Wentorf. Das Gymnasium und die Gemeinschaftsschule sind inzwischen zu klein und nicht mehr zeitgemäß. Auch ein Schulzentrum ist im Gespräch.
Das Gymnasium und die Gemeinschaftsschule in Wentorf platzen aus allen Fugen, der Sanierungsbedarf ist zudem immens. Und was die pädagogischen Anforderungen an die Räume angeht, sind beide Gebäudekomplexe nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Zeit. Schon seit Jahren flickt die Gemeinde an den Räumen herum, baut hier an und dort neu, um den Betrieb am Laufen zu halten. Seit drei Jahren überlegt Wentorfs Politik nun, wie sie ihre Schulen weiterentwickeln soll.
Am Montagabend, 2. Dezember, haben die Politiker des Bürgerausschusses entschieden, der Gemeindevertretung zwei Neubauten zu empfehlen, möglicherweise in einem gemeinsamen Schulzentrum. Der Beschluss basiert auf einem gemeinsamen Antrag der CDU, der Grünen und der FDP. „Sanierungen oder Anbauten wären nur ein teures Flickwerk, das langfristig gesehen die schlechtere Alternative ist“, heißt es darin. Bisher stehen weder Standort, Zeitpunkt noch Höhe der Investition fest. Als ein möglicher Standort wird in dem Antrag das Gelände des Kleingartenvereins genannt, für das die Schrebergärtner aber einen Ersatz erhalten sollen.
Wentorf braucht dringend zwei neue Schulgebäude
Die Gemeinschaftsschule an der Straße Achtern Höben besuchen aktuell knapp 500 Kinder, das Gymnasium an der Straße Hohler Weg derzeit 1015. „Mehr als 50 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler kommen aus den umliegenden Gemeinden“, sagt Matthias Schmidtke, Schulleiter des Gymnasiums. Er freue sich „auf jeden Fall“, wenn seine Schule in einen Neubau ziehen kann. Denn Bedarf hat das Gymnasium schon lange angemeldet.
„Wir haben ausreichend Unterrichtsräume, aber nicht ausreichend Aufenthaltsräume und Sportanlagen, unsere Flure und auch einige Treppen sind für die Menge unserer Schülerinnen und Schüler zu schmal“, berichtet er. Vor allem aber sei die Verkehrssituation mitten im Wohngebiet aktuell alles andere als optimal. Der Bus fahre nur zum Kreisel am Petersilienberg und die aktuellen Bauarbeiten am Bergedorfer Weg verdeutlichten nur die schwierige Verkehrslage. „Wenn man einen neuen Standort plant, sollte man sich auch Gedanken über eine vernünftigere Verkehrsanbindung machen“, schlägt der Schulleiter vor. Seine Schule bevorzuge keinen bestimmten Standort.
Gymnasium sieht gemeinsames Schulzentrum kritisch
Allerdings ist Matthias Schmidtke skeptisch, wenn es um ein gemeinsamen Standort in einem Schulzentrum geht: „Aus ökonomischer Sicht kann ich derartige Überlegungen, die Synergieeffekte zu nutzen, sicherlich nachvollziehen“, sagt der Wentorfer Schulleiter. Aber gerade angesichts der prognostizierten, erheblich steigenden Schülerzahlen, sehe das Team der Schulleitung ein Schulzentrum jedoch kritisch. Schmidtke geht davon aus, dass sowohl die neue Oberstufe als auch die Neubauten eine magnetische Wirkung auf die Familien entfalten werde. Dies hätten die Erfahrungen beispielsweise aus Reinbek gezeigt.
Als Gründe für die Ablehnung nennt die Schulleitung in Abstimmung mit dem Kollegium und dem Schulelternbeirat vor allem die zunehmende Anonymität durch eine Schulgröße von bis zu 2000 Schülern, die zu mehr Vandalismus und Verhaltensauffälligkeiten führen könnte sowie einer unklaren Weisungsbefugnis bei gemeinsamen Aufsichtsbereichen der Lehrenden.
Der Kleingartenverein soll mindestens einer Schule weichen
Schulleiterin Diana Junghans steht einem gemeinsam genutzten Schulkomplex hingegen eher neutral gegenüber: Ein derartiges Modell biete viele Vorteile, besonders bei der „Nutzung von Ressourcen.“ „Gleichzeitig wurde aus Gesprächen und Rückmeldungen deutlich, dass die Schulgemeinschaft des Gymnasiums einem solchen Modell gegenüber Bedenken hinsichtlich pädagogischen, organisatorischen und möglicherweise auch identitätsstiftenden Aspekten hat“, berichtet Junghans. Dies müsse respektiert und ernst genommen werden. Daher lehnt auch sie einen gemeinsamen Standort ab.
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Auch die Gemeinschaftsschule benötige dringend einen Neubau, sagt die Schulleiterin. Sie wünscht sich eine zeitnahe Umsetzung, besonders, weil die Politik die Einrichtung einer Oberstufe an ihrer Schule beschlossen habe.
Zwei Standorte sind in der Diskussion
Als Standorte sind bislang das Gelände des Kleingartenvereins zwischen Berliner Landstraße und Alter Frachtweg sowie gleichwertig auch das heutige Areal der Gemeinschaftsschule in der Diskussion. Das heutige Gelände des Gymnasiums sei ebenso wie das der einstigen Sportschule als Schulstandort ungeeignet, steht im beschlossenen Antrag. Das Kleingartengelände biete hingegen ausreichend Platz für mindestens eine neue Schule, liege verkehrstechnisch günstig und könnte sogar parallel zum Schulbetrieb bebaut werden. Die Politiker fordern jedoch auch eine neue Fläche für die Schrebergärtner.
Die Gemeinschaftsschule soll auf jeden Fall auch mit einer gymnasialen Oberstufe geplant werden, um Wentorfer Kindern und Jugendlichen möglichst viele Bildungswege zu bieten. Ein Schritt, den auch Iris von Kluge (Grüne) gelobt hat: „Besonders wichtig ist auch die geplante Beantragung der Oberstufe für die Gemeinschaftsschule, die den Weg zu mehr Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit ebnet. Es zeigt, was wir erreichen können, wenn wir über Parteigrenzen hinweg gemeinsam an einem Strang ziehen – für die Zukunft unserer Kinder und unserer Gemeinde.“
Kosten waren bislang noch kein Thema
Der Bürgerausschuss soll in seiner nächsten Sitzung Ende Februar beraten, welche die nächsten Schritte für die Entwicklung der neuen Schulen sind. Über Kosten ist noch nicht gesprochen worden. Das Reinbeker Schulzentrum beispielsweise hat 30 Millionen Euro gekostet, dort sind die Jugendlichen und ihre Kollegien 2021 eingezogen, die Aufträge dafür wurden allerdings noch vor der immensen Kostensteigerung in der Bauwirtschaft vergeben. Aber wie heißt es in dem beschlossenen Antrag? „Darum bekennen wir uns dazu, dass Schulen mehr sind als Bauprojekte. Sie weisen uns die Zukunft und sind ein Bekenntnis zu unserer Bildungspolitik.“ Das wird sich Wentorf etwas kosten lassen müssen.