Geesthacht. Vollgelaufene Keller verärgern viele Geesthachter. Die Stadt verspricht Abhilfe. Doch nicht alle glauben, dass die Maßnahmen reichen.
Wenn eine Starkregenfront aufzieht, beginnt auch in Geesthacht das große Zittern. Wen erwischt es diesmal mit einem vollgelaufenen Keller? Während die Stadt selbst beim jüngsten Ereignis am 7. August bei ihren Einrichtungen und den Straßen wenig Schäden vermeldete, standen einige Grundstücke unter Wasser.
Geesthachts Kanalsystem ist den Regenfluten eigentlich ziemlich gut gewachsen. Als Problem gelten vielmehr die Sinkkästen der Gullys, die grobe Materialien herausfischen, bevor sie weiter ins Kanalnetz gespült werden können. Der Vorwurf von Anwohnern stand nach den bisher letzten Überflutungen im Raum: Sie würden zu selten gesäubert und seien zu oft verstopft, wenn es mal ernst werde.
Was Geesthacht gegen Überflutungen bei Starkregen plant
Bei diesem Aspekt könnte ein Punkt in der Planung der Abwasserbetriebe für das Haushaltsjahr 2025 Abhilfe schaffen. Leiter Andre Stamer hatte die Situation bereits im Blick gehabt und stellte auf dem Ausschuss für Bau, Feuerwehr und Katastrophenschutz eine Kostenkalkulation für die Neuanschaffung eines Sinkkastenreinigungsfahrzeuges vor, etwa 300.000 Euro würde es kosten.
Damit verbunden wäre den Vorstellungen von Andre Stamer nach zudem die Anwerbung eines Mitarbeiters, der sich dann ausschließlich um diesen Tätigkeitsbereich kümmern würde. Denn allein das Netz der Regenwasserkanalisation ist 90 Kilometer lang, weist 26.000 Einlasspunkte auf, die zum Säubern angefahren werden müssten. „Das ist sportlich“, meinte Björn Reuter (CDU), der Ausschussvorsitzende. 6000 davon übernimmt aktuell die Stadt, zweimal jährlich werden sie bedient. Die anderen werden von externen Unternehmen angefahren – oder auch gar nicht.
Das neue Fahrzeug kann drei Arbeitsschritte auf einmal
Das neue Fahrzeug würde drei Arbeitsschritte auf einmal machen. Es hebt die Kanaldeckel an, säubert und spült. Denn auch ein Wassertank wird mitgeführt. Bis jetzt steht dafür nur ein Multifunktions-Fahrzeug zur Verfügung. Der Universal-Unimog wird auch für andere Tätigkeiten wie den Winterdienst eingesetzt, muss dementsprechend häufig umgerüstet werden und bindet beim Einsatz zwei bis drei Mitarbeiter.
Zu viel allerdings sollte man sich von verstärkter Säuberung nicht versprechen – jedenfalls nicht ohne flankierende Maßnahmen und andere Verhaltensweisen der Mitbürger, das meinte Politik-Urgestein Hans-Werner Madaus gleich zu Beginn der Sitzung.
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Argument, dass mit häufigerem Säubern alles gut werde, greift zu kurz
Da sich der langjährige SPD-Ratsherr mittlerweile von seinen Ämtern zurückgezogen hat, nutzte er die Einwohnerfragestunde zu Beginn der Sitzung, um seinem Groll Luft zu machen. „Das war ja, als ich noch aktiv war, seit Jahren mein Anliegen“, meint er zum Thema Schutz vor Hochwasser.
Hans-Werner Madaus sah das Argument kritisch, dass alles in Ordnung käme, wenn nur die Stadt mehr reinigen würde. Er nahm auch die Geesthachter mit in die Pflicht. „Was verstopft denn die Einläufe? Laubabfall oder Grasschnitt liegt bergeweise im Rinnstein“, hat Hans-Werner Madaus beobachtet. Und viel Schnitt werde erst mit dem ersten Regen eingespült. „Da können Sie vorher alles saubermachen, und fünf Minuten nach Regenbeginn ist wieder alles voll“, sagt er.
Zudem: „Wenn die Stadt reinigen will, ist die Straße zugeparkt. Will man denn Halteverbote erlassen? Zu sagen, wir brauchen mehr Reinigung, halte ich für ausgesprochen zu kurz gegriffen. Und deshalb frage ich Sie: Sind Sie als Ausschuss bereit, die Anlieger mit in die Pflicht zu nehmen? Sie müssen das mittragen“, forderte Hans-Werner Madaus.