Geesthacht. Zug der Tiere in die Winterquartiere ist in diesem Jahr speziell. Warum die Zugvögel oft durch die Region an der Elbe ziehen.

Ein besonderes Naturschauspiel derzeit über dem Himmel von Geesthacht zu beobachten: der Durchzug von vielen Hunderten bis zu Tausenden Kranichen in einer ungewöhnlich großen Höhe von bis zu 400 bis 500 Metern. Grund ist das derzeitige Herbstwetter. „Die wahrscheinlich aus Skandinavien kommenden Kraniche nutzen die Thermik bei uns, um von etwa 200 Metern noch weiter aufzusteigen“, erläutert Friedhelm Ringe, der Vogelexperte vom Geesthachter Nabu.

Am besten zu beobachten seien die Zugvögel am späten Vormittag oder um die Mittagszeit. Seit rund einer halben Wochen kämen die Tiere aus dem nördlichen Kreisgebiet, um von Geesthacht Richtung Winsen weiterzuziehen. Sofern sie nicht landen, weil sie Nahrung entdeckt haben, können die Segelflieger pro Etappe bis 200 Kilometer weiter fliegen. „In Geesthacht ziehen sie aber weitgehend nur durch“, weiß Ringe.

Naturschauspiel über Geesthacht

Voraussichtlich Ende Oktober haben die Tiere dann ihre Winterquartiere in Südspanien oder Nordafrika erreicht. Die dortigen Korkeichen-Wälder locken sie. Die zwischen drei und sechs Kilogramm schweren Kraniche sind als Segelflieger auf thermische Verhältnisse angewiesen. Stimmt das Wetter nicht, wird auch nicht geflogen.

Kraniche am Himmel
Von der Erde aus sind die Kraniche meist so zu sehen. © DPA Images | Arne Dedert

„Wer das Schauspiel nicht verpassen will, muss die Ohren spitzen. Das typische Kuru-Kuru, also der Ruf der Kraniche, ist diesmal leiser als sonst zu hören“, betont Friedhelm Ringe.

Rund 200 sesshafte Paare in Region zu Hause

In Sachen Kranich, den auch die Deutsche Lufthansa zum Symbol hat, ist Geesthacht noch in einer anderen Hinsicht besonders. Noch Mitte der 1970er-Jahre gab es in der alten Bundesrepublik nur noch 15 heimische Kranich-Paare. Etwa die Hälfte davon lebte im Großraum Geesthacht, der Rest bei Lüchow-Dannenberg. Diese Kraniche ziehen im Gegensatz zu ihren skandinavischen Artgenossen nicht.

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Erfreulich: Dank intensiver Bewachung der Lebensräume durch Nabu und den WWF sowie die Renaturierung von Waldmooren hat sich der Bestand anders als bei anderen Arten prächtig entwickelt. Im Kreis Herzogtum Lauenburg leben heute etwa 200 Paare, in ganz Deutschland sind es laut Ringe mehrere Tausend.