Henstedt-Ulzburg. Die Fußballspielerin des SV Henstedt-Ulzburg holt mit dem Polizei-Nationalteam wie 2016 den Titel. Warum das Finale dramatisch endete.

Schöner hätte die Saison 2021/2022 im Frauenfußball für Vera Homp nicht enden können. Die lauf- und kampfstarke Offensivspielerin des SV Henstedt-Ulzburg holte sich bei der Polizei-Europameisterschaft in Trondheim mit dem deutschen Team den Titel.

In einem dramatischen Endspiel setzte sich Deutschland im Elfmeterschießen mit 5:4 gegen Gastgeber Norwegen durch. Nach 90 Minuten hatte es 1:1 gestanden.

Frauenfußball: Polizei-Team schlägt Gastgeber Norwegen

Homp und ihre Teamkolleginnen triumphierten damit wie schon 2016 in Prag. Damals gab’s im Finale einen souveränen 3:0-Erfolg gegen Frankreich. Die für 2020 geplante EM fiel der Corona-Pandemie zum Opfer.

„Wir hatten es uns selbst zuzuschreiben, dass es diesmal wesentlich spannender als in Tschechien wurde“, sagte die 30-Jährige, die sich über ihre zweite EM-Goldmedaille riesig freute. Zunächst lief alles nach Plan, Alina Mailbeck (FC Ingolstadt 04) sorgte für die 1:0-Pausenführung. Im weiteren Verlauf der Begegnung agierte die Elf von Bundestrainer Aydin Ay (Hessen) jedoch erstaunlich unkonzen­triert – und kassierte quasi aus dem Nichts heraus den Ausgleichstreffer.

Deutscher 5:4-Erfolg im Elfmeterschießen

„Danach“, so Vera Homp, „wurde es hektisch.“ Kein Wunder, denn die Gastgerinnen witterten mit dem heimischen Publikum im Rücken auf einmal Morgenluft.

Homp war in der Crunchtime mittendrin statt nur dabei, kam in der 80. Minute aufs Feld. Dass sie nicht zu den Strafstoßschützinnen gehörte, machte ihr nichts aus – im Gegenteil. „Ich war ganz froh, dass ich nicht antreten musste, weil ich zuvor nur wenige Ballkontakte hatte.“

Vera Homp trifft beim 11:0 gegen Irland dreimal

Auf dem Weg ins Endspiel hatten die deutschen Ordnungshüterinnen keine nennenswerten Probleme und spazierten förmlich durchs Turnier. In der Vorrundengruppe B gab es souveräne Siege gegen Großbritannien (3:0), Irland (11:0 – dreifache Torschützin: Vera Homp) sowie die Niederlande (5:1). In der Vorschlussrunde wurde Frankreich ebenfalls mit 5:1 abgefertigt.

„Das hat sich wohl in den Köpfen festgesetzt. Vielleicht waren wir uns danach etwas zu sicher, dass wir – egal, was passiert – auch das Finale locker gewinnen“, sagte Homp, „und das wäre uns fast zum Verhängnis geworden.“

Fünf Partien à 90 Minuten in sechs Tagen

Das Fußballprogramm, das die deutschen Polizistinnen in Trondheim abspulen mussten, war nicht von schlechten Eltern: Anreise am Montag, fünf Partien über 90 Minuten am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. Zeit zum Durchschnaufen blieb nur am Freitag. Kaum auszudenken, welche Reaktionen ein ähnlich eng getakteter EM-Zeitplan bei Deutschlands Profikickern auslöst hätte...

Vera Homp, die in der abgelaufenen Zweitliga-Serie acht Treffer für den
SV Henstedt-Ulzburg erzielte, stand in allen Begegnungen auf dem Rasen; gegen
Irland und die Niederlande wurde sie sogar für die Startformation nominiert.

Der Mannschaftskader setzte sich aus Akteurinnen aus der 1. und 2. Bundesliga zusammen. Homp, die als Kriminaloberkommissarin in der Region Wandsbek arbeitet, war – im Gegensatz zu 2016, als ihre damalige SVHU-Vereinskollegin Christine Schoknecht ebenfalls zum Aufgebot gehörte – die einzige Spielerin aus Hamburg.

SVHU startet am 8. Juli mit der Saisonvorbereitung

Bis zum Freitag, 8. Juli, hat Vera Homp nun noch Fußballpause – dann beginnt beim Zweitliga-Absteiger SV Henstedt-Ulzburg die Vorbereitung auf die Regionalliga-Punktrunde 2022/2023.

Die Spiele der deutschen Polizei-Nationalmannschaft der Frauen bei der Europameisterschaft in Trondheim, Vorrundengruppe B: Deutschland – Großbritannien 3:0, Deutschland – Irland 11:0, Deutschland – Niederlande 5:1; Halbfinale: Deutschland – Frankreich 5:1; Endspiel: Deutschland – Norwegen 5:4 (1:1) nach Elfmeterschießen.