Schwarzenbek. Alkaloide des Jakobskreuzkrauts können schwere Leberschäden verursachen. Im Kreis Herzogtum Lauenburg sind die Bestände stark gewachsen.

An Wegesrändern und auf Wiesen leuchten an vielen Stellen in Geesthacht und Schwarzenbek zurzeit die feinen, gelben Blüten des Jakobskreuzkrauts. Doch was hübsch aussieht, kann für Mensch und Tier eine Gefahr sein. Besonders bei Nutztieren wie Rindern, Schafen und Pferden kann die Pflanze, die auch Jakobsgreiskraut genannt wird, heftige Beschwerden auslösen.

Naturschützer halten die Problematisierung für übertrieben. Doch Landwirte fürchten um die Gesundheit ihrer Tiere. „Es handelt sich um ein ernstzunehmendes Problem“, betont Peter Koll, Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes im Herzogtum. Landwirte würden von erkrankten Rindern und auch Pferden berichten, nachdem die Tiere das Kraut gegessen haben. „Bei Schafen kann das tödlich enden, bei Rindern ist der Verlauf milder“, berichtet Koll. Pyrrolizidin-Alkaloide, die in den Pflanzen enthalten sind, sorgen für Leberschäden bei den Tieren. Verläuft eine Erkrankung nicht tödlich, könne diese dennoch bleibende Schäden beim Tier anrichten, erklärt Koll.

Jakobskreuzkraut gefährlich, wenn es nicht mehr bitter ist

Ob ein Tier stirbt, hängt von der gesundheitlichen Konstitution und auch von der Größe ab. Außerdem spielt die Konzentration, in der die Tiere das Alkaloid aufnehmen, eine Rolle. Im Normalfall, wenn die Pflanze in Blüte steht, essen die Tiere das Kraut nur ungern, da es sehr bitter ist. Landet es im Heu, verliert es durch die Trockenheit seine Bitterstoffe, aber nicht die gesundheitsschädliche Wirkung.

Dass das Jakobskreuzkraut häufig auf landwirtschaftlich genutzten Flächen vorkommt, bedeutet für Landwirte viel Arbeit. „Der Aufwand für die Tierfutterwerbung steigt deutlich“, sagt Peter Koll. Landwirte müssten das Kraut entfernen, bevor sie Gras für die Nutztiere einfahren.

Vielen Menschen ist die schädliche Wirkung nicht bekannt

Was also tun? „Ich kann natürlich viel nach Geboten rufen“, sagt der Geschäftsführer des Bauernverbandes. Er hält es jedoch für sinnvoller, die breite Öffentlichkeit auf das Problem aufmerksam zu machen und um Mithilfe zu bitten. Schließlich sitzen viele Akteure mit im Boot. Die Bahn habe schon ihren Willen geäußert, das Jakobskreuzkraut zu bekämpfen. Da die Pflanze laut Koll an vielen neu gebauten Straßen auftauche, müssten die jeweiligen Eigentümer der Straßen tätig werden.

Das sind eben nicht nur die Städte und Kommunen, sondern zum Teil auch der Landesbetrieb Verkehr. „Auch vielen Privatleuten ist die Brisanz nicht bewusst“, sagt Koll. Denn eins ist klar: Soll die Ausbreitung verhindert werden, müssen die Pflanzen vielerorts bekämpft werden.

Nehmen Menschen Alkaloide durch Honig auf?

Man habe das Problem im Griff, heißt es vom Bauhof der Stadt Schwarzenbek auf Anfrage. Die Mitarbeiter des Bauhofs seien jedoch nur auf Flächen für die Beseitigung zuständig, die der Stadt gehören. Und dort soll es nur wenige sichtbare Bestände geben. Was auf Privatgrundstücken passiert oder auf den Flächen von Betrieben, sei nicht Sache des Bauhofs.

Schädlich für Menschen kann das Jakobskreuzkraut durch den Genuss von Honig werden. Zwar ist das Kraut für Bienen nicht giftig, durch den Nektar kann es aber im Honig und so im menschlichen Körper landen. Da die Blüten jedoch wenig Nektar geben, fliegt die Biene diese nur an, wenn sie keine Alternativen findet.

Trotz Tausender Pflanzen kaum Bienen vor Ort gesehen

Wie der Geesthachter Biologe Dr. Friedhelm Ringe es schildert, ist der Jakobskreuzkraut-Bestand am Geesthachter Hochzeitswald besonders hoch. „Der ist in den letzten Jahren förmlich explodiert“, sagt er. Trotz Tausender Pflanzen habe er jedoch kaum Bienen vor Ort gesehen. Es scheint also, dass die Gefahr für Imker und Honigfreunde der Region eher gering ist.

Übertriebene Panikmache sieht der Nabu-Landesverband Schleswig-Holstein im Umgang mit dem Jakobskreuzkraut. „Das Jakobskreuzkraut wird zurzeit in einer Weise problematisiert, die nicht mehr rational erfassbar ist. Entsprechend unbedacht werden Bekämpfungsmaßnahmen gerade auf Naturschutzflächen gefordert und auch umgesetzt. Der Nabu Schleswig-Holstein lehnt diese grundsätzlich ab“, heißt es vom Naturschutzbund.

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Um der Pflanze Herr zu werden, setzen Landwirte auf konventionellen Flächen die chemischen Präparate Simplex sowie eine Mischung aus U46 M-Fluid und U46 D-Fluid ein. Die Naturschützer sehen diese Eingriffe in bestehende Ökosysteme kritisch, vor allem, weil das Jakobskreuzkraut Nahrungspflanze für etliche Insektenarten und zudem eine heimische Art sei.