Geesthacht. Eventkoch Mike Lehmann war jüngst bei den Olympischen Spielen am Herd im Einsatz. Nun kochte er überraschend in Geesthacht.

Die Geesthachter Foodbloggerin Stephanie Kreitlow hat ein Herz für Benefiz-Kochaktionen. Regelmäßig kocht sie aus „geretteten“ Lebensmitteln vom Geesthachter Wochenmarkt ein Menü für einen guten Zweck, das sie dann im heimischen Wohnzimmer auftischt. Die exklusiven sechs Plätze am Esstisch werden übers Internet vergeben.

Für die neueste Aktion hatte sie sich nun etwas ganz Besonderes ausgedacht. Nicht sie, sondern ein Stargast sorgte für das jüngste Benefiz-Dinner. Profikoch Mike Lehmann reiste aus Northeim an.  Dort lebt er, wenn er nicht gerade irgendwo auf der Welt kocht.

Olympiakoch aus Paris verrät seine Küchentipps bei Benfiz-Menü in Geesthacht

Der Eventkoch steht nie lange am gleichen Herd, denn er schwenkt dort Pfanne und Töpfe, wo er gebucht wird. So hat er schon für Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einem Staatsbankett gekocht, und während der Olympischen Spiele war er Gastkoch in Paris. Dort brachte er im Deutschen Haus für den Turnerbund Köstlichkeiten auf die Teller.  

Der 50-Jährige ist zudem Foodblogger wie Stephanie Kreitlow, so kam es zur Verbindung. Er hatte im Internet ihre Veranstaltung entdeckt und fand das Format so klasse, dass er unbedingt daran teilnehmen wollte. Zudem ist er Herrchen von Mopsrüde Louis. Und das passte ebenfalls. Denn der Erlös des Benefizdinners – 150 Euro – ging an das Geesthachter Tierheim. Dort gibt es einen finanziellen Engpass, da die Futterspenden nicht mehr so üppig ausfallen. Dritte im Bunde war Sängerin Lena Inter. Die gebürtige Geesthachterin sorgt bei den Essen immer mal wieder für Showglamour.

Kartoffeln aus dem Norden sind besser für Bratkartoffeln

Sein erster Gang in der Elbstadt führte Mike Lehmann und Stephanie Kreitlow über den Geesthachter Wochenmarkt. Dort holten die beiden an den Ständen Lebensmittel ab, die einen Makel haben, etwa am Obst- und Gemüsestand Malchin. Mike Lehmann hatte gleich ein großes Lob auf den Lippen. „Der Wochenmarkt bei euch ist sehr geschickt aufgebaut, man geht im Kreis und kommt so an allen Ständen vorbei“, meinte der Gourmetkoch, der sehr gern über Märkte schlendert.

„Das Regionale ist immer noch das Beste“, sagt er. Und Unterschiede seien immer gegeben. „Eine Kartoffel aus Norddeutschland ist anders als die Erdäpfel, wie sie beispielsweise in Bayern angebaut werden. Aus den Norddeutschen kann man wunderbar Bratkartoffeln machen, das gelingt mit denen aus Süddeutschland nicht so gut, das liegt teilweise am Stärkegehalt“, erklärt er.

Mike Lehmann und Stephanie Kreitlow mit „Milchsommelier“ Torke Kräkel.
Mike Lehmann und Stephanie Kreitlow mit „Milchsommelier“ Torke Kräkel. © Denise Ariaane Funke | Denise Ariaane Funke

Ein guter Käsehändler ist ein Milchsommelier

Begeistert war Mike Lehmann von der Auswahl an der Käsebude von Marktbeschicker Torge Kräkel. „Hier gibt es richtig gute Öle aus Kreta, mit denen ich auch koche“, hat er entdeckt. Gemeint waren die Öle des Castello Zacro, die direkt auf dem gleichnamigen Olivengut produziert werden. Mike Lehmann hatte es mal besucht. „Ein guter Käsehändler ist für mich ein Milchsommelier, und du bist einer“, meinte der Kochexperte zu Torge Kräkel.

Auch am Stand von Fischhändler Olaf Lenz kam er ins Schwärmen. „Tolle Auswahl, mir kommen da gleich zig Ideen, was wir daraus alles kochen können“. Am Stand der Gärtnerei Stubbe gab es Dahlien für die Tischdekoration, und Daniel Kramer versorgte das Duo mit selbstangebautem Gemüse vom Hof Schwormstedt aus Ochsenwerder.

In Paris bei den Olympischen Spielen war er auch schon: Dieses Mal kochte Mike Lehmann in der Geesthachter Hafencity.
In Paris bei den Olympischen Spielen war er auch schon: Dieses Mal kochte Mike Lehmann in der Geesthachter Hafencity. © Denise Ariaane Funke | Denise Ariaane Funke

Keine Veranstaltung ohne den Notfallkoffer

Danach ging es direkt in die Geesthachter Hafencity. Dort schwang Mike Lehmann den Kochlöffel in Stephanie Kreitlows Wohnung. Dabei kam er ins Plaudern und gab reichlich Tipps zum Besten. Küchenmesser von Ikea etwa seien für den Hausgebrauch vollkommen in Ordnung. Man habe etwa sieben Jahre etwas davon, wenn man sie ab und an zum Schleifen bringe.

Mike Lehmann fährt zu keiner Veranstaltung, ohne seinen Notfallkoffer. Darin befindet sich immer ein ganzer Schuhkarton voller Gewürze. „Die sind sogar hier von euch aus der Region. Ich kaufe die immer gern aus dem Möllner Gewürzkontor“, erzählt er.

Frauen haben ein besseres Händchen für Gewürze

Eine Erklärung, warum die Gewürze dort so herausragend seien, hat er auch. „Sie werden von einer Frau hergestellt. Die sind in der Branche sehr selten. Das ist sehr schade, da Frauen ein ganz besonderes Gespür dafür haben. Ich habe mit diesen Gewürzen schon einen Zweisternekoch beeindruckt, der hat sofort die feminine Note herausgeschmeckt“, berichtet er.

Ein weiteres unverzichtbares Utensil neben seinen Messersets ist Polentagrieß. „Der darf auf keinen Fall fehlen und ist auch bei den Großevents je nach Anzahl der Gäste gleich säckeweise im Gepäck. Wenn etwas mit den Beilagen passiert, beispielsweise, wenn die Kartoffeln zu Boden gehen, kann man stattdessen als Ersatz schnell noch eine Polenta zaubern. Wir haben bei den großen Events sogar ein rotes Kreuz auf die Säcke geklebt“, verrät der Küchenexperte.

Kräutermischungen – so bekommen sie mehr Aroma

Aus Kräutermischungen, so wie sie in fast jedem Haushalt zu finden sind, können man im Handumdrehen einen tollen Dip machen. Hierfür nimmt man einen Becher Schmand und etwa zwei Esslöffel Kräuter oder andere Gewürzmischungen. „Die sollten man mit einem Esslöffel Wasser anrühren, zwei bis drei Minuten quellen lassen und dann erst mit dem Schmand verrühren“, so sein Tipp.

Dadurch entfalte sich das Aroma besser. Wer den Eventkoch kontaktieren möchte: Mike Lehmann ist erreichbar per E-Mail unter Mkd.lehmann@gmx.de oder über Instagram #lets_cook_mit_mike. Und bei Stephanie Kreitlow stehen die nächsten Termine fest: Für den 28. September und 2. November (jeweils 19 Uhr) hat sie Plätze frei. Reservierung per Mail an Stephanie.kreitlow@yahoo.de.

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Ein Sommergericht von Mike Lehmann zum Nachkochen

Zum Nachkochen: Garnelen mit gebratenem und glasiertem Rettichgemüse, Zucchini und Tomaten für vier Personen von Mike Lehmann:

So sieht das Gericht angerichtet aus: Garnelen mit gebratenem und glasiertem Rettichgemüse, Zucchini und Tomaten, getoppt von Basilikum.
So sieht das Gericht angerichtet aus: Garnelen mit gebratenem und glasiertem Rettichgemüse, Zucchini und Tomaten, getoppt von Basilikum. © Denise Ariaane Funke | Denise Ariaane Funke

Zutaten: 12 große Garnelen, 4 kleine Strauchtomaten, 1 mittelgroße Zucchini, 4 Radieschen, 2 kleine runde Rettiche, 1 kleine Zwiebel (fein gewürfelt), 1 mittelgroße Knoblauchzehe (gerieben), etwas ÖL (je nach Geschmack Olivenöl, Sesam oder Rapsöl), Saft einer Orange, Abrieb von einer Limette, Schuss Weißwein, 1 TL mildes Thai-Currypulver, 50 g kalte Butter, ein mittelgroßer Chili (fein gewürfelt), Salz aus der Mühle, frische Kräuter (Basilikum, Knollenfenchel, Koriander und essbare Blüten, wenn im Garten vorhanden)

Zubereitung: Die Garnelen von Schale und Darm befreien und in eine Schüssel geben. Etwas Öl, 5 g frische Korianderblätter, die Hälfte des geriebenen Knoblauchs und Chili nach Geschmack hinzugeben. Abdecken und 20 Minuten marinieren lassen.

Das Gemüse waschen, Rettich schälen. Das Gemüse in mundgerechte Stücke schneiden, Tomaten vierteln.
In einer Pfanne etwas Öl erhitzen und das Gemüse scharf anbraten, der Rettich sollte eine leicht gelb-goldene Röstung bekommen. Zwiebelwürfel, Knoblauch, Tomaten sowie das Thai-Curry dazugeben und kurz durchschwenken.

Mit dem Orangensaft und einem Schuss Weißwein ablöschen und kurz einkochen lassen, die Garnelen hinzugeben und alles erneut gut durchschwenken.

Wenn die Flüssigkeit in der Pfanne dickflüssig ist, die kalte Butter hinzugeben und leicht umrühren, sodass sich eine glänzende sirupartige Soße um Gemüse und Garnelen legt.

Die Pfanne vom Herd nehmen, das Gericht darf nicht weiterköcheln, sonst trennt sich die Butter aus der dickflüssigen Soße. Die Garnelen bleiben zudem so wie gewünscht leicht glasig. Abschmecken mit Salz aus der Mühle und Chili.

Gemüse auf den Teller geben, die Garnelen obendrauf. Zu guter Letzt etwas Limettenschale darüber reiben und mit den frischen Kräutern und essbaren Blüten garnieren.

Und fertig ist ein herrliches Sommergericht, zu dem Mike Lehmann gern noch etwas Ananas-Chutney reicht.