Schwarzenbek. Modellwelt in Schwarzenbek ist die zweitgrößte Anlage in Norddeutschland nach dem Miniatur Wunderland. Worauf sich Gäste freuen können.
Mit konzentrierter Miene blicken einige Männer auf die weiten Schienen und kleinen Bäumchen am Rande eines Hanges. In den Händen halten sie Klebstoff und Miniatur-Werkzeuge, um sorgfältig einen Baum nach dem anderen auf den Hügel zu kleben. „Alles mit der Ruhe. Alles mit der Zeit“, sagt Michael Hagel. Er ist Vorsitzender der Eisenbahnfreunde Schwarzenbek. Auch wenn die Schienen-Enthusiasten am Wochenende des 31. August und 1. September zum Sommerfest mehrere Tausend Besucher erwarten, scheint niemand in Nervosität zu verfallen.
In den beiden großen Hallen in der Röntgenstraße 24 im Schwarzenbeker Industriegebiet sind die Vereinsmitglieder genauso stoisch wie sonst auch. Denn dass etwas fertig werden muss, gibt es bei den Eisenbahnfreunden nicht. „Der Weg ist das Ziel“, wie Harald Simeit sagt. Der Rentner ist seit vier Jahren im Verein aktiv, teilt sich mit drei weiteren Kollegen ein Modul, an dem sie gemeinsam arbeiten. Ein bayerisches Kloster und eine Zeche aus Essen sind schon erkennbar, aber längst nicht fertig.
Eisenbahnfreunde Schwarzenbek laden zum Sommerfest
Einen großen gemeinsamen Plan, was als nächstes gebaut wird, haben die rund 230 Vereinsmitglieder im Alter von zehn bis 84 Jahren indes nicht. „Hier kann jeder erst einmal bauen, worauf er Lust hat“, sagt Hagel. Allerdings stimmen sich die Modellbauer dann doch ab, damit nicht alle das Gleiche bauen. Um an der Anlage zu arbeiten, kommen manche Mitglieder nahezu täglich, manche alle paar Wochen, wie Hagel berichtet.
Zu sehen gibt es viel: Neben dem Kloster und der Zeche ist auch gerade ein kleines Fußballstadion, das ein Hersteller gesponsort hat, in Arbeit. Auch bekannte Bauwerke aus Hamburg sind in den Hallen der Eisenbahnfreunde zu finden: Züge fahren durch den unverkennbaren Bahnhof Dammtor und in das alte Betriebswerk Altona, dass 1982 aufgegeben und mit der Zeit rückgebaut wurde.
Vergleiche mit dem Miniatur Wunderland nicht gern gesehen
Auch wenn ein wenig Hamburg in der Anlage der Eisenbahnfreunde steckt, möchte Michael Hagel keine Vergleiche mit dem weltbekannten Miniatur Wunderland in der Hansestadt ziehen. Schließlich arbeiten dort Profis in Vollzeit, während in der Europastadt Hobbybastler am Werk sind. Darauf, dass es sich bei der Anlage der Eisenbahnfreunde um die zweitgrößte in Norddeutschland handelt, ist Hagel dann aber doch sichtlich stolz.
Verstecken müssen sich die Bastler aus der Europastadt keinesfalls. Die Anlage, die eine Fläche von rund 900 Quadratmetern umfasst, wurde mit viel Liebe zum Detail errichtet. Nicht nur in Landschaften, einem Containerterminal und einer Felsformation, die an die Sächsische Schweiz erinnert, steckt viel Arbeit. Auch technische Innovationen legen die Bastler an den Tag: Viele kleine Signalleuchten weisen den Zügen den Weg, einzelne Figuren fotografieren und lösen Blitze aus und sogar Autos und Busse fahren autonom über die Anlage. „Spaß macht mir hier eigentlich alles“, fasst Hagel die Faszination trocken zusammen.
Anlagen in den Spurgrößen N und H0
Für viele Modellbaufans ist die Spurgröße bei den Eisenbahn eine wichtige Glaubensfrage. Die Eisenbahnfreunde betreiben gleich zwei Anlagen in den Spurgrößen N und H0. Doch nicht nur in den Maßstäben 1:76 und 1:160 fahren Züge an der Röntgenstraße. Im Außenbereich dreht eine echte Feldbahn beim Sommerfest ihre Runden. „In den Anhängern können unsere Besucher mitfahren“, berichtet Hagel. Dass das Sommerfest für Besucher kostenlos ist, ist dem Vorsitzenden wichtig zu betonen. „Wenn wir mit der Feldbahn unterwegs sind, halten wir irgendwann an. Wenn es eine kleine Spende gibt, können wir weiterfahren“, berichtet er.
Für das Sommerfest werden temporäre Schienen auf dem Hof verlegt. So können die Gäste eine noch längere Strecke von rund 400 Metern fahren. Dafür stellt Michael Hagel auch seine eigene kleine Lokomotive aus dem Jahr 1942 zur Verfügung, die er mit viel Liebe restauriert hat. „Ich habe meiner Frau damals gesagt, dass ich mir eine neue Lok kaufen möchte“, erzählt Hagel mit einem Lachen. Seine Frau sei allerdings davon ausgegangen, dass es sich um eine Miniatur-Lok für die Indoor-Anlage handelt. Sie habe nicht schlecht geguckt, als sie die Neuanschaffung dann wirklich sah.
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Dass auch die vielen Besucher mit staunenden Augen über die Anlage laufen, da ist sich der Vereinsvorsitzende sicher. Neben dem Modellbau-Paradies in den beiden Hallen – eine davon hat der Vermieter eigens für die Eisenbahnfreunde gebaut – und der Feldbahn gibt es ein buntes Rahmenprogramm. Geplant sind außerdem ein Wasserbecken mit ferngesteuerten Modellschiffen, eine Paw-Patrol-Hüpfburg, eine Modellbau-Börse und eine große Auswahl an Speisen und Getränken. Das Sommerfest der Eisenbahnfreunde findet statt am 31. August (11 bis 17 Uhr) und 1. September (11 bis 16 Uhr).