Ratzeburg/Geesthacht/Reinbek. In der Ausschreibung unterlegene Krankenhäuser der Region verwahren sich gegen den Eindruck, sie hätten ein Qualitätsproblem.
Kritik an der Entscheidung des Kreises, die Notarztversorgung im Süden des Herzogtum Lauenburg an die Hamburger Asklepios-Krankenhäuser zu vergeben, will Landrat Christoph Mager nicht unkommentiert lassen. Es sei bei der Entscheidung nicht im Wesentlichen darum gegangen, wer das preisgünstigste Angebot abgegeben hat, wehrt sich der Chef der Kreisverwaltung in Ratzeburg.
Vielmehr sei die Aufgabe nach zwei Jahren neu ausgeschrieben worden, mit Blick auf die „Qualität der Leistung, die seitens des Johanniter-Krankenhauses als Verhandlungsführerin der Bietergemeinschaft mit dem St. Adolf-Stift in Reinbek erbracht wurde“.
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Wobei Qualität ein dehnbarer Begriff ist. Gesprächstermine zur „Verbesserung der Zusammenarbeit“ seien im Jahr 2023 wiederholt durch das Johanniter-Krankenhaus abgesagt worden, beklagt der Christdemokrat. „Hintergrund dieser Gespräche sollte insbesondere die überwiegend nicht erfüllte Zahl von Mindestdiensten der Notärzte sein, die vertraglich vereinbart wurden.
Zweck dieser Regelung ist eine möglichst kontinuierliche Tätigkeit von Ärzten bei Notfällen, um eine gute rettungsdienstliche Erfahrung – gerade bei selteneren Unfällen oder Krankheitsbildern – aufzubauen.“
St.Adolf-Stift: Große Zahl an hoch qualifizierten Notärzten
Neben dem Geesthachter Johanniter-Krankenhaus und dem St. Adolf-Stift Reinbek hat sich auch das Agaplesion Bethesda Krankenhaus Bergedorf verwundert über die Entscheidung gezeigt, dass der Kreis einem Bewerber den Vorzug gibt, der bislang in der Region nicht vertreten ist. Umso mehr, als Asklepios nach eigener Aussage die Chance nutzen will, eigene Ärzte als Notfallmediziner weiterzuqualifizieren. „Das St. Adolf-Stift verfügt seit Langem über eine große Zahl an hoch qualifizierten Notärzten“, betont Andrea Schulz-Colberg, Sprecherin des Reinbeker Krankenhauses.
Im neuen Ausschreibungsverfahren hatten sich Reinbeker und Bergedorfer Krankenhaus zu einer neuen Bietergemeinschaft zusammengeschlossen. Die Geesthachter Johanniter wiederum hatten sich mit zusätzlichen Notärzten um die medizinische Besetzung des weiter neben ihrem Krankenhaus stationierten Notarzteinsatzfahrzeugs (NEF) beworben.
Asklepios bereit, auf qualitative Vorgaben des Kreises einzugehen
Die Vergabe an Asklepios ist aus Sicht von Christoph Mager dennoch folgerichtig: „Mit der Vergabe an ein Krankenhaus, das bereit ist, sich auf die qualitativen Vorgaben des Kreises und der HLR (Herzogtum Lauenburg Rettungsdienstgesellschaft, die Red.) einzulassen, sichern wir der Bevölkerung im Südkreis eine gute notärztliche Versorgung.“
Im Nordkreis war die Aufgabe schon vor zwei Jahren an eine Klinik mit Sitz außerhalb des Herzogtums übertragen worden, an das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH) mit Sitz in Lübeck. Diese Vergabe ist im Gegensatz zum Südkreis jetzt um drei Jahre verlängert worden.
„Regionale Vergabe grundsätzlich wünschenswert“
„Natürlich ist eine regionale Vergabe des Auftrags grundsätzlich wünschenswert“, sagt Christoph Mager. Doch unter vergaberechtlichen Gesichtspunkten sei eine „direkte Beauftragung eines bestimmten Krankenhauses“ nicht zulässig. Letztlich sei eine „zuverlässige Notfallbehandlung zu angemessenen Kosten das entscheidende Kriterium bei der Auftragsvergabe. Diese Kriterien erfüllt das Angebot der Asklepios Kliniken am besten“, so der Landrat
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Ein Neuling in der Region, bisher ohne eigenen Standort vor Ort, ist die bessere Wahl gegenüber den Johannitern und einer Bietergemeinschaft aus Bethesda-Krankenhaus Bergedorf und St. Adolf-Stift Reinbek? Das stößt bei den Betroffenen weiterhin auf Verwunderung. Fahren doch Notärzte aus Bergedorf seit langem Einsätze unter dem Dach von DRK und Johannitern. Und das Reinbeker Krankenhaus stellt seit Jahrzehnten die Notärzte für das in Reinbek stationierte Einsatzfahrzeug für den Süden Stormarns und verfügt schon allein über eine große Zahl an qualifizierten Notfallmedizinern.
Johanniter-Krankenhaus ist „auf Hinweise nicht eingegangen“
Das wissen auch die Verantwortlichen in Ratzeburg. Mager beklagt eine aus seiner Sicht mangelnde Flexibilität der Johanniter: „Auch auf Hinweise, durch Verlagerung auf Notärzte des St. Adolf-Stifts reagieren zu können, ist das Johanniter-Krankenhaus nicht eingegangen.“
Warum trotz der hohen „Qualität“ auch die Bietergemeinschaft aus Reinbek und Bergedorf nicht zum Zuge gekommen ist? Kreissprecher Tobias Frohnert verweist auf die Gepflogenheiten in Ausschreibungsverfahren. „Dafür wird alles auf Null gesetzt.“
Für Neuausschreibung wird alles auf Null gesetzt
Es dürfe ja nicht sein, dass im Verfahren Neubewerber gegenüber angestammten Institutionen benachteiligt werden. Frohnert: „Und weder die Bietergemeinschaft, noch das Johanniter-Krankenhaus oder weitere Bewerber haben ein besseres Angebot abgegeben als Asklepios.“