Geesthacht. Künftig werden auch in der Elbestadt klassische Konzerte der renommierten Veranstaltungsreihe gespielt. Wie ein Zufall dabei half.

Das ist mal ein Paukenschlag: Geesthacht wird in den kulturellen Adelsstand erhoben. Bereits im kommenden Jahr wird die größte Stadt des Kreises Herzogtum Lauenburg zum Austragungsort des illustren Schleswig-Holstein Musik Festivals (SHMF). Es dauert über mehrere Monate – 2025 vom 5. Juli bis 31. August – und ist eine der größten Musikveranstaltungen in Deutschland mit dem Schwerpunkt auf klassische Klänge und jeder Menge Weltstars.

Welche Künstler wann und wo auftreten, ist noch unklar. Die Spannung wird sich bis zum Februar hinziehen, wenn das neue Programmheft für 2025 erscheint. Fest steht allein, dass der englische Musiker und Komponist Sting zusammen dem Gitarristen Dominic Miller und Schlagzeuger Chris Maas vorab am 14. Juni 2025 sein erstes SHMF-Konzert auf dem Nordmarksportfeld in Kiel spielt.

Weltstars zum Anfassen: Das SHMF kürt Geesthacht zum Veranstaltungsort

Bereits am kommenden Freitag, 27. September, startet der Vorverkauf um 10 Uhr über www.shmf.de oder die Tickethotline 0431/23 70 70. Ausschließlich über das SHMF sind Stehplätze und Sitzplätze für die Tribüne zu erwerben.

Geesthacht bemühte sich seit Längerem, Austragungsstätte des SHMF zu werden. Es gibt bereits einen Posten in Höhe von 25.000 Euro dafür im Haushalt. Nur der Weg dahin erwies sich bisher als schwierig. Unlängst hatte Kulturmanagerin Julia Dombrowski noch im Ausschuss berichtet, wie kompliziert es sei, Kontakt zu den Verantwortlichen herstellen zu können.

Ein reiner Zufall, dass alles so schnell ging

Dass es nun doch so schnell ging, ist reiner Zufall. Der Weg zum Zuschlag begann mit einer Fehmarntour von Christine Backs von der Geesthachter SPD. Sie ist erklärter Fan des SHMF, brachte das Thema auf die Bühne der Politik. Zusammen mit ihrer Tochter sah sie sich Anfang Juli dort das Konzert der flämischen Gruppe Wör in einer Scheune an. Genauso wie auch SHMF-Intendant Christian Kuhnt.

„Ich habe seit Jahren gebaggert, wollte das immer gern hierher haben“, verrät Christine Backs. „Da habe ich mir spontan ein Herz gefasst, ihn einfach angesprochen und sein Herz für Geesthacht geweckt. Er schwärmte von der Spielstätte auf Fehmarn mit dem Blick über die Felder, und da sagte ich, ich kann ihm eine noch schönere zeigen. Ich habe natürlich an den Blick über die Elbe gedacht“, erzählt Christine Backs.

Eine Delegation des SHMF sah sich in Geesthacht nach Aufführungsorten um

Sie zeigte ihm Bilder auf dem Handy von der Konzertreihe Musik am Hafen. „Er war dann interessiert. An dem Abend hat er gleich nach Kontaktdaten gefragt, ein paar Tage später kam ein Mail von ihm“, berichtet Christine Backs. „Er wusste sofort, dass wir die zehntgrößte Stadt in Schleswig-Holstein sind, vielleicht suchte er bereits etwas in diesem Umkreis“, spekuliert sie.

Vor zwei Wochen war dann eine Delegation des SHMF in Geesthacht, um unter anderem nach geeigneten Aufführungsorten Ausschau zu halten. Bürgermeister Olaf Schulze erklärte die Stadt, zusammen ging es auf Stippvisite zu möglichen Locations. Danach blieb zunächst offen, ob die Stadt dabei ist. Wenig später kam die erlösende Mail: Das SHMF plant Geesthacht für 2025 ein.

Alte Teppichfabrik fiel als unpassend durchs Raster

Viele geeignete Spielstätten sind nicht in der Auswahl. Da für die Konzerte Tickets verkauft würden, müsse der Standort etwa 300 Zuschauer fassen, um sich zu rechnen, erzählt Christine Backs. Die St. Salvatoris-Kirche fällt damit als zu klein durchs Raster. Und die erprobte Halle des Autohauses Brinkmann – vor einem Jahr wurde Haydns Schöpfung aufgeführt – geht auch nicht, denn der Mobilitätspartner des SHMF ist BMW, und da scheidet ein Mercedes-Händler aus. Die alte Teppichfabrik wurde vom SHMF ebenfalls als unpassend bewertet.

Der Menzer-Werft-Platz bietet viel Raum, gerade wenn ein größeres Orchester spielen soll. Allerdings gilt ein Open Air wegen des launischen Wetters als kritisch, zudem weht an der Elbe gern ein kühles Lüftchen – die empfindlichen Instrumente könnten sich verstimmen. So bleiben als heiße Kandidaten vorrangig das KTS und die Halle der Schule Buntenskamp übrig. Der schöne, 125 Jahre alte Saal hatte sich im Juni beim großen Festakt für das Stadtjubiläum bewährt.

Frische Impulse durch die touristische Selbstvermarktung

Warum noch nie vorher Anläufe unternommen wurden, dass Geesthacht SHMF-Standort wird, erklärt Olaf Schulze mit der langjährigen touristischen Vermarktung über die Herzogtum Lauenburg Marketing und Service GmbH (HLMS). „Wir haben ja erst vor ein paar Jahren alles wieder zur Stadt zurückgeholt. Es war ja mein Ansinnen, Stadt- und Kulturmanagement zusammenzubringen, damit wir Geesthacht als Stadt selber vermarkten und Schwerpunkte setzen können“, sagt er. „Ich bin sehr froh, dass Frau Backs da jetzt die Initiative ergriffen hat“.

Bürgermeister Olaf Schulze und Christine Backs am Bühnenklavier des KTS (im Bühnenlager)
Bürgermeister Olaf Schulze und Christine Backs (SPD) am Klavier des KTS. Es steht, wenn es nicht benötigt wird, in einem Raum hinter der Bühne. © Dirk Palapies | Dirk Palapies

Olaf Schulze und Christine Backs interessieren sich sehr für Musik, können aber kein Instrument spielen. „Gleich als ich 18 Jahre alt wurde, habe ich mit dem Klavierunterricht aufgehört“, verrät sie. Olaf Schulze kann immerhin singen. Er war Mitglied einer Gesangsgruppe, die sich in Anlehnung an das weltberühmte Sextett aus den 20er- und 30er-Jahren Comedian Disharmonists nannte.

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Die beiden rechnen mit einer enormen Außenwirkung durch die Aufnahme in den erlauchten Kreis der SHMF-Aufführungsorte. „Es ist wichtig, dass wir da mitmachen. Die neuen Spielorte werden immer auch vorgestellt im neuen Kalender“, sagt Olaf Schulze, der die Teilnahme als imageprägend auf Jahre bewertet. „Wir werden so sichtbar auch für Menschen, die Geesthacht nicht so kennen. Es ist etwas, um zu zeigen, wie attraktiv wir sind“.