Lauenburg. Die Stadt und ihr Standesamt sind bei Hochzeitspaaren beliebt. Thorben Brackmann brachte als erstes einen Jugendfreund unter die Haube.
Romantische Liebesfilme enden oft so: Der Kapitän eines Traumschiffes traut ein Liebespaar, das fortan gemeinsam den Weg durchs Leben geht – zumindest so lange, wie das Drehbuch es vorsieht. Doch ganz so einfach ist es nicht. Wer in Deutschland Trauungen vornehmen darf, ist klar geregelt. Vereidigte Standesbeamte besiegeln aber nicht nur Eheschließungen, sondern auch Geburten und Sterbefälle.
Doch nach der Landesverordnung von Schleswig-Holstein dürfen unter gewissen Umständen auch Bürgermeister Eheschließungen vornehmen. Bis 1975 war man übrigens automatisch Standesbeamter, wenn man Bürgermeister war. Heute müssen die Verwaltungschefs ein zweitägiges Seminar besuchen. Die Fortbildung ist keine Kleinigkeit, schließlich ist eine Trauung ein sehr formeller Verwaltungsakt. Lauenburgs Bürgermeister Thorben Brackmann hat das Seminar absolviert.
Hochzeit: Lauenburgs Bürgermeister darf jetzt Ehen schließen
Bei seiner ersten Trauung war er übrigens mindestens so aufgeregt wie das Brautpaar selbst – fast so, wie bei seiner eigenen. Und das hat einen bestimmten Grund. „Bei einer Benefizveranstaltung habe ich meinen ehemaligen Klassenkameraden, Malte Burmester, getroffen. Er erzählte mir, dass er bald heiraten wird, und ich rückte damit raus, dass ich jetzt Brautpaare trauen darf“, erzählt Thorben Brackmann.
Möglicherweise hatten das in diesem Moment beide nicht so ganz ernst genommen. Alte Jugendfreunde werden normalerweise ja höchstens gebeten, Braut oder Bräutigam als Trauzeugen zur Seite zu stehen. Aber als Standesbeamter? Ein paar Tage dann ein Anruf: Der ehemalige Mitschüler aus der Oberstufe bat Brackmann, die Eheschließung vorzunehmen. „Hätte uns das früher mal jemand vorausgesagt, wir hätten ihn wohl für verrückt erklärt“, sagt der Bürgermeister.
Thorben Brackmann: „Rede vor dem Spiegel immer wieder geübt“
Dass Malte Burmester und Jana Ripplinger die Zeremonie bewusst in seine Hände legen wollten, war ja schon aufregend genug. Aber schließlich war es seine erste Eheschließung überhaupt. Zwar hatten Thorben Brackmann und die anderen Workshopteilnehmer den feierlichen Akt in Rollenspielen immer wieder geübt, aber in der Praxis sieht dann doch alles noch ein bisschen anders aus.
„Ich hatte die beiden ja zum Vorgespräch getroffen und so erfahren, worauf sie Wert legen. Meine Rede habe ich dann vor dem Spiegel immer wieder geübt. Schließlich sollte das ja der schönste Tag in ihrem Leben sein“, erzählt der Bürgermeister. Das scheint geklappt zu haben. Jedenfalls strahlten Malte und Jana Burmester nach der Zeremonie im Magistratssaal des Schlosses über das ganze Gesicht und erlaubten anschließend auch noch ein Foto für die Zeitung.
Bis zu 150 Paare lassen sich jährlich in Lauenburg trauen
Dass Bürgermeister Thorben Brackmann Trauungen vornimmt, soll dennoch die Ausnahme bleiben. Drei Eheschließungen sind es in diesem Monat noch. „Alle Paare, die ich traue, kenne ich persönlich. Ich will ja unseren beiden Standesbeamtinnen keine Konkurrenz machen“, sagt er augenzwinkernd.
Bis zu 150 Paare lassen sich jährlich im Magistratssaal des Lauenburger Schlosses trauen, etwa die Hälfte kommt von außerhalb. Die Lage hoch über der Elbe und der Fürstengarten als romantische Fotokulisse haben sich bei Brautpaaren und Hochzeitsplanern herumgesprochen.
Besonders beliebt sind Eheschließungen an einem Sonnabend. Allerdings sind in diesem Jahr diese Termine bis November ausgebucht. Die nächste Möglichkeit, in Lauenburg an einem Sonnabend zu heiraten, ist derzeit der 16. November. Das Lauenburger Standesamt ist telefonisch unter 04153/59 09-310 und -305 sowie per E-Mail an standesamt@lauenburg.de zu erreichen.
Heiraten mit Schiffsromanik – auch das ist in Lauenburg möglich
Was ist eigentlich dran an der gängigen Vorstellung, dass Kapitäne Brautpaare rechtmäßig trauen dürfen? Das romantische Bild des Traumschiffes entspricht nicht ganz der Wahrheit – nur Kapitäne auf Schiffen, unter der Flagge von Malta, der Bahamas und Bermudas dürfen rechtsgültige Eheschließungen vornehmen. Doch wer hätte das gedacht: Auch in Lauenburg können sich Brautpaare in voller Schiffsromanik rechtmäßig trauen lassen. Der historische Raddampfer „Kaiser Wilhelm“ ist eine offizielle Außenstelle des städtischen Standesamtes.
- Neue Hotline im Standesamt gegen Frust und Stress
- Heiraten in der ehemaligen Auferstehungskapelle in Güster
- Verantwortung und Vielfalt: So bildet die Stadt Geesthacht aus
Wer eine Eheschließung auf dem historischen Schiff wünscht, sollte sich allerdings rechtzeitig um einen Termin bemühen. Ob Thorben Brackmann jemals ein Paar auf dem „Kaiser“ traut? Irgendwie passend wäre es schon. Immerhin trägt der Bürgermeister den Dienstgrad Kapitänleutnant der Deutschen Marine. Eine auf dem Schiff geschlossene Ehe soll übrigens wie ein Seemannsknoten sein: nicht einfach zu knüpfen, aber dafür umso fester.