Geesthacht. Es dauert noch 15 Jahre, dann ist der Atommeiler Geschichte. Warum Betreiber Vattenfall dort noch einen Ausbildungsplatz anbietet.
Zu sehen ist von außen nichts, dennoch hat der Rückbau des Kernkraftwerks Krümmel bereits begonnen. 2007 war der Atommeiler nach dem Brand eines Trafos vom Netz gegangen. Im Sommer dieses Jahres hatte das für die Atomaufsicht zuständige schleswig-holsteinische Umweltministerium Betreiber Vattenfall die Genehmigung zur Stilllegung und zum Abbau erteilt. Etwa zehn bis 15 Jahre wird der Rückbau dauern, dennoch bietet Vattenfall zum 1. September 2025 einen Ausbildungsplatz zum Mechatroniker in Krümmel an.
Das sei kein Widerspruch, sagt Vattenfall-Sprecher Karsten Wulff: „Unser Personal kommt langsam in die Jahre. Deshalb bilden wir gerne aus.“ Vor mehr als 40 Jahren, am 14. September 1983, war der Siedewasserreaktor, der damals als größter seiner Art galt, in Betrieb gegangen. Mit dem Meiler sind auch die Mitarbeiter gealtert und das wird für den Betreiber zum großen Problem: Denn der Altersdurchschnitt der knapp 200 Beschäftigten liegt bei mehr als 50 Jahren.
AKW Krümmel: Rückbau hat begonnen, dennoch sucht Kernkraftwerk Azubi
Die Belegschaft besteht zu jeweils etwa einem Drittel aus Ingenieuren, Technikern und Handwerkern, von denen die meisten während des Rückbaus in Rente gehen werden. Hinzu kommen noch etwa 200 Mitarbeiter von Fremdfirmen wie dem Wachpersonal. Damit das Know-how der Mitarbeiter nicht verloren geht, will Vattenfall die Erkenntnisse aus dem Rückbau des Kernkraftwerks Brunsbüttel für den Standort Krümmel nutzen.
Wenn auch die Perspektive für den Azubi, sollte er oder sie nach der Ausbildung übernommen werden, nur etwa zehn Jahre am Standort Krümmel beträgt, ist Wulff zuversichtlich, dass sich viele junge Leute bewerben werden: „So einen Rückbau eines Kraftwerks mitzumachen, ist eine interessante Sache.“ Vor allem für Mechatroniker: „Das, was wir hier in Krümmel an Technik und Werkzeugen einsetzen, ist für Mechatroniker up to date“, sagt Wulff und gibt zu: „Bei der Elektronik sind wir nicht ganz so aktuell.“
Ausbildung erfolgt zum Großteil in Hamburg
Die Ausbildung findet in Kooperation mit der Stromnetz Hamburg GmbH statt. Auch wenn das Kernkraftwerk den Ausbildungsplatz anbietet, ist nicht Geesthacht, sondern Hamburg der Ausbildungsort. Das Stromnetz Hamburg übernimmt die Ausbildung in dessen Bildungszentrum in Bramfeld. Die theoretischen Inhalte des Rahmenlehrplans werden in der Beruflichen Schule Farmsen „BS19“ vermittelt.
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Die Ausbildung dauert 3,5 Jahre. Der Auszubildende verbringt jeweils ein Drittel dieser Zeit in der Berufsschule, ein weiteres Drittel im Bildungszentrum von Stromnetz Hamburg und das letzte Drittel im Kraftwerk Krümmel in den einzelnen Werkstätten, um Praxiserfahrungen zu sammeln. „Dieses letzte Drittel im Kraftwerk betrifft insbesondere das letzte Ausbildungsjahr“, so Wulff.
Hinweis auf Rückbau des Kraftwerks feht in Ausschreibungen
Gesucht wird im Online-Auftritt des Kraftwerkbetreibers jedoch nicht nur ein Mechatroniker-Azubi zum 1. September 2025, sondern per sofort auch ein M-Monteur für Instandhaltungs-, Wartungs- und Prüfarbeiten an den maschinentechnischen Anlagenteilen. Das Problem: Ein Hinweis auf die Endlichkeit des Jobs fehlt in beiden Stellenanzeigen von Vattenfall.
Dies sei kein großes Problem, meint Wulff: Zehn bis 15 Jahre seien eine lange Zeit bei einem Arbeitgeber. „Die Vorstellung, von der Ausbildung bis zur Rente bei einem Arbeitgeber zu bleiben, ist nicht mehr die Regel“, so der Vattenfall-Sprecher. Gleichwohl werde der Rückbau bei den Bewerbungsgesprächen natürlich thematisiert.