Wentorf. Das wird teuer: Die Gemeinde Wentorf baut die Straße Am Sachsenberg für mehr als eine Million Euro aus. Was auf die Anlieger zukommt.
Gerade im bunten Herbstlaub wirkt der Sachsenberg am Mühlenteich sehr idyllisch. Doch den Bewohnern des Idylls drohen jetzt hohe Kosten, mit denen sie nicht gerechnet haben. Die Gemeinde will die etwa 400 Meter lange, einstige Privatstraße erstmals erschließen. „Dazu sind wir als Gemeinde verpflichtet“, erklärte Wentorfs Bürgermeisterin Kathrin Schöning jetzt während eines Informationsabends für die Anwohnerinnen und Anwohner. „Denn wir sind in der Verkehrssicherungspflicht.“ Da die Straße zum ersten Mal ausgebaut und erschlossen wird, ist die Gemeinde verpflichtet, die Anlieger mit Erschließungsbeiträgen zu beteiligen, um die Kosten zu 90 Prozent zu decken. Im Haushalt stehen bisher 1,2 Millionen Euro für den Ausbau bereit.
Etwa 30 Interessierte waren ins Rathaus gekommen, um Näheres über den Ausbau ihrer Straße Am Sachsenberg zu erfahren. „Bitte fangen Sie jetzt nicht an, ihre Grundstückslängen für die Berechnungen heranzuziehen“, bat die Bürgermeisterin. „Die Rechnung ist viel komplexer und die Summe wird eigentlich erst feststehen, wenn die Straße bereits fertig ist.“ Die Gemeinde werde die restlichen zehn Prozent der Erschließung finanzieren. Die Gemeinde Wentorf hatte die Straße 2021 angekauft. Zuvor gehörte sie zur denkmalgeschützten Villa Billhoop. Zu dem Eigentum gehört auch heute noch ein Privatweg, auf dem Fußgänger zur Straße am Mühlenteich gelangen.
Anwohner müssen Ausbau einstiger Privatstraße finanzieren
Geplant ist eine Einbahnstraße, Fahrräder dürfen die neue Straße künftig aus beiden Richtungen befahren, wie Christiane Schabert aus dem Bauamt erläuterte. Der Grund für diese Einbahnstraßenregelung seien die schlechten Sichtverhältnisse an der Einmündung in den Reinbeker Weg. Diese kurvige Straße ist eine Landesstraße, dort müsse der Verkehr fließen. Denn der Verkehr dort habe gegenüber dem auf den Wohnstraßen Vorrang.
Als durchgängige Ausbaubreite seien vier Meter mit einem grauen Pflasterstein, als Randstreifen überfahrbarer Schotterrasen vorgesehen. „Die Straße ist für bis zu 40 Tonnen ausgelegt“, sagte Schabert. „Wie für Wohnstraßen in Deutschland üblich.“ So könnten künftig auch Müllfahrzeuge die Häuser erreichen und Rettungsfahrzeuge passieren. Die Straßenbreite reiche für einen Begegnungsverkehr zwischen Autos und Fahrrädern aus. Die Häuser an der Einmündung, die noch unter der Adresse Reinbeker Weg firmieren, sind von der Einbahnstraßenregelung ausgenommen.
Der Baustart ist für Anfang Januar 2025 vorgesehen
Die Arbeiten würden Anfang Januar 2025 mit der Installation eines neuen Regenwasserkanals durch Hamburg Wasser beginnen. Einige Wasserleitungen werden außerdem erneuert und erweitert. Auch Breitband, das viele Anwohnende schon beantragt haben, wird mit verlegt. Die Telekom baut die Masten ab und verlegt ihre Leitungen unter die Erde.
In der zweiten Jahreshälfte liege der Baustart für die Straßenerschließung. „Die Zufahrten werden mit ausgebaut“, erklärte Christiane Schabert. Wegen des starken Gefälles sei es teilweise notwendig, auch private Zufahrten anzupassen. Geplant sei, abschnittsweise zuerst Richtung Osten und dann Richtung Süden den Hang hinauf vorzugehen.
Alle Bäume sollen erhalten werden
Der Plan, nahe dem Hochweg etwa zehn Parkflächen einzurichten, stieß bei den Anwohnenden auf Kritik: „Die haben wir sonst auch nicht gebraucht“, hieß es und eine direkte Anliegerin bat darum, die Flächen etwas Richtung Hochweg zu schieben, da ihr Haus sehr dicht am geplanten Streifen liege. Kathrin Schöning und Christiane Schabert versprachen, ihr Anliegen zu prüfen. Schabert sprach sich für die Stellflächen aus. Auf der Straße werde man kein Auto mehr abstellen können.
Die Bauarbeiten werden auch wegen des Gefälles nicht einfach, führte die Expertin aus. Außerdem werde wegen der alten Bäume wurzelschonend und wegen der denkmalgeschützten Mauer der Villa Billhoop auch vibrationsarm gebaut. „Stand jetzt in der Planung wird kein Baum gefällt“, versicherte Bürgermeisterin Schöning. Ein Baumkontrolleur habe den Bestand bereits untersucht.
Ausfahrten „Am Mühlenteich“ verkehrsrechtlich möglich
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Eine gute Nachricht hatte die Bürgermeisterin noch: Die Anfrage bei der Unteren Verkehrsbehörde, ob man für das Neubauprojekt mit 50 Mietwohnungen in vier Stadtvillen von Belgreen Capital Am Sachsenberg auch eine Ausfahrt am Fuße des Hangs auf die Straße „Am Mühlenteich“ planen könne, ist vorerst positiv ausgefallen. „Die UVB hat keine verkehrsrechtlichen Bedenken“, berichtete Kathrin Schöning.
Die Managerin von Belgreen Capital, Margret Schulenburg, hatte unserer Redaktion bereits erzählt: „Unter je zwei dieser Stadtvillen wollen wir eine Tiefgarage bauen. Dabei würden wir es bevorzugen, wenn die Zufahrten über die Straße Am Sachsenberg und die Ausfahrten über die Straße Am Mühlenteich führen könnten. Das würde den Verkehr schon einmal halbieren.“ Die Bürgermeisterin erklärte, dass für diese Lösung allerdings noch ein Gespräch mit der Unteren Naturschutzbehörde ausstehe. Denn die Ausfahrten würden wiederum den Grünzug an der Straße Am Mühlenteich und auch den dortigen Wanderweg kreuzen.
Kritik an den hohen Kosten
Einige Anwesende kritisierten die hohen Kosten und forderten Transparenz dafür ein, wie diese zustande kämen. Christiane Schabert erläuterte, dass nicht allein die gestiegenen Baukosten, sondern auch die komplexen Anforderungen sowie die Entsorgung des alten Straßenmaterials zu der Summe beitragen. „Wir müssen öffentlich ausschreiben“, sagte sie. Die Angebote dürfe die Gemeinde nicht veröffentlichen. „Der Wettbewerb kann das Ergebnis noch beeinflussen, aber mehr können wir nicht tun.“