Schwarzenbek. Die Faszination Modelleisenbahn ist nach wie vor ein Publikumsmagnet. Die neueste Attraktion der Eisenbahner ist aber eine echte Lok.
Tausende Besucher sind zum Sommerfest der Eisenbahnfreunde am Sonnabend und Sonntag (31. August/1. September) gekommen, um die Welt im Miniaturformat zu bestaunen. In den beiden Hallen des Vereins an der Röntgenstraße in Schwarzenbek sind Dörfer, Städte und Landschaften originalgetreu nachgebaut. Einmal mehr zeigte sich: Modellbau ist aktuell wie eh und je – und wie wichtig ehrenamtliches Engagement für das gesellschaftliche Leben ist.
Unter die Besucher hat sich auch Schwarzenbeks Bürgermeister Norbert Lütjens gemischt. Der Verwaltungschef hat seine eigene Eisenbahn der Spur H0 aus Kindheitstagen auf dem Dachboden eingelagert. Viel Zeit hat er dafür aber nicht, deshalb bleibt das gute Stück vorerst noch verpackt. Schöne Kindheitserinnerungen hat er aber immer noch parat. „Ich habe sie zu Weihnachten bekommen und weiß noch genau, wie ich gemeinsam mit meinem Vater die Züge fahren ließ.“
Eisenbahnfreunde Schwarzenbek: Bürgermeister lobt ehrenamtliches Engagement
Seine drei Töchter haben kein Interesse an der Bahn. „Die sind eher sportlich aktiv oder spielen mit der Playstation“, berichtet er. Bei den Eisenbahnfreunden schaut er immer gern vorbei. „Die Detailverliebtheit, mit der die gesamte Anlage gebaut ist, ist schon beachtlich. Und das ehrenamtliche Engagement macht jedes Jahr ein tolles Fest für die Region möglich“, sagt der Bürgermeister.
Er selbst war dann auch auf der Suche nach einem Schwerlasttransporter im Maßstab 1:87 von Modellbauspezialist Roco. „Meine Suche nach einem Faun Elefant war aber leider erfolglos“, so der Verwaltungschef.
Enthusiastische Modeleisenbahnbesitzer tummelten sich auf dem weitläufigen Areal an der Röntgenstraße 24. Sie stöberten so wie beispielsweise Klaus Woggan auch an den Ständen der Händler. „Ich bin schon seit 1965 Eisenbahnfan. Meine erste Lok bekam ich von meinem Opa von der Firma Märklin. Ich lasse meine Züge auch heute noch auf dem altbewährten M-Gleis auf der Spur H0 fahren“, berichtet der 65-Jährige aus Trittau. „Mein Opa und mein Onkel hatten auch eine Märklin, die anderen Jungs aus der Verwandtschaft hatten Fischer. Das war mein Glück. Immer wenn bei den Erwachsenen etwas ausrangiert wurde, habe ich es bekommen“, erzählt der 65-Jährige.
Vereinsvorsitzender kauft Feldbahnlok für 8000 Euro in Antwerpen
Seine Anlage hat er in einem einklappbaren Tisch verbaut. Wenn er seine sieben Dampf- die zwei Diesellokomotiven oder den Schienenwagen über die Gleise rattern lässt, kommt Nostalgie auf. „Mit einer App möchte ich meine Züge nicht fahren lassen. Mit dem Trafo ist es viel schöner, man kann auch hier mehrere Züge gleichzeitig fahren lassen“, sagt der 65-Jährige.
Chef der 235 Vereinsmitglieder ist Michael Hagel, der den Verein im Jahr 2011 gegründet hat. Sein Herz schlägt zwar auch für die Miniaturformate der Spur N (Maßstab 1:160), aber für ihn darf es auch gern ein paar Nummern größer sein. Seine neuste Errungenschaft ist eine Gmeinder Feldbahnlok, Baujahr 1942. „Ich habe sie für 8000 Euro in Antwerpen gekauft. Meine Frau wusste bisher nicht, was ich genau bezahlt habe“, schmunzelt Hagel. Dass es sich bei dem Kauf um eine Feldbahnlok handelt, hatte Hagel vorsichtshalber auch nicht so genau seiner Frau mitgeteilt, die ging davon aus, dass es eine Bahn für die Indooranlage sei.
Feldbahnlok von 1942 ist die neue Attraktion der Eisenbahnfreunde
Die Feldbahn wurde am 30. April 1942 an die Wehrmacht nach Königsberg geliefert. Nach dem Krieg wechselten die Besitzer. Die Spedition Jan Bode hat sie nun aus Antwerpen nach Schwarzenbek überführt. Als Jugendprojekt wurde die Bahn dann unter der Anleitung von dem Mechaniker Marcus Finke wieder instand gesetzt. „Die Arbeiten haben eine Woche gedauert. Die Kupplung hatte sich durch Rost festgesetzt. Es war ein tolles Projekt für unsere Jugendabteilung“, berichtet Finke.
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Auch Hans-Michael Rieckmann (78) kommt gern aus Hamburg Alsterdorf nach Schwarzenbek, um zu schauen, was es bei den Eisenbahnfreunden Neues gibt. „Ich hatte als Kind eine Spur N. Es war ein Weihnachtsgeschenk. Besonders tragisch war, dass gleich vor der ersten Fahrt etwas vom Steuerteil abgebrochen ist. Das war für mich und für meine Eltern eine unschöne Überraschung“, erinnert sich der 78-Jährige.
Gleich nach den Feiertagen wurde das defekte Teil ausgetauscht und Rieckmann hat schöne Erinnerungen an die Bahn. „Mein größter Fehler war, dass ich sie später, als ich eigene Kinder hatte, gegen eine LGB-Gartenbahn eingetauscht habe. Inzwischen besitzt er wieder ein Spur N. Ich fahre sie ohne App, allerdings finde ich es sehr interessant zu sehen, wie hier alles digital gesteuert wird. Das ist die Zukunft und macht das Hobby auch für junge Leute interessant“, sagt er.