Geesthacht. Wäscherei Röder aus Geesthacht besteht in der fünften Generation. Wie es zu einem Auftrag für das Tennisturnier am Rothenbaum kam.
Mit der Reinigung der Handtücher war der Ausrichter des Frauen-Tennisturniers am Hamburger Rothenbaum im vergangenen Jahr überhaupt nicht zufrieden. Ein Bekannter von Martin Röder brachte dann den Inhaber der gleichnamigen Wäscherei aus Geesthacht ins Spiel. Für den tennisbegeisterten 47-Jährigen war das eine Ehrensache. „Abends um 22 Uhr wurden die Handtücher angeliefert, morgens um 10 Uhr waren sie wieder in Hamburg“, sagt Röder, dessen Familie bereits in der fünften Generation schmutzige Wäsche wäscht. In diesem Jahr gibt es die Wäscherei Röder seit 125 Jahren.
Und zu Röder kommen sie alle. „Von der Rentnerin, die ihre Mangelware bringt, über das Hemd des Geschäftsmanns oder gleich den gesamten Wäschekorb eines Alleinstehenden“, zählt Martin Röder auf. „Und wie mein Vater sagt: Wir waschen alles, von der Socke bis zum Toupet.“
Seit 125 Jahren in Geesthacht: Schmutzige Wäsche waschen ist sein Beruf
Wer schon einmal bei Röder in den Geschäftsräumen in der Schillerstraße 23-25 war, der muss unweigerlich an die Ständer mit den unzähligen sauberen Hemden im Eingangsbereich denken. Doch die Wäscherei Röder macht viel mehr, als nur Hemden und Anzüge zu reinigen. Insgesamt gibt es 14 Annahmestellen in der Region, ob im Kaufhaus Vierlanden in Curslack, Nadel & Faden in Bergedorf (Reetwerder 23), Clean My Tex in Wentorf oder bei Elektro Kubelke in Schwarzenbek.
Wobei der Anteil an gewerblichen Kunden und Privatleuten mit 60:40 nahezu ausgeglichen ist. Zu den Kunden zählen unter anderem das Helmholtz-Zentrum, das Reinbeker Schloss sowie etliche Hotels von Lüneburg bis Hamburg und natürlich auch in Geesthacht.
Wäscherei Röder hat 21 Angestellte, darunter 16 Frauen
„Und während des Elbe-Hochwassers hatten wir Massen an Wäsche für die Bundeswehr. Jeden Soldaten mussten wir dabei einzeln bearbeiten“, blickt Martin Röder zurück. Besonders anspruchsvoll in der Pflege seien die zehn Meter langen Tischdecken der Körber-Stiftung, für die selbst mit der heute fortgeschritten Technik noch sechs Frauen gleichzeitig an der Wäschemangel stehen müssen.
16 Frauen und fünf Männer (im Fahrdienst) arbeiten für den Familienbetrieb, bei dem täglich bis zu zwei Tonnen Wäsche nicht nur sauber, sondern „porentief reingewaschen“ werden, um mal einen bekannten Slogan eines Waschmittelherstellers zu zitieren. Dafür laufen die Industriewaschmaschinen bis in die Nacht hinein. Damit das nicht die Nachbarn stört, sind in den Waschmaschinen extra Schalldämpfer eingebaut.
Mit der Ur-Ur-Großmutter fing am 1. Januar 1899 alles an
Angefangen hatte alles am 1. Januar 1899, als sich Elise Plotz in der Nelkenstraße 5 mit einer „Feinwäscherei und Plätterei“ selbstständig machte. Damals für eine Frau ungewöhnlich, aber die Witwe musste ihre drei Kinder ernähren. Plotz ist die Ur-Ur-Großmutter mütterlicherseits von Martin Röder.
Später wurde das Geschäft in Wäscherei Prawda umbenannt. Der Umzug an die Schillerstraße erfolgte dann 1917. Im Laufe der Jahre erfolgten an dem Haus einige An- und Umbauten. Erst zum 50. Geburtstag des Großvaters Karl-Heinrich Röder im Jahr 1971 erhielt die Wäscherei in der dritten Generation den heutigen Namen „Wäscherei Röder“. Jens Röder, Martins Vater und Sohn des 2013 verstorbenen Karl-Heinrich Röder, stieg 1972 mit ins Geschäft ein. Martin Röder arbeitet seit 1998 mit, inzwischen ist es auch auf ihn übertragen.
Früher wurde alles noch von Hand gebügelt
Heute ist die Automatisierung natürlich auch in seiner Branche fortgeschritten. „Früher musste etwa alles von Hand gebügelt werden, heute gibt es Faltmaschinen“, so Röder. Der Verbrauch von Wasser und Öl ist zurückgegangen, Chlor oder Fluor-Harze werden seit Jahren nicht mehr verwendet. Der Energieverbrauch ist durch Wärmerückgewinnung um ein Viertel reduziert. Alle Waschmittel sind biologisch abbaubar.
Nur hexen können Röders nicht. Etwa, wenn dem Hochzeitsgast am Tag der Vermählung auffällt, dass sein Anzug in die Reinigung muss. „Wir haben das schon mal von morgens bis mittags fertig gemacht und sind auch spontan, wenn es passt“, erzählt Martin Röders Vater Jens. „Aber wenn ich von Wasch-Stundenservices höre, muss ich lachen. Das geht gar nicht. Die Maschine läuft schon 70 Minuten und dann sind die Sachen noch nicht gebügelt.“
In der Regel sollten Kunden mindestens zwei Tage bevor sie die Wäsche brauchen kommen. Pro Anzug oder Kostüm werden 14,20 Euro fällig. Für Geschäftsleute interessant: die Zehner-Hemdenkarte kostet 26 Euro.
Wasch-Stundenservice? „Das geht gar nicht“
Auch bei den Profis gibt es gefürchteten Schmutz. „Blütenstaub oder Straßenschmutz – das sind unsere Endgegner.“ Aber sauber bekommt die Wäscherei Röder auch das. Genau wie die Handtücher vom Hamburger Tennisturnier mitten in der Nacht.
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2024 ist er nach einem Ausrichterwechsel nicht dabei. „Aber wer weiß? Letztes Mal war ja auch spontan und nicht geplant“, sagt Martin Röder. Ob der 18-jährige Jannes Röder einmal in der sechsten Generation bei der Familienwäscherei einsteigt, ist noch unklar.