Schwarzenbek. Motorradfahrer-Club spendet Tausende Euro. Warum selbst Ausflüge der Gruppe nicht nur die Biker, sondern auch Kinder glücklich machen.

Der Edersee ist eigentlich eine Talsperre in Nordhessen, etwa 30 Kilometer westlich von Kassel. Im Jahr 1914 eingeweiht, ist der Edersee mittlerweile eine touristische Region für Wassersportler, Wanderer und Radfahrer. Aber auch für Motorradfahrer. „Wir fahren jedes Jahr zum Edersee, um dort Freunde zu treffen“, sagt Hartwig „Hucky“ Holst, Präsident (Presi) des Schwarzenbeker Vereins Biker fahren für Kinder (BffK).

Von Schwarzenbek bis zum Edersee sind es etwa 380 Kilometer. Mit dem Motorrad sind es jedoch mehr: „Wir meiden die Autobahnen, fahren eigentlich immer nur Landstraße“, sagt Hanne Holst, die ihren Ehemann stets als Sozia begleitet. So kamen im Sommer mehr als 1000 Kilometer zusammen. Und weil der Presi und seine Sozia stets am Ein-Cent-Wettbewerb des Vereins teilnehmen, kamen so zehn Euro für den guten Zweck zusammen. Insgesamt legten die acht aktiven Biker sowie mehr als 30 fördernde Mitglieder bei Ausfahrten mit Motorrad oder Auto in diesem Jahr 33.731 Kilometer zurück.

Ob Norwegen oder Edersee – jeder Kilometer zählt

Die weiteste Tour unternahm Clubmitglied Michael Fischer, der mit seinem BMW-Tourer bis nach Norwegen fuhr – hin und zurück immerhin 6800 Kilometer. Presi „Hucky“ Holst landete bei der vereinsinternen Wertung mit seiner Hessen-Tour nur auf Platz vier. „Es fehlten nur ein paar Kilometer“, ärgerte er sich. Holst nennt gleich zwei Motorräder sein Eigen: eine Harley und eine Honda „Black Widow“. Mit einem nächtlichen Zwischenstopp im Harz ging es mit dem japanischen Chopper an den Edersee. Die Harley blieb in der Garage. „Es war ja auch ein Black Widow-Treffen“, erklärt Hanne Holst.

Die gemeinsamen Touren des Vereins hat „Roadcaptain“ Bernd von Beuningen ausgearbeitet. „Ich arbeite die Touren am heimischen PC aus, fahre sie dann mit meiner Suzuki 1400 Intruder ab“, erläutert von Beuningen. Dabei geht es ihm um landschaftlich reizvolle Strecken, aber auch die Zwischenstopps sind wichtig. Die gemeinsamen Clubausflüge gingen in diesem Jahr ans Brodtener Steilufer bei Travemünde und in die Nordheide. Doch die Motorradfahrer sind nicht oft auf Tour: An vielen Wochenenden stehen die BffK-Mitglieder als Spendensammler auf Märkten, Konzerten oder Stadtfesten. 11.000 Euro an Spendengeldern sammelten sie in diesem Jahr. Weil es noch Überschüsse aus dem Jahr 2023 gab, konnten sie 15.000 Euro an Spendengeldern auszahlen, unter anderem an die Behinderteneinrichtung Louisenhof sowie für sogenannte Streetbuddies – kleine Figuren, die am Straßenrand vor Kitas und Schulen Autofahrer sensibilisieren sollen. Zudem unterstützen die Biker zwei Familien mit behinderten Kindern.

Tafel und Kreissparkasse organisieren den Wunschbaum

Die bei den Ein-Cent-Touren eingefahrenen 337 Euro gehen in diesem Jahr komplett an die Schwarzenbeker Tafel, genauer an deren Kunden. In Kooperation mit der Tafel hat die Kreissparkasse in ihrer Filiale an der Berliner Straße 1-5 erstmals einen Wunschbaum aufgestellt. „Zu Weihnachten sehen wir jedes Jahr viele Spenden, die an verschiedene Projekte auf der ganzen Welt überwiesen werden. Das ist auch sehr gut und wichtig. Wir wollen mit unserer Aktion ganz bewusst vor Ort bleiben und in Schwarzenbek helfen“, sagt Filialdirektor Thies Dieckert. Dass auch vor Ort die Not groß ist, beweisen die 350 Wunschzettel am Wunschbaum.

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Ein Wunsch sollte maximal um die 20 Euro kosten, das hatte man vorab mit der Tafel-Leitung um Martin Lenz und Silvia Knaak so besprochen. Da gibt es ganz bescheidene Wünsche nach Lebensmitteln, Süßigkeiten oder Kaffee, Kaffeesahne und Keksen, die sich eine 66 Jahre alte Frau wünscht. Es stehen aber auch Wasserkocher, Schuhe und Jacken oder Kinderspielzeug wie ein Auto-Quartett, ein Puppenhaus, Legos oder eine Aladdin-Figur auf den Wunschzetteln.

Unter der schwarzen Lederjacke schlägt ein großes Herz: Gemeinsam mit 23 weiteren Clubmitgliedern sammelten Bernd Simon (v. l.), Daniel Tredup und Hartwig Holst schon im Jahr 2018 Spenden für schwerkranke Kinder.
Unter der schwarzen Lederjacke schlägt ein großes Herz: Gemeinsam mit 23 weiteren Clubmitgliedern sammelten Bernd Simon (v. l.), Daniel Tredup und Hartwig Holst schon im Jahr 2018 Spenden für schwerkranke Kinder. © BGZ / Stefan Huhndorf | Stefan Huhndorf

Tafel-Mitarbeiter halfen beim Ausfüllen der Karten

Bei ihrer Suche nach Kinderwünschen bemerkte Holst, dass die Schrift auf den Wunschkarten zumeist die gleiche sei. KSK-Mitarbeiterin Mirja Förster, auf deren Initiative der Wunschbaum beruht, konnte aber beruhigen: „Die Tafel hat extra drei Helfer abgestellt, die die Karten für die Kunden schreiben.“ Denn viele Tafelkunden haben einen Migrationshintergrund und können sich schriftlich nicht so gut ausdrücken. Bis zum 16. Dezember können sich Besucher der Filiale am Markt 1-5 eine Karte aussuchen, das Geschenk besorgen und es zur Kreissparkasse zurückbringen. Wichtig: Die Wunschkarte sollte auf das Paket geklebt werden, weil nur so eine Zuordnung über die darauf stehende Nummer möglich ist. In einer Sonderausgabe der Schwarzenbeker Tafel am 18. Dezember werden die Geschenke übergeben. Die Tafel geht dann in die Weihnachtspause: Letzter Ausgabetag ist am Freitag, 20. Dezember, am DRK-Güterbahnhof (Am Bahnhof 1).