Schwarzenbek. Hunderte Besucher beim Osterfahrtag der Eisenbahnfreunde Schwarzenbek. Aber nicht nur die detailverliebten Modellwelten faszinierten.
Für die jüngsten Besucher war die Fahrt mit der Feldbahn der Schwarzenbeker Eisenbahnfreunde dieses Mal ganz besonders aufregend: Die Bahn mit einer Gesamtfahrstrecke von mehr als 400 Metern rund um das Vereinsgebäude an der Röntgenstraße 24 in Schwarzenbek machte beim Fahrtag am Ostersonnabend, 8. April, an einer mit Flatterband abgesperrten Grünfläche regelmäßig Zwischenstopp. Dort konnten die kleinen Fahrgäste auf Schokohasensuche gehen. Der Osterfahrtag war der erste Höhepunkt im Kalender der mittlerweile 244 Eisenbahnfreunde – weitere Fahrtage werden folgen, außerdem stehen noch viele Verbesserungen an den Modellbahnanlagen auf 900 Quadratmetern Fläche und auf dem Außengelände an.
Eisenbahnfreunde Schwarzenbek: 244 Mitglieder sind bei den Fahrtagen eingespannt
„Im Verein werden alle Mitglieder eingebunden“, betont Michael Hagel, der die Eisenbahnfreunde mit einer kleinen Gruppe von Modellbahnfans im Jahr 2011 gründete. Aus der Handvoll Enthusiasten, die in einem Einfamilienhaus an der Seestern-Pauly-Straße mit einigen Modulen für eine Modellbahnanlage im Maßstab H0 (1:87) starteten, ist ein weit über den Kreis Herzogtum Lauenburg bekannt gewordener Verein geworden.
Neben der Spur H0, die es gleich auf zwei Anlagen in der Gleichstrom- als auch in einer Wechselstromversion gibt, fahren auch viele Züge der deutlich kleineren Spur N (1:160) in den Hallen der Eisenbahnfreunde. Auch in der Nachwuchsarbeit sind die Modelleisenbahner aktiv und erfolgreich: Die Jugendgruppe war am Sonnabend dafür zuständig, die schokoladigen Überraschungen zu verstecken. Rund 20 Kinder und Jugendliche zählt der Verein.
Modelleisenbahn begeistert (fast) nur Männer und Jungs
Das Hobby Modelleisenbahn steht besonders bei den Männern hoch im Kurs. Dem Verein gehören nur sechs Frauen an. Eine davon ist die gebürtige US-Amerikanerin Sheila Suitts. Die 38-Jährige lebt in Hamburg. Den Beruf der Flugpilotin hat sie nun an den Nagel gehängt, um eine Umschulung zur Fachinformatikerin zu machen.
Die Leidenschaft für die Miniatureisenbahn hat sie von ihrem Vater geerbt. „Ich mag es, an kleinen Dingen herumzubasteln. Außerdem hat jeder Zug einen eigenen Chip, der programmiert werden muss. Das Hobby ist sehr komplex, das fasziniert mich sehr“, sagt die 38-Jährige, die seit 2021 bei den Eisenbahnfreunden dabei ist. Ihr Hobby mag sie auch in ihrer Hamburger Wohnung nicht missen. In einem Zimmer hat sie eine kleine Anlage mit der Fahrspur H0 aufgebaut.
Detailverliebte Landschaften begeistern die Besucher
Zwischen 600 und 800 Besucher strömten am Ostersonnabend durch die Ausstellung, schätzt Michael Hagel, der Vereinsvorsitzende. Eine unter ihnen war Anja von Beiningen aus Erfurt. Die 37-Jährige hat zwei zugbegeisterte Jungs. Den Osterbesuch bei Verwandten in Schwarzenbek nutzen die Erfurter, um sich das Spektakel auf der Schiene anzusehen. „Ich finde die vielen filigranen Teile schon bemerkenswert. Hauptsächlich bin ich aber wegen meinen Jungs hier“, sagt die Mutter aus Thüringen.
Ganz anders Horst Friese, der mit seiner Frau Anja die Schau besuchte. Der 64-Jährige und die 56-Jährige waren aus Dörverden aus dem Landkreis Verden angereist. „Mich fasziniert die H0 Spur schon immer. Ich finde es spannend, dass man alles in diesem kleinen Maßstab naturgetreu nachbauen kann und der Fantasie dabei keine Grenzen gesetzt sind“, berichtet Horst Friese. Seine Bahn hatte er bis vor fünf Jahren auf dem heimischen Dachboden fahren lassen.
Bürofläche muss der Leidenschaft für die Eisenbahn weichen
Seine Ehefrau Anja Friese hat zu seinem Glück Verständnis für das Hobby. „Ich habe zu meinem Mann gesagt, er soll sein Büro, das wir im Obergeschoss unseres Hauses haben, verkleinern und die Bahn vom Dachboden herunterholen“, erzählt sie. Seit mittlerweile fünf Jahren lässt Horst Friese seine H0-Züge nun ein Stockwerk tiefer auf 30 Quadratmeter Fläche fahren. Ein Ende der Eisenbahnerweiterung ist nicht in Sicht.
„Ich bin immer noch am Aufbau, das fing auf dem Dachboden an. Man kann also sagen, ich bin damit schon seit zehn Jahren beschäftigt. Es ist allerdings nur ein Hobby, ich baue nicht ständig. Arbeiten am Haus gehen vor “, sagt der 64-Jährige. Seine Frau Anja werkelt momentan zwar noch nicht an der Anlage herum, kann sich aber durchaus vorstellen einzusteigen, wenn es um die Feinheiten der Gestaltung geht. „Landschaften oder ähnliches zu gestalten, würde mich interessieren“, sagt sie.
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Und auch an der Röntgenstraße, dem Domizil der Modelleisenbahner seit 2013, wird stetig weiter gewerkelt. Die 244 Schwarzenbeker Eisenbahnfreunde sind um Arbeit nie verlegen. Vor Kurzem haben sie auf dem Freigelände einen Lokschuppen gebaut, in dem die mittlerweile drei Lokomotiven für die Feldbahn sowie die dazu gehörigen Anhänger stehen. Um den neu errichteten Lokschuppen herum soll der Platz in den kommenden Wochen asphaltiert werden. Außerdem bauen sie momentan an einer Werkstatt für die Feldbahn. „Einiges dafür haben wir bereits errichtet, das Dach fehlt noch und auch ein kleiner Kran soll noch aufgestellt werden, damit wir auch schwere Teile bewegen können“, berichtet der Vorsitzende.
Herzstück des Vereinsgeländes an der Röntgenstraße ist die Feldbahn
Besonders stolz sind die Eisenbahnfreunde auf ihre neue Drehscheibe, mit der sie ihre Feldbahn in verschiedene Richtungen bewegen können. Außerdem wird momentan noch an der E-Lok gearbeitet, die neue Akkus bekommt. Mitglied Marcus Finke (29) tüftelt momentan an einer so genannten Schleppweiche. „Da bei unserer Schmalspur-Feldbahn keine Standardweiche passt, habe ich eine herkömmliche Weiche mit Stahlzungen angefertigt, damit die Feldbahn das Gleis wechseln kann, um in den Schuppen oder die Werkstatt zu gelangen“, erklärt der gelernte Klempner.
Nach der Ausstellung ist für die Tüftler sowieso immer vor der Schau. Momentan stecken sie schon in den Vorbereitungen für ihr Sommerfest, zu dem sie am 1. und 2. Juli einladen werden. „Der Flohmarkt ist bereits ausgebucht“, berichtet der Vorsitzende Michael Hagel.