Geesthacht. Die Nitratbelastung der Wasserproben ist hoch, wie eine Analyse von Brunnenwasser ergab. Die Lösung des Problems klingt einfach.
Im August stand das gelbe Labormobil auf dem Platz vor dem Geesthachter Rathaus. Wer einen Brunnen im Garten hat, konnte daraus Wasserproben abgeben. Die Analysen liegen nun vor. Und erschrecken selbst die gemeinnützig arbeitenden Experten des VSR-Gewässerschutzes. Teilweise war die Nitratbelastung in den abgegebenen 18 Brunnenwasserproben enorm hoch.
Die Brunnenwasserergebnisse hat Physiker Harald Gülzow ausgewertet. In jeder neunten Probe aus den privat genutzten Brunnen stellte er eine Überschreitung von 50 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat fest. Besonders erschreckend fand der Gewässerexperte die festgestellte Belastung in den Gartenbrunnen in Kollow mit 76 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l) und in Elmenhorst mit 65 mg/l.
Die Nitratbelastung in den Proben war teilweise erschreckend hoch
„Die Nitratbelastung im Brunnenwasser sinkt trotz vielen Auflagen zur Düngemenge und Düngezeitpunkt nicht so wie gehofft“, zieht der VSR-Gewässerschutz ein düsteres Fazit. Nitrat kann bei Aufnahme im menschlichen Körper in Nitrit umgewandelt werden, das die Gesundheit gefährden kann. So können durch Verbindungen mit Nitrit krebserregende Stoffe entstehen.
Harald Gülzow betont, dass die Nitratrichtlinie dazu verpflichten würde, eine Überschreitung des Nitratgrenzwertes von 50 Milligramm pro Liter im Grundwasser zu verhindern. „Im letzten Moment konnte gerade noch das Vertragsverletzungsverfahren mit hohen Strafzahlungen wegen der Nichteinhaltung der Richtlinie letztes Jahr abgewendet werden. Bis zur nächsten Überprüfung muss die Nitratbelastung deutlich sinken“, fordert Harald Gülzow.
84 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen sind Äcker
Zu den üblichen Verdächtigen zählt die Landwirtschaft. Der VSR-Gewässerschutz fordert noch mehr Unterstützung für das Anlegen von Baumstreifen auf den Feldern. Denn diese sogenannten Agroforstsysteme führten nachweislich zu einer erheblichen Senkung der Nitratbelastung. Und das, ohne den Ertrag auf dem Acker zu verringern.
„Im Landkreis Herzogtum Lauenburg bestehen die landwirtschaftlichen Flächen zu 84 Prozent aus Ackerflächen. Es dominieren Felder ohne Bäume. Diese verschwanden im Zuge der Intensivierung der Landwirtschaft. Das leichtlösliche Nitrat im Dünger wird durch Regenfälle schnell in tiefere Bodenschichten verlagert. Dort können die Feldfrüchte die Nährstoffe nicht mehr zum Wachstum verwenden“, erläutern die Gewässerschützer die Forderung.
Bäume befördern das Nitrat mittels der tieferen Wurzeln wieder nach oben
Im Gegensatz dazu könnten Bäume mit ihren tiefen Wurzeln das in die Tiefe transportierte Nitrat für sich nutzen. „Bäume auf den Feldern helfen, das Nitrat wieder an die Oberfläche zu befördern und so in der Zukunft die Nitratbelastung im Brunnenwasser zu verringern“, erklärt Harald Gülzow.
Dieses moderne Agroforstsystem, eine Kombination von Forst- und Landwirtschaft, sei an die Technik und die Produktionsweise der heutigen Landwirtschaft angepasst. Auf dem Feld stünden Baumstreifen aus schnell wachsenden Bäumen wie Pappeln, Weiden oder Erlen, die alle vier bis sechs Jahre geerntet und als Hackschnitzel zur Energiegewinnung verkauft würden.
Mit Baumstreifen höhere Produktion auf dem Acker
„Der Abstand zwischen den Baumreihen bietet genügend Platz für Trecker, Grubber und Erntemaschinen zur Bearbeitung von Getreide, Zuckerrüben, Mais und Raps“, berichtet der VSR-Gewässerschutz. Die Angst, dass die Bäume zu Ernteeinbußen führten, habe sich nicht bestätigt. „Während an den Baumstreifen tatsächlich weniger Ertrag ist, beobachtet man ab einer gewissen Distanz zu den Bäumen in den meisten Fällen eine höhere Produktion als bei einem Vergleichsacker ohne Baumstreifen. Bei trockenen und heißen Sommer kommt es auch ohne Bewässerung zu weniger Ernteausfällen, da die Bäume vor Verdunstung schützen.“ sagt Harald Gülzow.
Zudem weist er darauf hin, dass Landwirte mit Agroforst zum Klima- und Artenschutz beitragen. Landwirte können seit Anfang 2023 für solche Agroforstflächen Förderungen beantragen. Und trotzdem: Harald Gülzow hat festgestellt, dass Höhe und Bedingungen zum Erhalt dieser Fördergelder nicht zu einer bedeutenden Zunahme der Agroforstfläche führte.
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Landwirte mit hohen Investitionskosten nicht allein lassen
Ein Grund: Die Neuanlage von Agroforstsystemen ist teuer, das Holz kann erst nach Jahren verkauft werden. „Deshalb erhalten die Landwirte in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern für die Neuanlage von Baumstreifen auf den Feldern bereits weitere Unterstützung. Das muss unbedingt auch für die Landwirte in Schleswig-Holstein erfolgen. Die Landwirte dürfen mit den hohen Investitionskosten nicht allein gelassen werden“, appelliert Harald Gülzow.
Das Labormobil ist von April bis September unterwegs, um Brunnenwasserproben zu untersuchen und am Informationsstand zu informieren. Brunnenwasser zur Beprobung kann auch per Post versendet werden. Informationen auf der Homepage vsr-gewaesserschutz.de. Im Winter werden Flüsse beprobt, um festzustellen, inwieweit die Nitrate im Grundwasser hier zu einer Belastung führen.