Schwarzenbek. Die Eisenbahnfreunde haben in den Wintermonaten viel gebastelt. Am Ostersonnabend ist Fahrtag an der Röntgenstraße 24.
Sie haben große Anlagen, mehrere Hundert Meter Gleise in den Spurbreiten H0 und N, eine Feldbahn und reichlich Fachwissen rund um Märklin, Fleischmann & Co. Die Eisenbahnfreunde haben sich am Rande Schwarzenbeks in mehreren ehemaligen Gewerbehallen ein kleines Paradies geschaffen und öffnen am Ostersonnabend zum ersten Mal in diesem Jahr wieder ihre Türen für Besucher zum großen Fahrtag.
Eisenbahnfreunde: Wie im Miniaturwunderland –Schwarzenbeks Mega-Anlage
„Wir sind wohl der größte Verein dieser Art in Deutschland und bieten für jeden Eisenbahnfan etwas. Das ist ziemlich einzigartig“, sagt Michael Hagel nicht ohne Stolz. Der Verein mit aktuell 236 Mitgliedern ist das „Baby“ des gelernten Flugzeugbauers. 2011 gründete der 44-Jährige den Verein mit einer handvoll Mitglieder in einem leer stehenden Einfamilienhaus an der Seestern-Pauly-Straße gleich neben seinem Elternhaus.
Dass daraus mal ein Großverein, der weit über die Region hinaus bekannt werden und zu den Fahrtagen locker 1000 Besucher anlocken würde, hätten sich Hagel und seine Mitstreiter vor 13 Jahren niemals träumen lassen. Mittlerweile ist in mehreren Hallen auf 900 Quadratmetern Fläche ein Sammelsurium an Landschaften entstanden, ähnlich dem Miniaturwunderland in Hamburg.
Die Züge rollen auf Brücken über tiefe Täler, durch verschneite Berge, an Feuerwehreinsätzen und einem großen Fußballstadion vorbei. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt dessen, was die Modelleisenbahner mit viel Kreativität und handwerklichem Geschick geschaffen haben.
Eisenbahnfreunde machen alle Arbeiten in Eigenregie
„Wir haben für alles einen Fachmann und machen praktisch alles selbst“, erzählt Hagel. Dabei geht es nicht nur um die Modelleisenbahnen, die Module mit den Landschaften, sondern auch um Arbeiten am Gebäude, an den Sanitäranlagen und natürlich auf dem Freigelände bei der Feldbahn, die mittlerweile über drei Lokomotiven und eine größere Zahl an Anhängern verfügt. „Wir bekommen demnächst auch noch einige Kipploren“, sagt Hagel.
Aktuell passiert auf dem Freigelände angesichts der noch niedrigen Temperaturen und der häufigen Niederschläge wenig. Dafür sind die Eisenbahnfreunde im Inneren der drei Hallen um so aktiver. Eine Gruppe um Reinhard Parchmann arbeitet am Lokschuppen mit dem Drehkreuz. Elf Schuppen warten darauf, künftig Lokomotiven zu beherbergen, die dann über das Kreuz in die richtige Position zum Gleisanschluss gedreht werden.
Eingang kurzerhand mit kleinen Bausteinen zugemauert
„Eigentlich sind es sogar zwölf Schuppen. Bei einem sind uns aber die Befestigungszapfen für die Tür abgebrochen. Deshalb haben wir den Eingang kurzerhand mit kleinen Bausteinen zugemauert. Beim Modellbau muss man improvisieren können“, sagt Parchmann. Alleine für dieses Projekt sind 90 Meter Schienen verlegt worden. Hinzu kommt die umfangreiche Elektrik und die Einzelteile für die Gebäude, die zum Teil auch im 3-D-Druck entstehen.
Viel gearbeitet wird auch nebenan in der Nachbarhalle, in der ein Güterbahnhof mit Tankstelle und vor allem eine Feuerwache entstanden ist. An der Feuerwache macht Karl-Heinz Budik gerade die letzten Tests, weil die Rolltore der Fahrzeugschuppen noch den letzten Feinschliff benötigen.
Wie auch das Umfeld des angrenzenden Güterbahnhofs ist der Untergrund der Feuerwache und die Straßen mit Magnetschleifen ausgestattet. Auf denen rollen die Fahrzeuge – Lkw und natürlich die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr – wie von Zauberhand über die Straßen und Brücken. Die Rettungsfahrzeuge sind natürlich mit Blaulicht und Martinshorn ausgestattet. „Bei Dunkelheit wirkt das am besten“, sagt Budik.
Feuerwehr rückt beim Fahrtag zu ihrem ersten öffentlichen Einsatz aus
Während die Feuerwache schon fast fertig ist und beim Osterfahrtag am Sonnabend die ersten Einsätze absolviert, ist die Containerverladebrücke am benachbarten Güterbahnhof noch Kulisse. „Wir wollen die Brücke im nächsten Schritt motorisieren. Dann soll sie nicht nur vor- und zurückfahren, sondern auch Container auf die Waggons absenken können“, verrät Karl-Heinz Budik.
Hinzu gekommen auf der Anlage ist im vergangenen Jahr ein großes Fußballstadion, das der Verein geschenkt bekommen hat. Mittlerweile fertig ist eine Nachbildung der Zeche Zollverein – im Original ein Weltkulturerbe, das nach der Schließung der Kohleförderung zu einem gigantischen Bergbau- und Industriemuseum umgebaut worden ist.
Auch bei der Spur H0 trennen sich die Vorlieben
Während Stadion, Güterbahnhof und Feuerwache im Maßstab H0 (1:87) gebaut wurden, ist die Zeche im kleineren Maßstab 1:160 (Spur N) dem Original nachempfunden. Denn die Eisenbahner verbindet zwar das gemeinsame Hobby, beim Modellbau und dem Betrieb der Anlagen folgen sie aber unterschiedlichen Philosophien.
Zum einen gibt es den kleinen Maßstab N, zum anderen die größeren und somit auch detailgetreueren Fahrzeuge und Gebäude der Spur H0. Aber auch bei H0 trennen sich die Vorlieben. Deshalb gibt es auch zwei große Anlagen im Maßstab 1:87, was Besucher nicht auf den ersten Blick bemerken. Auf der einen Anlage werden die Loks mit Gleichstrom betrieben, auf der anderen mit Wechselstrom.
Die Fläche ist ausgereizt, deshalb müssen Module für neue Projekte ausgetauscht werden
An Größe der Anlagen lässt sich kaum noch etwas verändern, weil der Platz in den Hallen an der Röntgenstraße 24 längst ausgeschöpft ist. „Trotzdem tut sich immer etwas bei uns, weil wir alte Module austauschen und neue Landschaften integrieren. Das Schöne beim Modellbau ist, dass man nie fertig wird. Es gibt immer etwas zu verbessern oder zu verändern“, sagt Michael Hagel.
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Davon können sich die Besucher beim Osterfahrttag selbst einen Eindruck verschaffen. Die Hallen sind am Sonnabend, 30. März, von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. In der Halle gibt es Kaffee und Kuchen. Draußen werfen die Eisenbahnfreunde den Grill an und verkaufen Wurst. Für die Kinder gibt es Stockbrot, das sie über der Feuerschale rösten können. Einen Flohmarkt und Fahrbetrieb auf der Feldbahn gibt es am ersten Fahrtag des Jahres nicht.