Geesthacht. Geesthachterin Stephanie Kreitlow bereitet Menü aus Lebensmitteln zu, die sonst in den Müll gekommen wären. Hier gibt’s die Rezepte!
Es ist ein Menü, das auf mehreren Ebenen schmeckt: Die Geesthachter Foodbloggerin Stephanie Kreitlow (52) hat ihren Gästen etwas Köstliches aufgetischt, dabei Lebensmittel vom Wochenmarkt „gerettet“, die sonst weggeworfen worden wären, und auch noch 300 Euro zugunsten der Erdbebenopfer in der Türkei und Syrien gesammelt. Das Geld wird auf des Spendenkonto von „Aktion Deutschland hilft!“ überwiesen.
Die Atmosphäre bei Stephanie Kreitlow erinnert an die beliebte Kochsendung „Das perfekte Dinner“, die auf auf dem Sender Vox läuft (Montag bis Freitag von 19 bis 20.15 Uhr). So hat auch die Geesthachter Foodbloggerin nun sechs ihr größtenteils unbekannte Gäste bekocht. Und die wiederum wussten nicht, was sie kulinarisch erwartet. „Fünf der sechs Gäste, die sich per E-Mail für das Benefizdinner angemeldet haben, kenne ich nicht. Es ist ganz schön spannend, für quasi fremde Menschen etwas zu kochen“, berichtet die 52-Jährige, die ihre Leidenschaft, das Kochen, seit Ausbruch der Corona-Pandemie mit einer derzeit rund 8000 Abonnenten großen Fangemeinde auf dem Portal Instagram teilt. Fast täglich postet sie schnelle und regionale Gerichte.
Kreitlow kocht nicht nur gern, sie hat auch ein großes Herz und mag es nicht, wenn Lebensmittel weggeworfen werden. Was an diesem Abend auf den Tellern ihrer Gäste landet, hat sie nicht vorher planen können, denn bei den Zutaten für ihr Menü handelt es sich um Lebensmittel, die vom Geesthachter Wochenmarkt stammen, kleine Schönheitsmakel haben und deswegen nicht mehr verkauft werden sollten. Statt in dem Kochtopf von Stephanie Kreitlow wären sie sonst eher in der Abfalltonne gelandet.
„Ich war um sieben Uhr morgens auf dem Wochenmarkt, die Marktbeschicker haben mich toll unterstützt. Von Fisch Lenz habe ich Thunfisch bekommen, von der Käsebude wunderbaren Käse und von den Gemüsehändlern bunte Paprika, Champignons, eine Aubergine, Äpfel, Kürbis, Mangold und vieles mehr“, freut sich die Geesthachterin. In ihrer rund 65 Quadratmeter großen Wohnung ist der Trubel entsprechend groß.
In gemütlicher Atmosphäre und bei kuscheliger Livemusik, für die die gebürtige Geesthachter Sängerin Lena Inter sorgt, bekocht Kreitlow sechs Gäste aus Geesthacht – freundlich begrüßt von ihrem Cockerspaniel Pelle. „Wir haben uns riesig auf den Abend gefreut. Wir fanden es spannend, neue Leute kennenzulernen und nicht zu wissen, was auf den Teller kommt“, berichtet Silke Münchow (51), die mit Ehemann Steffen (57) gekommen ist und es sich erst mal auf Kreitlows Sofa gemütlich macht. Von dort haben beide den besten Blick auf Sängerin Lena, die in der Raumecke ihr Equipment aufgebaut hat. Im Esszimmer wiederum nehmen die ehemaligen Chorsängerinnen Hella Wulf (85) und Isolde Rautenberg (62) Platz. „Das Hallo war groß, wir haben vor einigen Jahren zusammen im Geesthachter Damenchor 2000 gesungen. Nun haben wir uns hier zufällig beide angemeldet“ berichtet Wulf.
Essen ist das eine an diesem Abend, helfen das andere. „Ich wollte sowieso Geld spenden, da kam dieses Dinner wie gerufen“, berichtet Isolde Rautenberg. „Außerdem war ich gespannt darauf, ein paar neue Leute kennenzulernen.“ Hella Wulf ergänzt: „Wenn man die schrecklichen Bilder sieht, will man nur helfen, die Aktion kam daher wie gerufen.“ Mit von der Partie ist auch Lena Inter, die vielen Geesthachtern von den Benefizveranstaltungen im heimischen Garten ein Begriff ist.
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Der „gerettete“ Fisch und das Gemüse wird letztendlich zu einem leckeren Büfett verarbeitet, schon gleich nach dem Marktbesuch hat die Gastgeberin mit der Zubereitung begonnen. „So habe ich auch reichlich Zeit, mich um meine Gäste zu kümmern. Statt immer wieder in der Küche zu verschwinden, habe ich alles vorbereiten“, sagt Stephanie Kreitlow. Sie serviert Antipasti, eine Kürbis-Süßkartoffel-Suppe, eine Käseplatte und Thunfischfrikadellen.
Die Rezepte zum Nachkochen
Und das kommt auf den Tisch – die beiden Rezepte beziehen sich jeweils auf vier Personen: Thunfischfrikadellen: (140 Gramm Thunfisch, ein Ei, 40 Gramm Haferflocken, eine Zwiebel, 40 Gramm geriebener Bergkäse, eine Handvoll frischer Kerbel, Saft einer halben Limette sowie scharfes Paprikapulver, Salz, Pfeffer und Oregano nach Belieben). Den Thunfisch klein schneiden und in einer Küchenmaschine zu einer feinen Masse verarbeiten. Die Zwiebel in der heißen Pfanne andünsten und gemeinsam mit den restlichen Zutaten zu der Thunfischmasse geben. Aus der Masse werden handtellergroße Frikadellen geformt, die in heißem Rapsöl bei mittlerer Hitze – Stephanie Kreitlow hat ihren Herd auf 4,5 gestellt – pro Seite etwa 2 bis 2,5 Minuten gebraten werden.
Antipasti: (zwei Paprika, eine Aubergine, Knoblauch, ein Bund Lauch, eine Schalotte, 250 Gramm Champignons, Salz, Thymian und Pfeffer nach Belieben). Das Gemüse putzen und in mundgerechte Stücke schneiden. Mit reichlich Knoblauch und den Gewürzen sowie etwas gutem Olivenöl vermengen. Das Gemüse kommt anschließend auf ein Backblech oder in eine Auflaufform und wird im vorheizten Backofen bei 180 Grad Ober- und Unterhitze für 20 Minuten gegart. Nach 20 Minuten wird der Ofen ausgemacht, das Gemüse wird aber noch im Ofen gelassen, damit es nachziehen kann.