Aumühle. Nach Jan Böhmermanns Satire wird „Hütte im Wald“ beim Online-Kartendienst geführt – aber nur für kurze Zeit.
Der Sachsenwald in heller Aufregung: Nach Jan Böhmermanns Satire im „ZDF Magazin Royale“ über die „Hütte im Wald“ der Bismarcks, die 21 Unternehmen als Steueroase nutzen sollen, tauchte seit Dienstag, 15. Oktober, ein neuer Eintrag auf Google Maps unter der Adresse des reetgedeckten Hauses am Stangenteich 2 auf: „Steueroase – Die Hütte im Wald“. In der Nähe gab es außerdem zwei neue Punkte: „Jan‘s Imbiss Fast Food“ an dem Privatweg sowie „Briefkasten“. Am Mittwochmorgen waren die drei neuen Hinweise jedoch schon wieder verschwunden: Jetzt gibt es dort nur noch den Punkt „Sachsenwald Energy“, eines der Unternehmen von Gregor von Bismarck.
Ob die vorigen Einträge auf eine satirische Verselbstständigung des Themas oder auf eine Weiterdrehe des Satirikers, seines Teams oder der Internetplattform „Frag den Staat“, mit der er zusammengearbeitet hat, zurückzuführen waren, steht nicht fest. Google Maps äußert sich nicht zu Einzelfällen. Jedenfalls lockt der ironische Eintrag jetzt in die Tiefen des Sachsenwaldes an den Stangenteich.
Eintrag „Steueroase“ auf Google Maps – mitten im Sachsenwald
Im Zentrum der Recherche, für die das Böhmermann-Team mit der Internetplattform „Frag den Staat“ zusammengearbeitet hat, steht die abgelegene Hütte in Schleswig-Holsteins mit knapp 70 Quadratkilometern größtem zusammenhängenden Waldgebiet östlich von Hamburg im Besitz der Familie von Bismarck, dem Sachsenwald. Dieser gilt als gemeindefreies Gebiet. Dort herrschten noch immer Sonderregeln, die ihren Ursprung in vordemokratischen Zeiten hatten – in der „Landgemeindeordnung für die Provinz Schleswig-Holstein“ aus dem Jahr 1892. Unter der Adresse „Stangenteich 2, 21521 Sachsenwald“ sollen mindestens 21 Unternehmen residieren. Auf Google Maps sind diese allerdings nicht zu finden.
Die Vorwürfe richten sich an die Familie Gregor von Bismarcks, der nicht nur seine eigenen Gewerbesteuern einnimmt, sondern zudem die einiger Briefkastenfirmen. Laut Fernsehbericht zahlen sie dort eine extrem niedrige Gewerbesteuer. Der Hebesatz liegt laut den Recherchen bei nur 275 Prozent – und das unverändert bereits seit 1958. Festgelegt wird der Hebesatz von Bismarcks Gutsvorsteher. Zum Vergleich: In Hamburg ist der Hebesatz mit 470 Prozent erheblich höher, und selbst die kleine Sachsenwald-Nachbargemeinde Aumühle verlangt 350 Prozent.
Wie kommen die Einträge auf Google Maps zustande?
Wer die Einträge auf Google Maps gemacht hat, Profi-Satiriker oder interessierte Fans, ist unklar. Unter den Daten fand sich auch der Link zu „fragdenstaat.de“. Doch laut Susann Hagenau, Senior Communications Consultant, die vorerst für Google antwortet, kann sich Google nicht zu Einzelfällen äußern. Sie schreibt: „Die Daten auf Google Maps stammen aus einer Vielzahl von Quellen. Darunter kommerzielle Datenunternehmen, öffentlich zugängliche Quellen und in einigen Fällen von Partnern wie lokalen Verwaltungen.“ Beiträge würden rund um die Uhr genauestens auf falsche Inhalte überprüft – sowohl mithilfe automatisierter Prüfsysteme als auch der von Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern.
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„Wenn wir von Richtlinienverstößen erfahren, entfernen wir nicht nur Inhalte, die gegen Richtlinien verstoßen, von unserer Plattform, sondern sperren und löschen auch Konten, die mit Missbrauch verbunden sind“, erläutert die Kommunikations-Expertin. „Wir bieten jeder und jedem einfache Möglichkeiten, Bewertungen, unangemessene Inhalte und irreführende Orte zur Entfernung zu kennzeichnen.“ Google sei bemüht, korrekte Informationen anzuzeigen. Sollten Nutzerinnen oder Nutzer trotzdem fehlerhafte Informationen auf Google Maps entdecken, könnten sie diese direkt über den Feedback-Button melden.
Jeder kann den Eintrag kommentieren
Genauso einfach können sie aber auch fehlende Orte zur Karte hinzufügen, Informationen zu einem Ort bearbeiten oder Angaben hinzufügen. Wovon offenbar schon rege Gebrauch gemacht worden ist: „Das Konzept scheint zu sein: je weniger Leute, desto besser“, steht dort als Rezension und: „Sehr schöner, rustikaler Coworking-Space!“ Denn die Recherchen für den Fernsehbericht hatten ergeben, dass das dort so betitelte „Büro“ von niemanden genutzt wird.
Möglicherweise hat der Eintrag weitere Satire-Fans in den Wald gelockt. Wie informierte Kreise wissen, hat Gregor Graf von Bismarck seine Mitarbeiter am Montag die Wege auf der Suche nach ungebetenen Besuchern abfahren lassen. Knapp 20 Satire-Fans sollen sie angetroffen haben. Wobei der Weg zum Stangenteich sowohl sehr weit als auch nicht leicht zu finden ist. Denn der Internet-Empfang im Sachenwald ist nicht sehr zuverlässig.