Norderstedt. Gastgeber erzielen mit letzter Aktion das Siegtor. Warum sich Eintracht Norderstedt die Niederlage selbst zuzuschreiben hat.

Was für eine Schlussphase, was für ein Drama: Als der eingewechselte Manuel Brendel im Derby der Fußball-Regionalliga Nord beim Hamburger SV II in der vierten Minute der Nachspielzeit das 2:2 für Eintracht Norderstedt erzielte, schienen die Akteure von der Ochsenzoller Straße in Sichtweite des Volksparkstadions ein kaum noch für möglich gehaltenes Unentschieden im Sack zu haben, schwebten demzufolge auf Wolke sieben.

120 Sekunden später waren sie am Boden zerstört: Der überragende Pingdwinde Beleme entschied mit seinem dritten Tor, der letzten Aktion der Partie, das nicht immer hochklassige, aber stets intensiv geführte und packende Nachbarschaftsduell zugunsten des Tabellenzweiten.

Eintracht Norderstedt: Allen Gegentoren gehen Abwehrfehler voraus

Ein Unentschieden wäre für die Gäste, die unmittelbar nach der Halbzeitpause durch Cemal Sezer das 0:1 erzielt hatten, schmeichelhaft gewesen, gar keine Frage. Aber die Eintracht-Kicker hatten es sich am Ende selbst zuzuschreiben, dass sie den Kunstrasen an der Alexander-Otto-Akademie vor 217 Zuschauern als Verlierer verließen. Denn sie leisteten sich vor allen drei Gegentreffern des HSV II haarsträubende Abwehrpatzer.

Das 1:1 in der 58. Minute wäre nie gefallen, wenn Innenverteidiger Fabian Grau Keeper Lars Huxsohl nicht mit einem schlampigen Rückpass in Bedrängnis gebracht hätte. Beleme profitierte am Ende der Fehlerkette von einem Pressschlag – und beförderte den Ball per Kopf ins Netz.

HSV-Stürmer Pingdwinde Beleme ist dreimal erfolgreich

Damit nicht genug: Vor dem 2:1 der Hausherren nach einer missglückten Flanke von Jonah Fabisch (73.) hätte die Norderstedter Defensive mehrmals Gelegenheit gehabt, um das Spielgerät aus der Gefahrenzone zu befördern, tat dies aber nicht.

Und beim 3:2, das HSV-Innenverteidiger Valon Zumberi mit einem Steilpass einleitete, machte Schlussmann Huxsohl, der die Eintracht vor der Pause zweimal mit überragenden Paraden vor einem Rückstand bewahrt hatte, eine schlechte Figur.

Manuel Brendel erzielt seinen ersten Regionalligatreffer

Apropos Zumberi: Auch der Vorlagengeber durchlebte ein Wechselbad der Gefühle. Er hatte vor dem Derby am Abschlusstraining der HSV-Profis vor deren Zweitliga-Auftritt beim FC Hansa Rostock teilgenommen. Aber auch den Freistoß verursacht, der den ersten Regionalliga-Treffer von Manuel Brendel überhaupt erst möglich machte

Eintracht-Trainer Olufemi Smith fühlte sich fatal an die 2:3 (0:0)-Heimniederlage seiner Mannschaft gegen den 1. FC Phönix Lübeck am 18. September 2022 erinnert. „Der Spielverlauf war identisch“, so der Coach, „damals haben wir in der 93. Minute ausgeglichen und kurz darauf das entscheidende Gegentor kassiert. Dass uns so etwas noch einmal passiert – Wahnsinn! Wir müssen da einfach cleverer sein.“

HSV-II-Coach: „Das sind die Spiele, weswegen wir den Fußball lieben“

Smith war die Enttäuschung über den Ausgang der Partie deutlich anzusehen, so wie seinem Kollegen Pit Reimers die Freude über den verdienten, am Ende aber glücklichen Heimsieg.

„Das sind genau die Spiele, weswegen wir den Fußball lieben“, sagte er lächelnd, „für meine Mannschaft spricht schon die ganze Saison, dass sie nie aufsteckt und in der Lage ist, mit einem guten Angriff für die Entscheidung zu sorgen.“ Schön für ihn und den HSV II, bitter für Eintracht Norderstedt...

Eintracht Norderstedt spielt Dienstag im Lotto-Pokal beim HEBC

Olufemi Smith und sein Trainerteam haben jetzt noch bis zum Dienstagabend Zeit, um ihre Truppe moralisch aufzurichten. Dann steht in Eimsbüttel das nächste wichtige Match auf dem Programm: die Achtelfinalpartie im Hamburger Lotto-Pokal beim Oberliga-Club HEBC, die um 19 Uhr auf dem Reinmüller-Sportplatz an der Tornquiststraße angepfiffen wird.

Der Coach geht davon aus, dass die Spieler die Auswärtsniederlage beim Hamburger SV II bis dahin mental abgehakt haben. „Wir sind aktuell Tabellensechster, befinden also in einer Region, in die wir hinwollen und in der wir uns leistungsmäßig auch sehen. Das 2:3 ist ein Dämpfer gegen ein Topteam, der uns nicht umwirft. Wir werden jetzt nicht in Sack und Asche gehen“, sagte er.

Am Sonntag spielt die Eintracht vor heimischem Publikum wieder um Regionalliga-Punkte. Mit Aufsteiger BSV Kickers Emden kommt um 14 Uhr der Tabellenletzte ins Edmund-Plambeck-Stadion.

Hamburger SV II – Eintracht Norderstedt 3:2 (0:0). – Zuschauer: 217. – Schiedsrichter: Daniel Piotrowski (Buchholzer FC) – Tore: 0:1 Cemal Sezer (46.), 1:1, 2:1 Pingdwinde Beleme (58./73.), 2:2 Manuel Brendel (90.+4), 3:2 Pingdwinde Beleme (90.+6). – Eintracht: Huxsohl – Marxen (82. Brendel), Hildebrandt, Grau, Wallenborn – Bölter (88. Schütt) – Choi, Behounek (74. Williams), Hoppe, Brüning – Lüneburg.