Henstedt-Ulzburg. Die schwer verletzte Regionalliga-Spielerin des SV Henstedt-Ulzburg hofft auf einen schnellen Genesungsprozess und ein Comeback.

Wer wie Vera Homp die meiste Zeit des Tages auf der heimischen Couch verbringen muss, der kommt schon mal ins Träumen. Also ist es nicht weiter verwunderlich, dass die 29 Jahre alte Fußballerin des SV Hen­stedt-Ulzburg vor ihrem geistigen Auge ein ums andere Mal die sportlichen Höhepunkte Revue passieren lässt, die sie in diesem Jahr mit ihrer Mannschaft trotz der Corona-Pandemie erlebt hat.

Zum Beispiel die großartige Saison 2019/2020 mit dem Gewinn des Landespokals am 20. September gegen Holstein Kiel (6:1) als Krönung. Oder den triumphale Auftritt des Regionalliga-Meisters in der ersten Runde des DFB-Pokals am 27. September (3:0 beim Niederrhein-Champion SV Budberg).

Damals war Vera Homp noch mit von der Partie. Am 1. November, im Zweitrundenmatch beim SV Meppen, allerdings schon nicht mehr. Die unglückliche 2:3-Niederlage ihrer Teamkolleginnen beim Erstligisten im Emsland verfolgte die offensive SVHU-Mittelfeldspielerin in ihrer Wohnung in Hamburg-Poppenbüttel im Internet-Livestream.

Der Grund: Aktiv Fußball zu spielen ist für sie vorerst kein Thema, nicht nur wegen Corona. Denn Vera Homp hatte unglaubliches Verletzungspech.

Das Unglück passiert am 4. Oktober

Das Unglück passierte am 4. Oktober, im ersten Regionalliga-Heimspiel des SV Henstedt-Ulzburg gegen die TSG Burg Gretesch, das mit einem 6:2-Erfolg der Gastgeberinnen endete. Bei einer Offensivaktion stieg die Tochter des langjährigen SVHU-Trainers und HSV-Profis Tobias Homp (57) in der41. Minute zum Kopfballduell hoch. Im Zweikampf mit einer Gegenspielerin stürzte sie zu Boden und knickte beim Aufprall mit dem linken Fuß brutal um.

Die 29-Jährige gehört zu den Leistungsträgerinnen im Team von Trainer Christian Jürss. In der Serie 2011/2012 spielte sie für Lok Leipzig in der Bundesliga.
Die 29-Jährige gehört zu den Leistungsträgerinnen im Team von Trainer Christian Jürss. In der Serie 2011/2012 spielte sie für Lok Leipzig in der Bundesliga. © Thomas Maibom

„Ich hatte wahnsinnige Schmerzen“, erinnert sich Vera Homp, die acht Minuten zuvor noch das 3:1 – ihren ersten Saisontreffer – erzielt hatte. Eiligst wurde ein Rettungswagen herbeigerufen, der sie vom Sportplatz am Schäferkampsweg in die nicht allzu weit entfernte Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg brachte.

Nach einer Röntgenuntersuchung ergab sich zunächst kein Bruch im Bereich des Sprunggelenks. Einige Tage später folgte dann aber die erste niederschmetternde Diagnose: Die SVHU-Spielerin hatte sich eine Ruptur des Syndesmosebandes zugezogen, das das Schien- und Wadenbein im unteren Bereich zusammenhält. Darüber hinaus waren zwei Innenbänder sowie ein Außenband des Sprunggelenks gerissen.

Bänderrisse und Wadenbeinbruch

Doch das war noch immer nicht alles: Bei einer weiteren Untersuchung stellte Dr. Roman Feil im Hamburger Marienkrankenhaus einen Wadenbeinbruch fest. Dort wurde Homp am 14. Oktober operiert. Eine zweite OP ist für Donnerstag, 26. November, angesetzt. Dann werden ihr, ebenfalls unter Vollnarkose, zwei Schrauben entfernt, die im Bereich des Schien- und Wadenbeins zur Stabilisierung eingesetzt wurden.

Den Gedanken, die Fußballschuhe an den Nagel zu hängen, lässt Vera Homp nicht zu. „Wenn der Heilungsprozess erfolgreich verläuft, ist es für mich keine Frage, wieder auf den Platz zu gehen“, sagt die Kriminalbeamtin des Polizeikommissariats 35 in Poppenbüttel.

Große Unterstützung aus dem persönlichen Umfeld

So bitter es klingt: Mit schweren Verletzungen kennt sie sich aus. 2013 zog sich Homp einen Kreuzbandriss zu, war danach 13 Monate lang außer Gefecht gesetzt. So lange soll es diesmal nicht dauern. Sie hat ihre Zuversicht nie verloren: „Auch mit 29 kann man im Frauenfußball noch aktiv sein.“ In ihrem Optimismus bestärkt wird sie von Mitspielerin und Lebensgefährtin Malin Hegeler. Die 25-Jährige ist seit Beginn dieser Saison Mannschaftsführerin des SV Henstedt-Ulzburg und hält auf der Sechser-Position die Truppe von Coach Christian Jürss als Chefin zusammen.

Der Erfolgstrainer telefoniert regelmäßig mit seiner verletzten Leistungsträgerin. Per WhatsApp kommuniziert sie mit Innenverteidigerin Franziska Hilmer sowie der früheren Kapitänin Jennifer Michel und Torjägerin Alina Witt. Und selbstverständlich stehen Vera Homp auch die Eltern Sabine und Tobias (er läuft derzeit für die Alten Herren des TuS Wakendorf-Götzberg auf) helfend zur Seite.

Das Ziel des SVHU bleibt die 2. Bundesliga

Homp, Hegeler, Hilmer, Witt und Michel treten allesamt für das klar umrissene Ziel des Vereins für die Serie 2020/2021 ein: den Aufstieg in die je nach Staffelstruktur ein- oder zweigleisige2. Bundesliga. „Wie es mit der aktuellen Saison weitergeht, ist wegen der Pandemie völlig unklar. Unsere sportlichen Ambitionen bleiben unverändert“, sagt Vera Homp, die seit 15 Jahren Fußball spielt. Ihre Stationen vor dem SVHU: SV Henstedt-Rhen, Schmalfelder SV, TSV Nahe und Hamburger SV. In der Saison 2011/2012 kickte sie in der Bundesliga für Lok Leipzig.

„In der zweigleisigen 2. Bundesliga wären die Anreisen und damit auch die Kosten für den Club überschaubar“, sagt die frühere Kunstturnerin, die zwei Wünsche äußert: „Eine erfolgreiche zweite Operation mit anschließender schneller Genesung. Und wenn alles gut läuft, möchte ich in den vier bislang ausgesetzten Begegnungen der Regionalliga-Vorrunde wieder mitmischen.“