Geesthacht/Kiel. Ministerium in Kiel stellt Zukunft des Johanniter-Krankenhauses in Geesthacht infrage. Andere Kliniken könnten Versorgung übernehmen.

Das insolvente Johanniter-Krankenhaus in Geesthacht ist nun auch Thema Landespolitik in Schleswig-Holstein. Am Mittwoch wurde auf Initiative der Aumühler Landtagsabgeordneten Andrea Tschacher (CDU) eine Sondersitzung des Sozialausschusses für Donnerstag angesetzt. Gemeinsam mit Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze (SPD) diskutierten die Landespolitiker die Lage und Lösungswege. Eine Rettung des Krankenhauses scheint unsicher. Für Irritationen sorgte, dass die Johanniter-Geschäftsführung eine Einladung in den Ausschuss abgelehnt hatte.

„Ich bedauere das und finde es auch nicht sonderlich klug, dass keine Vertreter des Klinikums da sind“, sagte der ehemalige schleswig-holsteinische Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP). Auch Birte Pauls, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, ließ durchblicken, dass die Abwesenheit der Johanniter-Geschäftsführung für eine Lösungsfindung nicht hilfreich sei, da es so an Kennzahlen fehle. Eine konkrete Begründung für die Absage lieferte die Klinik, die kürzlich mit Tobias Vaasen einen Sanierungsgeschäftsführer eingesetzt hat, indes nicht – sie schlug stattdessen einen Termin in der 42. Kalenderwoche vor, also in der Woche vom 14. bis 18. Oktober.

Krankenhaus Geesthacht: Gesundheitsministerium stellt Zukunft von Klinik infrage

So fehlt es der Landespolitik an belastbaren Zahlen, um einen Lösungsweg zu erarbeiten. „Es ist gut, wenn über Fortführungspläne gesprochen wird“, sagte Staatssekretär Oliver Grundei (CDU). Allerdings müssten auch Perspektiven geschaffen werden, sollte das Geesthachter Krankenhaus nicht gerettet werden können. „Es gibt Gespräche mit dem Krankenhaus in Reinbek“, ließ er durchblicken. Wie Grundei sagte, sei der Betrieb in Geesthacht bis Ende des Jahres gesichert, danach müsse man gucken, wie es weitergeht.

Für Birte Pauls ist das zum jetzigen Zeitpunkt enttäuschend. „Es braucht eine andere Lösung, als schon mal mit Reinbek zu telefonieren“, sagte sie. Sie hatte das Geesthachter Krankenhaus im vergangenen November gemeinsam mit Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) besucht. Damals sei ein positives Bild von der Lage der Klinik gezeichnet worden. Deswegen sei sie vom Insolvenzantrag nun überrascht.

Johanniter-Krankenhaus: Ministerium zweifelt an Versorgungsrelevanz

Von der enormen Wichtigkeit für die Region mit 100.000 Einwohnern sprach Geesthachts Bürgermeister Olaf Schulze. 750 Mitarbeiter versorgten jährlich 10.000 Patienten stationär und 20.000 ambulant. Zudem sei das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ), das ebenfalls Insolvenz angemeldet hat, für die die Stadt wichtig. Schließlich gebe es in Geesthacht einen Hausärztemangel, der bei einer Schließung des MVZ verschärft werden würde.

Wie Schulze erklärte, sei die Geschäftsführung des Krankenhauses vor rund drei Wochen mit der Bitte auf die Stadt zugekommen, das Krankenhaus zu übernehmen. „Das können wir nicht, und das dürfen wir auch nicht“, sagte Schulze. Um den Insolvenzprozess als Verwaltung jedoch gut begleiten zu können, habe man sich medizinisches Know-how dazugeholt.

Johanniter-Krankenhaus Geesthacht: Arbeitnehmer brauchen Perspektive

Zwar betonten alle Politiker fraktionsübergreifend, dass eine Rettung des Geesthachter Krankenhauses wünschenswert sei, Zweifel gibt es jedoch aus dem zuständigen Gesundheitsministerium. Dort wird die Versorgungsrelevanz des Geesthachter Standortes zumindest infrage gestellt. Mit der Versorgungsrelevanz wird ermittelt, ob es einen Klinikstandort für wichtige Disziplinen wie die Geburtshilfe oder die Notfallversorgung wirklich braucht, oder ob diese Leistungen auch an anderen Standorten – wie zum Beispiel Reinbek – angemessen abgedeckt werden können.

Dass aber auch die Übernahme durch einen anderen Träger mit einem gewissen Aufwand verbunden sei, ließ Ex-Gesundheitsminister Garg durchblicken: „Krankenhäuser können nicht wie mittelständische Unternehmen einfach über den Tresen gereicht werden.“ Vielmehr müssen Kreis und Land an so einem Prozess mitwirken.

Johanniter-Geschäftsführung soll am 17. Oktober dabei sein

Dass die Insolvenz nicht nur Patienten, sondern auch die Mitarbeiter der Klinik verunsichert, betonte Garg. „Es sind nur noch drei Monate. Ich habe in Henstedt-Ulzburg (Anm d. Red.: Dort stellte das Paracelsus-Krankenhaus 2017 einen Insolvenzantrag) gesehen, wie schnell die um sind.“ Man müsse jetzt für eine gesicherte Zukunft sorgen. Dass nämlich viele Fachkräfte an andere Krankenhausstandorte abwandern könnten, befürchtet auch Andrea Tschacher.

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Perspektiven für die Zukunft konnte der Sozialausschuss am Donnerstag nicht aufzeigen, ohne Informationen von der Johanniter-Geschäftsführung zu bekommen. Während der nächsten Plenarwoche streben die Politiker am 17. Oktober einen neuen Versuch an – dann wohl mit Krankenhausvertretern.

Am Montag, 23. September, hatte das Johanniter-Krankenhaus ein Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung beantragt. Als Hauptgrund wird eine „chronische Unterfinanzierung“ angegeben. „In den letzten Jahren sind am Standort Defizite in Millionenhöhe aufgelaufen, die durch die Johanniter GmbH, die Trägergesellschaft der Geesthachter Einrichtungen, finanziert wurden“, sagt der für die Krankenhäuser der Johanniter GmbH zuständige Geschäftsführer Matthias Becker.