Schwarzenbek. Weite Wege für die Menschen im Schwarzenbeker Stadtteil Nordost. Warum eine versprochene Bushaltestelle auf sich warten lässt.

Sie fahren nicht nur unpünktlich, sondern oft gar nicht. Dorothea Hämer ist passionierte Bus- und Bahnnutzerin und stellt dem öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) in Schwarzenbek ein schlechtes Zeugnis aus. Die Buslinie 8810 fahre im seit Sonntag, 15. Dezember, geltenden Winterfahrplan zwar an den Wochentagen 20 Mal von Mölln nach Hamburg und umgekehrt, sie ist in der Vergangenheit jedoch sehr häufig ausgefallen. Und die Schnellbuslinie X81 zwischen Mölln und Bergedorf fahre weder den Bahnhof noch ihren Stadtteil –Nordost – an.

Doch Dorothea Hämer ärgert sich nicht nur über die Ausfälle und Umleitungen, sie kritisiert, dass der Stadtteil ohnehin schlecht angebunden sei. „Seit Monaten hält bei uns kein Bus mehr.“ So weiche die Schnellbuslinie X81 derzeit zwar wegen einer Sperrung auch über Sahms und Grabau aus, fahre aber auch im Normalbetrieb den Bahnhof der Europastadt nicht an, wo nicht nur der Wechsel in die Bahn, sondern auch zu anderen Buslinien möglich ist.

Neue Haltestelle in Schwarzenbek lässt auf sich warten

Die elektrisch betriebenen Midi-Busse der Stadtbuslinien halten hingegen am Bahnhof, jedoch nicht im Verbrüderungsring. Das zumindest sollte sich ändern: Im September hatten die Politiker im Stadtentwicklungsausschuss beschlossen, den Verbrüderungsring sowie den Stadtteil Rülau in den Fahrplan aufzunehmen.

Eigentlich sollte die neue Streckenführung auf der Linie 8524 zum Fahrplanwechsel am 15. Dezember gelten, davon waren auch die Politiker ausgegangen. Parallel dazu sollte die Linie 8523, die unter anderem die Bismarckstraße und die Brüggemannstraße durchfährt, gestrichen werden. Von den bisherigen fünf Linien ist sie die am wenigsten genutzte.

In den Dienstplänen ist eine Tour durch den Verbrüderungsring nicht vorgesehen

Umso überraschter reagierte Bürgermeister Norbert Lütjens, als er von Hämer erfuhr, dass dem nicht so ist. „Wenn die Busse am Verbrüderungsring halten sollen, müsste es dort doch auch eine Haltestelle geben. Die gibt es aber nicht“, versicherte die Seniorin, die die Stadtverordnetenversammlung nutzte, um ihrem Ärger Luft zu machen. Sie hatte zuvor auch mit den Busfahrern der Stadtbuslinien gesprochen: In deren Dienstplänen, so Hämer, sei eine Tour durch den Verbrüderungsring bisher nicht vorgesehen.

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„Die Änderungen auf der Linie 8524 werden kommen“, so die Antwort der Pressestelle der Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH), die die Stadtbuslinien betreiben. Die Zeit zwischen dem Beschluss im September und dem Fahrplanwechsel sei zu kurz gewesen, um die Umstellung bereits zum 15. Dezember umsetzen zu können. In Abstimmung mit dem Kreis Herzogtum Lauenburg, der für Busverkehr im Kreis zuständig ist, soll die Umsetzung im Frühjahr 2025 erfolgen. Der genaue Termin steht jedoch noch nicht fest.

Umleitung auch für Busse wegen Sperrung der Bundesstraße

Ein weiterer Grund für Hämers Unmut sollte eigentlich bis zum 21. Dezember behoben sein: die Sperrung der Bundesstraße 207 zwischen Schwarzenbek und dem Gewerbegebiet Lanken. Dort ist die Brücke über die Steinau zwar mittlerweile erneuert, das Wetter lässt jedoch eine Sanierung der Fahrbahn sowie der Entwässerung nicht zu. Wann die seit März gesperrte Straße tatsächlich wieder freigegeben wird, steht nicht fest. Der Autoverkehr und mit ihm die Linienbusse werden deshalb über Grabau und Sahms umgeleitet.

Am Bahnhof stoppen sowohl die elektrischen Midi-Busse der Stadtbuslinien (l.) als auch die Linienbusse des Regionalverkehrs.
Am Bahnhof stoppen sowohl die elektrischen Midi-Busse der Stadtbuslinien (l.) als auch die Linienbusse des Regionalverkehrs. © Marcus Jürgensen | MarcusJürgensen

Statt an der Möllner Straße und am Lupuspark, die Haltestellen sind vom Verbrüderungsring wenige Hundert Meter entfernt, halten die Busse deshalb im Schwarzenbeker Gewerbegebiet an der Röntgenstraße. „Wir müssen bis zu dieser Haltestelle 2,5 Kilometer weit laufen“, sagt Hämer. Konzertbesuche in Hamburg seien so kaum mehr planbar, so die Seniorin: „Wir waren zuletzt bei einem Konzert im Michel – da waren wir mehr als zwei Stunden unterwegs.“

Handy-App zeigt keine Buslinien an, sondern nur die Ausfälle

Von den Verspätungen und Ausfällen im Busverkehr weiß auch die dafür zuständige Kreisverwaltung. Sie empfiehlt den Bürgern im Kreis deshalb die App „Linien-Ticker“ auf dem Handy zu installieren. Die App enthält alle Bus-Linien der Verkehrsunternehmen Autokraft und RMVB sowie die Schulbuslinien der VHH in den Kreisen Herzogtum Lauenburg und Stormarn – allerdings nicht die Fahrpläne, sondern nur die Busausfälle. Am Freitag, 13. Dezember, fielen vier Fahrten der Buslinie 8810 komplett aus, am 9. Dezember sogar fünf, weil Fahrer fehlten.