Hohenlockstedt/Kreis Pinneberg. Premiere in Schleswig-Holstein: Hungriger Wolf ist erste Luftrettungsstation der Gelben Engel im Land. Mit im Team sind UKE-Ärzte.

Von der Ankündigung bis zur Premiere vergingen gerade einmal fünf Monate. Die ADAC Luftrettung am Flugplatz Hungriger Wolf in Hohenlockstedt (Kreis Steinburg) bei Itzehoe nimmt ihren Dienst auf. Damit ist ein wichtiger Schritt für die notärztliche Versorgung aus der Luft für die Region, also auch für den Kreis Pinneberg gemacht. Der neue und erste Luftrettungsstandort des ADAC in Schleswig-Holstein ist seit diesem Montag, 1. Juli, offiziell eröffnet.

Anfang Februar war das Projekt öffentlich angekündigt worden, nun ist der gelbe ADAC-Rettungshubschraubers „Christoph 67“ in Betrieb. Bei der Eröffnungszeremonie war auch die Landesgesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) am Flugplatz dabei. Der fliegende Gelbe Engel startet vom Flugplatz aus ab sofort Rettungseinsätze aus der Luft und stellt so die medizinische Notfallversorgung der Bevölkerung sicher.

Kreis Pinneberg: Moderner ADAC-Rettungshubschrauber ist auf dem neuesten Stand

Zum Einsatz kommt mit einer Maschine des Typs H145 nach Angaben des Ministeriums einer der modernsten Rettungshubschrauber. Der Helikopter kann im sogenannten Dual-Use-Betrieb sowohl für Rettungseinsätze als auch als fliegende Intensivstation für Patiententransporte von Klinik zu Klinik genutzt werden.

Schleswig-Holsteins Justiz und Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken sitzt im Rettungshubschrauber Probe. Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, gibt Erklärungen.  
Schleswig-Holsteins Justiz und Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken sitzt im Rettungshubschrauber Probe. Frédéric Bruder, Geschäftsführer der ADAC Luftrettung, gibt Erklärungen.   © ADAC Luftrettung | ADAC Luftrettung

„Die Luftrettung ermöglicht eine schnelle und zielgerichtete Hilfe, die in vielen Fällen einen Beitrag leistet, Leben zu retten. Sie ergänzt den bodengebundenen Rettungsdienst und trägt dazu bei, dass auch in schwer zugänglichen Gebieten eine hochwertige medizinische Versorgung gewährleistet ist. Gerade in einem Flächenland wie Schleswig-Holstein ist die Luftrettung wichtig“, so die Ministerin von der Decken.

Rettungsstandort Hungriger Wolf „ergänzt die bestehenden Luftrettungsstationen“

Somit sei es aus ihrer Sicht eine gute Entscheidung, dass dieser Flugplatz neuer Standort der Luftrettung geworden ist. „Er ergänzt die bestehenden Luftrettungsstationen in Niebüll und Rendsburg sowie in Siblin und sorgt für eine flächendeckendere luftrettungsdienstliche Versorgung“, erklärte sie vor rund 100 Partnern und Unterstützern des Projekts in Hohenlockstedt. Sie freue sich zudem, dass auch die neue Zentrale Disposition der Luftrettung in Kiel ebenfalls seit dem 1. Juli den Dienst aufgenommen habe.

„Sie wird eine Schlüsselrolle dabei spielen, die Einsätze der Rettungshubschrauber effizient zu koordinieren und somit eine optimale Nutzung der verfügbaren Ressourcen sicherzustellen“, so von der Decken. Gestartet werde laut einer Mitteilung des Ministeriums für Justiz und Gesundheit von einer vollausgestatteten Interimsstation –bis zur Fertigstellung eines hochmodernen Neubaus.

ADAC-Station in Hohenlockstedt besteht noch aus Mobilcontainern für Medizin, Technik und Co

Die Interimsstation besteht aus Mobilcontainern für Medizin und Technik, Büro-, Ruhe- und Sozialräumen sowie zwei Zelthangaranlagen – für „Christoph 67“ sowie eine Ersatzmaschine für die ADAC Luftrettungsstationen des Nordens. Einsatzbereit ist der neue ADAC-Rettungshubschrauber täglich von Sonnenaufgang – frühestens 7 Uhr – bis Sonnenuntergang. Optional könne er nach Ministeriumsangaben zum Beispiel auch noch für Einsätze in der Dunkelheit ausgestattet werden.

Der Standort in Hohenlockstedt ist der 38. dieser Art der gemeinnützigen Organisation. „Die Menschen können sich in Notsituationen auf unsere Einsatzbereitschaft verlassen. Wir sind da“, versicherte Frédéric Bruder, der Geschäftsführer der ADAC Luftrettung gGmbH. „Qualität, Leistungsfähigkeit und Sicherheit stehen bei uns auch in Schleswig-Holstein an oberster Stelle“, erklärte er und lobte den mit 20 Jahren vergleichsweise langen Vergabezeitraum für den Betrieb der Station.

ADAC-Luftrettungsstandort Hohenlockstedt bleibt mindestens 20 Jahre bestehen

Dies gebe allen Beteiligten Stabilität und Planungssicherheit, allen voran den Crews und ihren Familien. Für die optimale notfallmedizinische Versorgung der Patienten steht am Standort „Hungriger Wolf“ eine sehr erfahrene und hochprofessionelle Crew zur Verfügung.

Die Piloten und die Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter (TC HEMS) kommen von der ADAC-Luftrettung, die Notärztinnen und Notärzte stellt im Rahmen einer Kooperation das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, die auch im medizinischen Ausbildungszentrum der ADAC HEMS Academy in Bonn-Hangelar und bei der Feuerwehr Lübeck intensiv auf die Herausforderungen und Besonderheiten im Luftrettungsdienst vorbereitet wurden.

Rettungshubschrauber: Crew besteht aus drei Personen

Bei einer Alarmierung besteht die Crew von „Christoph 67“ aus einer Pilotin oder einem Piloten, einer Notärztin oder Notarzt und einer Notfallsanitäterin beziehungsweise einem Notfallsanitäter (TC HEMS). Hems ist die englische Abkürzung für Helicopter Emergency Medical Services, das TC steht für Technical Crew Member. Insgesamt sind am neuen Standort 21 Teammitglieder im Einsatz.

Die leitende Crew von „Christoph 67“ besteht aus Stationsleiter und Pilot Sascha Richter, Notarzt Dr. Andreas Otto und Jascha Mahro (TC HEMS). Haupteinsatzgebiet von „Christoph 67“ ist der südwestliche Landesteil von Schleswig-Holstein. Der Einsatzradius liegt bei 50 bis 70 Kilometern, die Einsatzgeschwindigkeit bei rund 220 km/h. Die Maschine könne 70 Kilometer in nur 20 Minuten Flugzeit zurücklegen und von Hohenlockstedt aus auch Notfalleinsätze an der Nordseeküste und auf den Inseln fliegen. Mit einer Reichweite von rund 670 Kilometern ist der Helikopter darüber hinaus auch für Notfälle an noch weiter entfernten Orten einsetzbar.

Notrufnummer 112: Zentrale Disposition in Kiel fordert Rettungshubschrauber an

Alarmiert wird der ADAC Rettungshubschrauber über die neue Zentrale Disposition der Luftrettung in Schleswig-Holstein in Kiel. Dieses Dispositionskonzept ist das erste seiner Art in Deutschland und startet zeitgleich. Nach eigenen Angaben gehe Schleswig-Holstein damit neue Wege und nehme diesbezüglich eine Vorreiterrolle in Deutschland ein. Bisher gab es bei der Disposition von Rettungshubschraubern keine Leitstelle, die auch Rettungseinsätze zentral für ein gesamtes Bundesland disponiert. Aktuell gibt es so etwas nur für Verlegungen von Klinik zu Klinik.

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Mit 55 Rettungshubschraubern und nun 38 Stationen ist die gemeinnützige ADAC Luftrettung eine der größten Luftrettungsorganisationen Europas – es gab bisher mehr als 1,2 Millionen Einsätze. Die ADAC Rettungshubschrauber werden immer über die Notrufnummer 112 bei der Leitstelle angefordert und sind im Notfall für jeden Verunglückten oder Erkrankten zur Stelle.

UKE-Direktor Zöllner lobt Notfallversorgung seiner Ärzte

„Die hohe medizinische Kompetenz in der präklinischen Notfallversorgung stellen unsere UKE-Notärzte und Notärztinnen am Boden schon seit Jahren mit jährlich über 8000 notfallmedizinischen Einsätzen unter Beweis. Wir freuen uns, dass wir unser Wissen und unsere Erfahrung nun auch an dem neuen Standort in Schleswig-Holstein einbringen können“, sagt Prof. Dr. Christian Zöllner, Direktor der Klinik und Poliklinik für Anästhesiologie und stellvertretender ärztlicher Direktor des UKE.

Das Ministerium für Justiz und Gesundheit in Kiel gab im Februar bekannt, dass der ADAC die EU-weite Ausschreibung für den dauerhaften Betrieb des neu geschaffenen Luftrettungsstandorts „Hungriger Wolf“ am Flugplatz Hohenlockstedt bei Itzehoe gewonnen hatte.