Geesthacht. Nach der Reparatur der Leckage kann das Schiff wieder fahren. Förderkreis bietet ab sofort Fahrten ab Geesthacht an.

Die historische Stadtbarkasse „Piep“ hat endlich wieder Wasser unter dem Kiel – mehr als nur eine Handbreit. Nach einjähriger Reparatur plus einer Leckage ist das kleine Schiff wieder zurück im Heimathafen Geesthacht. Ursprünglich ist sie als Hafenbarkasse „Hammonia II“ bis in die 1990er-Jahre durch den Hamburger Hafen geschippert.

Die Hafenbarkasse hat inzwischen bereits 99 Jahre auf dem Buckel, fuhr zuletzt in unruhigem Fahrwasser. Als aufwendige Reparaturarbeiten nötig waren, stand im vergangenen Jahr in Geesthachts Ratsversammlung die Entscheidung an: Reparatur oder Verschrottung? Das Urteil lautete: reparieren.

Auf die Reparatur folgt eine Leckage

Der Förderkreis muss, je nach Zustand des Schiffes, spätestens alle fünf Jahre das Bootszeugnis erneuern lassen. Während der jüngsten Begutachtung entdeckten Spezialisten der Marine Service Brandt Werft in Ochsenwerder im April 2023, dass im Heckbereich die Stahlbeplankung ausgewechselt werden muss. Bald war klar, auch die Antriebswelle muss getauscht werden. Der Kostenvoranschlag hatte 58.000 Euro genannt – ohne die Welle. Die Politik hatte jedoch vorausschauend einen Puffer eingeplant, insgesamt 65.000 Euro freigegeben.

Freuen sich, dass die „Piep“ wieder fährt: die Steuerleute Reinhard Schliemann und Binetta Jurkschaft
Freuen sich, dass die „Piep“ wieder fährt: die Steuerleute Reinhard Schliemann und Binetta Jurkschaft © bgz | Denise Ariaane Funke 01786559849

Ende April 2024 kam die „Piep“ endlich wieder zurück nach Geesthacht. Doch kurz darauf wurde eine Leckage entdeckt. Folge: Das Schiff musste wieder auf die Werft nach Ochsenwerder gebracht werden.

Eine Chance, Geesthacht von der Elbe zu betrachten

Dienstagabend (30. Juli) schipperte das historische Boot nun erstmals wieder vom Geesthachter Hafen durch die Elbe bis nach Tesperhude und zurück. Die ersten Gäste an Bord waren Vertreter der SPD Geesthacht. Die Genossen nutzten die Gelegenheit, Geesthacht und besonders die Hafencity von der Elbseite aus zu betrachten.

Die „Piep“ darf laut Betriebsgenehmigung nicht gewerblich genutzt werden. Alle Fahrten werden darum im Gelegenheitsverkehr für maximal zwölf Personen und gegen eine Spende angeboten. Der Bootsführer benötigt aktuell nur einen Sportbootführerschein mit Sprechfunkzeugnis. Sollten regelmäßig Eintrittsgelder für Fahrten verlangt werden, worüber nachgedacht wird, würde ein Barkassenführer benötigt.

Förderkreis will Lackierarbeiten selbst erledigen

Nun fallen noch Lackerarbeiten an, die der Förderkreis selbst erledigen will. Das Schiff soll in seinen ursprünglichen Farben Tonnengrün und Tonnenrot lackiert werden.

Abendstimmung im Geesthachter Hafen.
Abendstimmung im Geesthachter Hafen. © bgz | Denise Ariaane Funke 01786559849

Ab sofort bietet der Förderkreis „Piep“ auf Anfrage wieder Fahrten an. „Wir sind unheimlich froh, wieder fahren zu können“, sagt Reinhard Schliemann, Obmann des Piep-Förderkreises.

Wie die „Piep“ eine Geesthachterin wurde

Die „Piep“ ist längst eine richtige Geesthachterin. Im Jahr 2000 hatte das Jugendaufbauwerk Geesthacht mit finanzieller Unterstützung des Landes das Schiff erworben. 30 Jugendliche reparierten die „Piep“ im Rahmen eines Programms zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit. Danach ging sie in den Besitz der Stadt über.

Fahrten zwischen Scharnebeck und Bunthäuser Spitze

Das Schiff eignet sich für kleine Feierlichkeiten. Snacks und Getränke bringen die Gäste selbst mit. Da nur Gelegenheitsfahrten angeboten werden dürfen, gibt es keinen Fahrplan. Die Fahrzeiten werden individuell vereinbart – und zwar unter stadtbarkasse@web.de.

„Unser Gebiet erstreckt sich von Geesthacht aus Richtung Lauenburg. Vielleicht auch mal zum Schiffshebewerk nach Scharnebeck, was die Passagiere eben so wollen“, sagt Reinhard Schliemann. „Die ,Piep‘ kann maximal vier Stunden gebucht werden. Das entspräche einer Fahrt von Geesthacht nach Lauenburg und zurück“, sagt der Obmann.

Mit maximal zwölf Gästen und 10 Km/h

Einige Gäste tuckern mit bis zu 10 Kilometer die Stunde auch bis Scharnebeck oder in den Elbe-Lübeck-Kanal hinein. Bei Ausflugstouren Richtung Hamburg müsste die Schleuse passiert werden. Dort hätte die Berufsschifffahrt Vorfahrt – das würde lange Wartezeiten bedeuten. Die „Piep“ darf mit ihrer Betriebsgenehmigung nur bis zur Bunthäuser Spitze tuckern. Danach beginnt eine Zone, die tabu ist.

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Der Förderkreis besteht zurzeit aus elf aktiven Mitgliedern. Ein Großteil ist berufstätig, daher werden Interessierte gesucht, die dem Förderkreis beitreten möchten.