Wiershop. Seit Jahrzehnten kämpft Bürgermeister Hans-Ulrich Jahn für Entschärfung des Unfallschwerpunkts. Jetzt kommt Bewegung in die Sache.
Hans-Ulrich Jahn hat einen langen Atem. Seit seinem Amtsantritt als Bürgermeister von Wiershop im Jahr 1990 kämpft er für eine Verbesserung der Situation in der berühmt-berüchtigten Kurve. Dort am Ortsrand treffen die Geesthachter Straße und die L219 aufeinander. Regelmäßig fliegen zu schnelle Autos aus jener Kurve. Jetzt – nach knapp dreieinhalb Jahrzehnten – scheint endlich Bewegung in die Sache zu kommen.
„Ich bin froh, dass es jetzt losgeht“, sagt Jahn. Wobei: An der Straße selbst passiert dieser Tage erst einmal nichts. Zunächst muss ein neues Regenrückhaltebecken gebaut werden. Die Kurve, die eine Neigung von ungefähr 90 Grad hat, liegt zwischen dem Ortsrand und Feldern, die nicht so viel Wasser aufnehmen können. Deshalb rollen zurzeit Bagger über die Baustelle. Inzwischen ist eine große Grube ausgehoben.
Unfallschwerpunkt Wiershoper Kurve: Nach 34 Jahren Kampf starten erste Arbeiten
Wann es denn tatsächlich mit den Veränderungsarbeiten an der Kurve losgeht, scheint noch nicht endgültig beschlossen zu sein. Der Grund: Offenbar ist die Finanzierungsfrage der Bauarbeiten noch gar nicht abschließend geklärt. Dies geht aus einer Antwort des Landesbetriebs Straßenbau und Verkehr hervor, der für Arbeiten an Bundes- und Landesstraßen zuständig ist. Dort bestätigt die Pressestelle lediglich, dass die derzeitigen Arbeiten zur Vorbereitung der Bauarbeiten an der Kurve dienen.
„Aktuell ist die Finanzierung dieser Maßnahme aber nicht gesichert, sodass aktuell keine Angaben für eine Baudurchführung der weiteren Maßnahme gemacht werden können“, heißt es in der Antwort des Landesbetriebs. Demnach könne zum jetzigen Zeitpunkt auch nicht gesagt werden, wann Baubeginn ist und wann die Arbeiten abgeschlossen werden. Bürgermeister Hans-Ulrich Jahn geht zum aktuellen Zeitpunkt davon aus, dass es am 15. März 2025 losgeht, verweist aber auch auf unsichere Faktoren wie die Witterung.
Immer wieder Unfälle in Wiershoper Kurve
Dass Jahn überhaupt so lange für eine Veränderung des Kurvenverlaufs gekämpft hat, hängt zum einen mit den wiederholten Unfällen zusammen. Häufig sind es Autofahrer, die aus Richtung Geesthacht kommen, die die Kurve unterschätzen und zu schnell hineinfahren. Doch auch aus Kollow kommend sind Autofahrer schon aus der Kurve geflogen. Mehrfach krachten Pkw in den Graben oder in die Zäune der Familien, die im Kurvenbereich wohnen.
Doch noch ein zweiter Grund treibt Jahn seit vielen Jahren an: Am Scheitelpunkt der Kurve beginnt der Wiershoper Ortskern. „Für uns geht es darum, die Geschwindigkeit der Autos zu bremsen“, sagt Hans-Ulrich Jahn. Denn bisher fahren Autos, die von der Geesthachter Straße kommen, häufig mit 70 bis 80 Kilometer pro Stunde in den Ort hinein und bremsen erst innerhalb der 210-Einwohner-Gemeinde ab. Auch aus Kollow kommend kann man mit viel Tempo in den Hasenthaler Weg einfahren, wo sich mehrere Häuser befinden.
Entschärft werden soll die Kurve durch eine Abflachung. Dadurch würde die bisher rechtwinklige Kurve über das anliegende Feld führen. Am Scheitelpunkt der neuen Kurvenführung soll dann eine richtige Abbiegesituation geschaffen werden. „Dadurch müssen die Fahrzeuge auf null bis fünf Stundenkilometer bremsen“, erklärt Hans-Ulrich Jahn. Durch die Planung könnten beide Probleme, also die Unfälle in der Kurve und auch das Einfahren in das Dorf ohne zu bremsen, gelöst werden.
Auch interessant
- Lauenburg: Was den Weihnachtsmarkt hier so einzigartig macht
- Kreis Herzogtum: Zwischen Geesthacht und Lauenburg – hier gibt es Weihnachtsbäume
- Waldzustandsbericht: Wie sich der verregnete Sommer auf den Wald ausgewirkt hat
Bürgermeister Jahn hat noch kein neues Großprojekt vor Augen
Dass Bürgermeister Jahn überhaupt so lange für eine Entschärfung kämpfen musste, liegt auch an der polizeilichen Unfallstatistik. Nämlich erst wenn fünf Unfälle pro Jahr passieren, gilt ein Ort als Unfallschwerpunkt.
Vor rund zwei Jahren bezifferte der LBV.SH die Kosten für die Umgestaltung auf 600.000 Euro. „Vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges und den damit verbundenen wirtschaftlichen Entwicklungen ist allerdings davon auszugehen, dass die Kosten höher ausfallen werden“, hieß es schon damals.
Und was macht Hans-Ulrich Jahn, wenn er nach dreieinhalb Jahrzehnten Kurvenkampf das Thema endlich ad acta legen kann? Ein neues Großprojekt habe er sich bisher nicht vorgenommen“, sagt er. Denn noch ist die Kurve ja nicht umgebaut.