiel Elias Saad hat gezeigt, wie es gehen kann
Zum anderen hat Bölter, dem es an Selbstbewusstsein nicht mangelt, ein großes Ziel. Er möchte – wie sein Ex-Mannschaftskamerad Elias Saad, der Ende November vom Zweitliga-Club FC St. Pauli verpflichtet wurde – Berufsfußballer werden. Und auf dem Weg dorthin sind nur wenige Sünden gestattet.
Das Licht der Welt erblickte Marc Bölter in Waren an der Müritz im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, aufgewachsen ist er jedoch als Einzelkind in Rostock. Erster Verein war mit fünf Lenzen der Bambini FA, anschließend ging’s zum FC Hansa, wo Bölter den Nachwuchsbereich durchlief.
Sportliche Vorbilder sind Zinédine Zidane und Toni Kroos
Vorbilder? Der Franzose Zinédine Zidane. Und selbstverständlich Toni Kroos, der als Jugendlicher in der Hansestadt kickte, später für die Bundesliga-Clubs Bayer 04 Leverkusen und FC Bayern München spielte, 2014 in Brasilien mit Deutschland Weltmeister wurde und Leistungsträger beim Spanischen Meister und Rekord-Champions-League-Sieger Real Madrid ist.
„Seine Mutter war in der Schule meine Biologie-Lehrerin“, erinnert sich Marc Bölter, der in der Saison 2021/2022 aus der U 19 von Hansa Rostock zum WTSV Concordia in die Oberliga Hamburg wechselte. Zweite Station im Erwachsenenbereich ist seit dem 1. Juli 2022 Eintracht Norderstedt.
Marc Bölter spielte als Torhüter in der U-14-Landesauswahl
Bölter war nicht immer Mittelfeldakteur. Er begann als Rechtsverteidiger, schaffte später als Torwart den Sprung in die U-14-Landesauswahl von Mecklenburg-Vorpommern – und schulte dann ein zweites Mal um. Aus einem ganz einfachen Grund. „Da meine Eltern eher klein sind, haben wir bei mir einen Knochentest machen lassen. Und der hat ergeben, dass ich wegen meiner Körpergröße auf dieser Position keine Zukunft gehabt hätte.“ Also feierte er sein Comeback als Feldspieler – und rückte ins Zentrum.
An den Augenblick, als Eintracht-Trainer Olufemi Smith erstmals Kontakt zu ihm aufnahm, erinnert sich Marc Bölter, der mittlerweile vom Scheitel bis zur Sohle 1,80 Meter misst, noch ganz genau. „Als mein Handy geklingelt hat, leuchtete im Display die Anzeige ,Unbekannte Nummer‘ auf. Ich bin dann aber trotzdem rangegangen.“
Der Vertrag mit Eintracht Norderstedt läuft bis zum 30. Juni 2024
Und so nahmen die Dinge ihren Lauf. Bölter erhielt beim Club von der Ochsenzoller Straße einen Vertrag bis zum 30. Juni 2024 – in den Regionalliga-Aufstiegsspielen des WTSV Concordia gegen den SV Todesfelde, den Bremer SV und Kickers Emden wurde er schon nicht mehr eingesetzt.
In Norderstedt hat er sich gut eingelebt. „Wir haben eine harmonische Mannschaft mit einem sehr ausgeprägten Leistungsgedanken“, sagt Marc Bölter, der auf der Sechserposition im Mittelfeld sofort überzeugte, als die Teamkollegen Jonas Behounek und Philipp Koch ausfielen. Er eroberte sich so einen Platz in der Startaufstellung der Eintracht – was ihn selbst ein wenig erstaunte: „Ich hätte nicht gedacht, dass es für mich gleich so gut laufen würde.“
Vater, Mutter und Opa sind seine größten Fans
Opa Wolfgang, früher selbst ein begeisterter Fußballer, beobachtet aufmerksam den sportlichen Werdegang seines Enkels. Dessen größte Fans sind aber Vater Michael und Mutter Sylvia. Sie verfolgen, sofern es ihre Zeit erlaubt, alle Regionalliga-Spiele von Eintracht Norderstedt – trotz stundenlanger Anreisen sogar die Auswärtspartien des Teams.
Vereinspräsident Reenald Koch ist mit dem Youngster sehr zufrieden: „Er hat seine Sache hervorragend gemacht, ist zweikampf-, lauf- und willensstark. Wir werden noch viel Freude an ihm haben.“ Koch sagt aber auch: „Wenn unser Kader wieder komplett ist, die Verletzten zurück sind, werden die Karten im Kampf um die Stammplätze wieder neu gemischt.“
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Das weiß auch Marc Bölter, der während seines Heimataufenthalts in Rostock regelmäßig die Joggingschuhe schnürt. Er will schließlich topfit bleiben. Für zusätzliche Motivation sorgt ein markanter Punkt auf seiner Trainingsstrecke. „Ich klappere die schönen Ecken der Stadt ab, dazu gehört für mich auch das Ostseestadion. Es ist mein Traumziel, dort einmal als Profi aufzulaufen – am liebsten natürlich für den FC Hansa.“